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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Spanien, so daß ich meinen Jackenkragen hochschlug.
    »Nein, ihm ist nie etwas passiert«, entgegnete sie. »Flugangst muß nicht unbedingt eine konkrete Ursache haben. Natürlich kann sie eine haben, aber das, worunter Jabba leidet, ist eine Angststörung, die er einfach nicht kontrollieren kann. Ich glaube, du machst dir besser keine Sorgen mehr um ihn, Root. Du wirst ihn nicht heilen können.« »Aber ... sieh ihn dir doch an«, flüsterte ich ihr ins Ohr, damit Jabba mich nicht hörte. »Er sieht aus wie ein Zombie. Und das schon, seit wir heute morgen in El Prat abgehoben haben!«
    »Hör auf mich, Arnau«, sagte sie in energischem Ton. »Laß ihn. Es ändert eh nichts. Jabba ist überzeugt, daß Fliegen sein Tod ist, und malt sich pausenlos aus, wie er und ich letzte panische Minuten durchleben, während wir senkrecht in die Tiefe stürzen. Wahrscheinlich stellt er sich auch in allen Einzelheiten vor, wie das Flugzeug am Boden zerschellt. Das legt sich wieder, wenn wir in Bolivien angekommen sind.«
    »Der verrückte Affe«, murmelte ich.
    »Was sagst du?«
    »Ich hab mal gelesen, die alten Griechen hätten diese zügellose überbordende Phantasie, bei der einen schreckliche Bilder verfolgen, das Herz rast und man richtiggehend krank wird, den >verrückten Affen< genannt.«
    »Ja, das ist eine gute Definition. Gefällt mir. >Der verrückte Affe .<« Der Bus war mittlerweile gerammelt voll, so daß wir uns an den Metallstangen festhalten mußten. Langsam setzte er sich in Bewegung und rollte im Dämmerlicht des beginnenden Abends über das weite, offene Flugfeld. Wir hatten noch eine gute Stunde Zeit bis zu unserem nächsten und letzten Flug.
    »Eigentlich müßte ich mal meine Großmutter anrufen«, sagte ich nachdenklich. »Ich konnte mich nicht von ihr verabschieden, und ich will wissen, wie es Daniel geht.«
    »In Spanien ist es schon nach Mitternacht, Root«, antwortete sie mit einem Blick auf die Uhr.
    »Ich weiß, deshalb will ich sie ja anrufen. Jetzt sitzt sie im Krankenhaus und liest.«
    »Oder schläft.«
    »Oder plaudert auf dem Gang mit einer Altersgenossin. Das ist wohl das wahrscheinlichste.«
    »Mir dreht sich alles«, sagte Jabba auf einmal zu unserer Überraschung.
    »Das kommt bestimmt von der Erschöpfung.« Proxi strich ihm mit der Hand übers Gesicht.
    Nachdem wir eineinhalb Stunden in einer Bar verbracht und vergeblich darauf gewartet hatten, daß unser Flug nach Bolivien aufgerufen wurde, erkundigten wir uns am Informationsschalter nach dem Grund. Zum Glück, denn sonst hätten wir gar nicht mitbekommen, daß das Flugzeug der Taca Airlines, das uns nach La Paz bringen sollte, wegen unbekannter technischer Probleme erst zwei Stunden später starten würde. Ich nutzte die Zeit, um mit meiner Großmutter zu plaudern. Sie erzählte mir, Daniel ginge es unverändert und man wolle seine Behandlung nochmals umstellen. Als ich ihr erzählte, wie schlecht Jabba den Flug vertragen hatte und daß ihm vor Anspannung ganz schwindelig sei, war sie gleich alarmiert.
    »Mein Gott, und ihr seid noch nicht mal in La Paz!« rief sie besorgt. »Geh jetzt gleich zu einem Schalter und bitte für euch beide um Sauerstoff«, befahl sie. »Wie wird es ihm erst in La Paz ergehen!«
    »Warum denn, Oma?«
    »Wegen der Höhenkrankheit, Arnauchen, die Höhenkrankheit ist etwas ganz Gravierendes! Ich sag’s dir nur, weil es mich schon ein paarmal erwischt hat. Tut mir den Gefallen, geht langsam und atmet tief und ruhig, wenn ihr in Bolivien ankommt. Und trinkt viel Wasser, jeder mindestens zwei oder drei Liter!«
    Wir hatten in der Hektik gar nicht an diese sonderbare Höhenkrankheit gedacht, die uns in La Paz drohte. Eigentlich hätte der gesunde Menschenverstand uns sagen müssen, daß man bei einer Reise in ein Andenland damit rechnen mußte, diese unangenehme, durch Sauerstoffmangel ausgelöste Krankheit zu bekommen, weil die Luft dort so dünn ist. Jabba würde sie wohl am wenigsten ausmachen, da er fast jedes Wochenende irgendwelche Dreitausender bestieg.
    »Ihr könntet wenigstens in La Paz um Sauerstoff bitten«, schlug sie vor. »Aber wenn euch das zu peinlich ist, bestellt zumindest einen Cocatee. Mate de coca nennen sie diesen Kräutertee, Mate, wie in Argentinien. Du wirst sehen, der wirkt Wunder.«
    Obwohl ich wußte, daß es ihr nichts ausgemacht hätte, verkniff ich mir einen sarkastischen Kommentar. Nein, ich wollte mir lieber nicht vorstellen, wie meine ehrenwerte Großmutter halluzinogene Substanzen

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