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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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liefen nicht einfach so durch die Straßen wie das gemeine Volk. Sie fuhren in Droschken und Kutschen, und selbst wenn sie nicht in Begleitung unterwegs waren, erwischte man sie auf der Straße selten allein. Es wäre einfacher, sich die Hündin wiederzuholen und auf diese Weise den Verlust wettzumachen, aber selbst wenn ihm das gelänge, was dann? Die Sache bedurfte sorgfältiger Planung, und als Erstes musste Tom die Lage sondieren. Doch als er, um nur ja keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, durch eine Geheimtür im Keller der Schenke den Raum mit der Kampfarena betrat und unbemerkt in eine dunkle Ecke schlüpfte, wusste er immer noch nicht, wie er vorgehen sollte.
    Kurz nach zehn pochte jemand an die Falltür. Als sie aufschwang, hob Spanks, der Wirt, ein Mann jenseits der Lebensmitte, aber mit dem gierigen Blick und der gockelhaften Großspurigkeit eines Mannes, der noch einige Jahrzehnte vor sich zu haben glaubt, die Hand zum Gruß und schürzte die Lippen zu einem gellenden Pfiff.
    »Wie geht es Ihnen, lieber Herr Doktor?«, tönte Spanks gestelzt und entkorkte mit einem triumphierenden Knall eine Flasche Brandy. »Darf ich Ihnen ein kleines Stärkungsmittel verschreiben?«
    Es war der Captain, kein Zweifel. Er trug einen einfacheren Gehrock als den, den Tom kannte, und hatte eine Ledertasche unter dem Arm, wie sie Ärzte gern mit sich führen, aber sonst hatte er sich keine Mühe gegeben, sich zu verkleiden. Und natürlich hatte er Lady dabei. Lady. Tom musste sich am Tisch festhalten, um sich wieder zu fassen, so heftig rührte ihn ihr Anblick. Sie sah gut aus, dachte Tom. Eigentlich hatte er nicht erwartet, sie in so guter Verfassung zu sehen, und Erleichterung und Enttäuschung stritten so in ihm, dass ihm übel wurde. Sie stand dem Captain bei Fuß, den Hals gereckt, die Schnauze in der Luft. Tom verschlang sie regelrecht mit den Augen und wünschte sich, sie würde ihn bemerken; zugleich flehte er inständig, dass sie ihn nicht verriet. Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Denn die Wettkampfbegeisterten in diesem Teil der Stadt hatten bereits Wind bekommen, dass hier etwas Besonderes zu erwarten war, und so scharten sie sich um die Hündin und rempelten sich gegenseitig an, um einen besseren Blick auf sie zu erhaschen. Der Captain hob sie auf einen Tisch und stellte sich, eine Hand besitzergreifend auf ihrem Rücken, neben sie, damit alle Welt sehe, dass er ihr rechtmäßiger Besitzer war. Tom presste die Fäuste fest auf die Oberschenkel und biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuspringen und dem betrügerischen Lump einen Schlag zu verpassen, den er sein Lebtag nicht vergessen würde.
    Wie Tom erwartet hatte, war der Captain nicht allein gekommen. Er hatte zwei Begleiter bei sich. In dem einen erkannte Tom den schmalgesichtigen feinen Pinkel aus dem Badger wieder, während ihm der andere fremd war, ein Kerl mit einem Quadratschädel und einem Doppelkinn, das jedes Mal seinen steifen Kragen berührte, wenn er trank, was oft geschah. Der Captain selbst schien in ungewöhnlich ausgelassener Stimmung zu sein, weinselig. Er schwang die Beine auf einen Stuhl, goss sich ein großes Glas Brandy ein und nahm einen Schluck. Vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden, schlich sich Tom näher an seinen Tisch heran. Jetzt konnte er Lady besser sehen, zumindest ihren hinteren Körperteil, den rosa geränderten Rumpf und den abgenagten Stummelschwanz. Er musste sich mit aller Kraft zusammennehmen, um nicht den Arm auszustrecken und sie zu berühren.
    Bald schon wurden die Wetten abgeschlossen, und das Publikum platzierte lautstark bei Spanks die Einsätze. Im Ring tänzelte ein drahtiger Terrier um einen Haufen Ratten herum wie ein nervöser Freier. Nur sein Sekundant schenkte ihm überhaupt Beachtung.
    »Ein Tier wie dieses hat bestimmt eine schöne Stange Geld gekostet«, raunte der Quadratschädel dem Captain zu und nickte dabei in Richtung Lady, wobei sein Doppelkinn heftig ins Wackeln geriet.
    »Da unterschätzen Sie mich aber«, erwiderte der Captain und entblößte dabei die Zähne. »Selbstverständlich habe ich sie für weniger als die Hälfte dessen erworben, was sie tatsächlich wert ist.«
    Der Quadratschädel zog die purpurrote Stirn hoch.
    »Sagen wir mal, ihr vorheriger Besitzer war ein rechter Einfaltspinsel«, meinte der Captain gedehnt. »Ein Kanaljäger der untersten Sorte.« Der Quadratschädel verzog verächtlich den Mund. »Nun, das hat auch seine Vorteile. Zumindest für mich. Mir

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