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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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riesigen Fingerabdruck vor mir, den sie hinterlassen würde. Da beugten sich beide wortlos über den Monitor und erstarrten für eine Weile. So lange, daß ich die Rückenansicht Jabbas schließlich nicht mehr ertrug, aufstand und zu ihnen hinüberging. »Was ist los?«
    Jabba und Proxi schien es die Sprache verschlagen zu haben.
    »Hey, ich bin’s!« Ich trat näher. Jabba rückte ein Stück zur Seite, damit ich einen Blick auf den Bildschirm werfen konnte, und ich quetschte mich zwischen die beiden.
    Das erste, was ich sah, war ein recht schmeichelhaftes Foto einer lächelnden Marta Torrent. Es prangte auf der Website einer bolivianischen Tageszeitung, die El nuevo día hieß. Die Schlagzeile berichtete, daß die berühmte spanische Anthropologin soeben in La Paz angekommen sei, um an den Ausgrabungen teilzunehmen, die in Tiahuanaco durchgeführt würden. Der Rest der Nachricht, die übrigens ganz aktuell war, nämlich von ebenjenem Dienstag, dem vierten Juni, faßte zusammen, daß Señora Torrent freundlicherweise, direkt nachdem sie das Flugzeug verlassen hatte, dem Reporter Rede und Antwort gestanden habe, trotz der Erschöpfung nach der langen Reise. Sie wolle sich dem Archäologenteam um Efraín Rolando Reyes anschließen, das kürzlich mit Ausgrabungen in Puma Punku begonnen habe, um den Zwilling der Akapana-Pyramide freizulegen oder zumindest einen Teil davon. Dieser unvergleichlichen Frau, von Beruf Anthropologin und Archäologin aus Leidenschaft, die hervorragende Kontakte zur bolivianischen Regierung und zu den kulturellen und wirtschaftlichen Kreisen des Landes habe, sei es zu verdanken, daß die Ausgrabungen an der Pyramide von Puma Punku vom Bolivianischen Programm für Strategische Forschungen (BPSF) unterstützt würden. >Die Herausforderung ist immens und wird mehrere Monate in Anspruch nehmen. Wir müssen tonnenweise Erde bewegen<, habe sie gesagt. Die spanische Doctora, der die Feldforschung mehr zusage als die Arbeit am Schreibtisch, stamme aus einer Archäologenfamilie mit langer Forschungstradition in Tiahuanaco. Bereits ihr Großonkel Alfonso Torrent sei ein enger Mitarbeiter von Arturo Posnansky gewesen, und ihr Vater Carlos Torrent habe sein halbes Leben in Tiahuanaco verbracht, um die präinkaische Zeit zu rekonstruieren und das Sonnentor zu studieren. Sie habe die familiäre Leidenschaft geerbt, und ihr Familienname helfe ihr über viele der Hindernisse hinweg, denen sich Forscher so häufig gegenübersähen. Ein Beweis dafür sei die Erlaubnis, Probeausgrabungen in Lakaqullu durchzuführen, die sie erst wenige Tage zuvor telefonisch von Spanien aus eingeholt habe. >Da Lakaqullu eines der kleineren Monumente ist, wird es nicht weiter beachtet. Ich werde beweisen, daß dies ein Fehler ist.< Und der Reporter schloß mit dem Zitat: >Der Erfolg ist gewiß.<
    »Sie ist ... in Bolivien!« Proxi war entsetzt.
    Jabba spie einen derartigen Schwall Schimpfworte aus, daß der Doctora auf der anderen Seite des Atlantiks die Ohren klingeln mußten. Und ich stand ihm in nichts nach, fluchte auf katalanisch und spanisch und benutzte sämtliche englische Beleidigungen, die ich kannte. Mir kochte das Blut in den Adern: Die überstürzte Reise der Torrent nach Bolivien konnte nur eins bedeuten: Sie wollte sich die Entdeckung meines Bruders unter den Nagel reißen.
    »Sie sucht nach der Kammer!« zischte ich haßerfüllt.
    »Sie weiß von der Sache mit Lakaqullu ...«, sagte Jabba perplex.
    »Sie weiß alles, die alte ...!«:
    »Ruhig Blut, Proxi.«
    »Wie, ruhig Blut? Wie soll ich da ruhig bleiben, Marc? Siehst du denn nicht, daß sie die Kammer vor uns finden wird? Sie wird uns alles vermasseln, und Daniel kann nicht geholfen werden!«
    »Die Vorbereitung der Ausgrabungen in Lakaqullu wird sie Zeit kosten.« Ich packte mir an den Kopf - um mir die Haare zu raufen oder vielleicht, um die Mordgedanken aufzuhalten.
    »Und diese Zeit nutzen wir für unsere Reise nach Tiahuanaco!« Proxi klang entschlossen.
    Jabba wurde leichenblaß und wirkte verstört.
    »Treib Nuria auf!« brüllte ich das System an.
    Auf dem Wandbildschirm war zu verfolgen, wie der Rechner mehrere Nummern gleichzeitig anwählte, bis auf eine davon geantwortet wurde. Nuria war zu Hause. Man konnte ihrer Stimme den Schreck darüber anhören, daß ich so unerwartet abends bei ihr anrief. Ich beruhigte sie und erklärte ihr, daß ich sie nur um einen kleinen Gefallen bitten müßte: »Besorg mir drei Plätze im nächsten Flieger nach

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