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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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bekannt, was den Namen des Ortes erklären könnte. Diese Theorie wurde bestätigt durch zahlreiche auf die Venus anspielende Motive, die sich unter den Ornamentfragmenten befanden. Vielleicht diente das Gebäude ja gleichzeitig als Tempel und als Werkstatt. Jedenfalls konnte niemand etwas mit Sicherheit sagen.
    Quirikala oder Kerikala, der >Steinofen<, diente wahrscheinlich den Priestern Tiahuanacos als Residenz. Das Bauwerk war nur wenig erforscht, und es existierten nur noch wenige, ziemlich zerstörte Mauern, die für weitere Untersuchungen kaum etwas hergaben. Wie so viele Steine in Tiahuanaco waren auch die Quader Quirikalas für den Bau historischer Gebäude in La Paz und anderen Städten der Umgebung benutzt worden. Die schwersten Steine waren für die Eisenbahnstrecke Guaqui-La Paz sogar zu Schotter zerkleinert worden - so waren Putuni, Kalasasaya und die Mehrzahl der Statuen für immer verschwunden.
    Beim Puma Punku sah die Sache anders aus. Zwar stand dort auch nicht mehr viel, man ging jedoch davon aus, daß es ein bedeutender Ort gewesen sein mußte. Das >Tor des Puma< wurde immerhin als der zweitwichtigste Tempel nach der Kalasasaya-Anlage bezeichnet, auch wenn die meisten Quellen ihn als eine Pyramide beschrieben, die genauso groß und majestätisch gewesen sein mußte wie die Akapana-Pyramide. Nur von weitem bildeten sie eine Art Paar, denn der Abstand zwischen ihnen betrug einen Kilometer. Das Puma Punku lag im Südwesten. Die archäologischen Erkundungen hatten ergeben, daß der größte Teil des >Tors des Puma< noch unter der Erde verborgen war. Die Ausgrabungen sollten in Angriff genommen werden, sobald ausreichend Geld dafür da wäre. Auch die Puma-Punku-Pyramide hatte anscheinend sieben abwechselnd rot, grün, weiß und blau gefärbte Stufen gehabt und war von einem weiten Areal umgeben gewesen, das man durch vier Portale betrat, die dem Sonnentor ähnelten. Es waren nur die zerstörten Überreste dreier Tore übrig, die alle Reliefs mit Sonnenmotiven aufwiesen. Zwischen den Ruinen und Fragmenten, die nahezu alles bedeckten, waren noch einige Quadersteine des Fußbodens erkennbar. Sie wogen beeindruckende hundertdreißig Tonnen und waren damit die kolossalsten Steinblöcke, die jemals aus einem Steinbruch Südamerikas geschlagen wurden. Doch das >Tor des Puma< barg noch andere Geheimnisse.
    Proxi war begeistert: »Endlich! Das ist es, wonach ich gesucht habe!«
    »Fast hättest du’s aufgegeben, stimmt’s?« stichelte Jabba.
    Überraschenderweise grenzte ein Teil des Areals von Puma Punku an zwei große Hafenbecken, hinter denen sich nichts als trockenes Land und felsige Klippen erstreckten, was auf den Betrachter paradox wirkte. Obwohl der Titicacasee fast zwanzig Kilometer entfernt war, hatten geologische Untersuchungen maritime Ablagerungen und Fossilien zutage gebracht, die eindeutig von Wassertieren stammten. Auch fanden sich auf dem Gelände des Puma Punku unzählige Reste von Friesen mit Fischmotiven.
    »Die Geschichte der Yatiri, die Daniel rekonstruiert hat, stimmt!« rief Proxi zufrieden aus. »Die Kotamama-Titicaca-Lagune reichte bis an die Kaimauern des Hafens von Taipikala-Tiahuanaco. Ist das nicht phantastisch?«
    »Wiederhol das bitte!« lachte ich. »Da ist dir ja ein perfekter Zungenbrecher gelungen.«
    »Macht bloß nicht so einen Wind!« knurrte ein schlechtgelaunter dicker Wurm. »Unsere Pyramide des Reisenden haben wir jedenfalls noch nicht gefunden, und jetzt bleibt nur noch dieses lächerliche Lakaqullu übrig.«
    »Immer mit der Ruhe. Sie ist bestimmt da!« fühlte ich mich verpflichtet zu sagen. Als wir jedoch anfingen, uns über den >Steinhaufen< - wie der Name übersetzt hieß - schlau zu machen, hätte ich mir am liebsten auf die Zunge gebissen: Lakaqullu war, um es in Worte zu fassen, eine winzige Erhebung, verloren im Norden von Tiahuanaco, relativ weit entfernt von den anderen Gebäuden. Nur noch ein steinernes Tor war übrig, das als >Mondtor< bekannt war, obwohl es mit dem >Sonnentor< nichts gemein hatte.
    »Erste Voraussetzung erfüllt!« verkündete Proxi.
    »Wovon sprichst du?« fragte ich sie.
    »Ach nichts, ich rede mit mir selbst. Hör nicht hin.«
    Auch wenn es dort absolut nichts mehr zu bestaunen gab, mußte Lakaqullu anscheinend der heiligste und gefürchtetste Ort in Tiahuanaco gewesen sein. Es waren zwar noch keine Ausgrabungen erfolgt, aber man hatte in einer gewissen Tiefe des Hügels eine Unmenge jahrhundertealter Menschenknochen, insbesondere

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