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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Backsteinen, das Glucksen des Schlamms und das Plätschern des Wassers, das erstickte Keuchen und das angestrengte Ächzen, das Wimmern eines ertrinkenden Kätzchens, das erstickte Gurgeln, der dumpfe Schlag eines Stiefels gegen einen Körper, das hohle Plumpsen eines schweren Sacks, der ins Wasser geworfen wird – all das verband sich in Williams Geist zu einer Melodie. Er spürte sogar die glitschigen kalten Tunnelwände unter den Händen, als er sich zurücklehnte, das Brennen seines stockenden Atems in der Brust, die Steifheit der Beine, als er durch die Strömung watete. Beherrscht von der Angst, gesehen und gehört zu werden. Gesehen hatte er nur ein im Lampenlicht aufblitzendes Gesicht. Aber er hatte etwas gehört. Und er hörte es auch jetzt. Das letzte verzweifelte Aufstöhnen eines Sterbenden.
    William rang nach Luft und ergriff Pollys Hände.
    »Er hat jemanden umgebracht«, flüsterte er mit leuchtenden Augen. »Dort unten. Ich weiß es genau. Er hat jemanden umgebracht.«
    Polly sackte zusammen. Ihr Kopf sank auf die Brust, so dass ihr hochgestecktes Haar schwer in den Haarnadeln hing. Ihre Schultern zuckten, und ihre Hände, die William noch immer umklammert hielten, wurden kalt und schlaff. William starrte sie einen Moment verdutzt an, dann hob er mit einem Finger sachte ihr Kinn. Sie sah ihn mit roten, tränennassen Augen an. Sanft strich William ihr die klebrigen Haarsträhnen aus dem feuchten Gesicht.
    »Hab keine Angst, meine kleine Kreuzblume«, sagte er zärtlich. »Hier sind wir in Sicherheit.«
    Pollys Brust entrang sich ein merkwürdig erstickter Schluchzer, fast als würde sie auflachen. Dann, eine Hand auf dem Mund, die andere auf den gewölbten Bauch gepresst, lief sie wie gehetzt aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    William saß lange auf dem kalten Steinboden und dachte nach. Durch das offene Fenster drang das quiekende Lachen seines Sohnes und das leise Echo von Pollys Stimme. Mit gewohnter Sorgfalt reinigte und verband er die Wunde an seinem Bein und wischte das Blut vom Küchenboden. Das Fieber hatte ihn so sehr geschwächt, dass er immer wieder innehielt. Die Wunde an seinem Bein pochte. Als er das schmutzige Wasser weggoss, spürte er, wie sehr sich sein Körper nach Schlaf sehnte. Langsam steuerte er auf die Treppe zu. An der Schwelle blieb er stehen, die Hand auf dem Porzellanknauf der Tür. Die Fliesen waren noch immer nicht ganz sauber, an einigen Stellen war das Blut in die grauen Fugen gedrungen und hatte sie braun gefärbt. Morgen würde er versuchen, es wegzuwischen. Schwerfällig, gebeugt wie ein alter Mann, schlurfte er durch den Flur zur Treppe.
     
    In der Woche seiner Genesung versuchte William mehrmals, mit Polly über den Mord zu sprechen, dessen Zeuge er geworden war, aber sie schien für dieses Thema taub zu sein. Mit boshafter Unbekümmertheit begann sie zu singen, wenn er davon anfing, oder rief dem kleinen William zu, ihr den Nähkorb zu bringen. Ein-, zweimal, wenn sie nicht gerade saß, verließ sie das Zimmer, so schnell sie ihren zunehmend unförmigeren Körper bewegen konnte. Als hätte er gar nichts gesagt. Gegenüber dem kleinen William zeigte sie sich fröhlich und liebevoll wie immer, auch wenn ihre fortgeschrittene Schwangerschaft sie müde und kurzatmig machte. William sprach sie nur an, wenn es absolut unumgänglich war, und dann in einem Tonfall spröder Höflichkeit, den er nicht an ihr kannte. Sie war eine pflichtbewusste Krankenschwester, die ihm das Bett machte, ihm Suppe und Kräutertee brachte und ihm sogar vorlas, wenn er zu erschöpft war, um den Worten auf dem Papier zu folgen. Aber sie würdigte ihn kaum eines Blickes. Die goldenen Sprenkel in ihren Augen waren hart und glanzlos wie beschlagenes Messing. Sämtliche Küchenmesser wie auch Williams Rasiermesser und den Brieföffner hatte sie in einem hohen Schrank weggesperrt. Der eiserne Schlüssel baumelte an ihrem Gürtel wie der eines Gefängniswärters. Als der kleine William damit spielen wollte, schlug sie ihm so heftig auf die Finger, dass er weinte. Später, als sich der Kleine in ihren Schoß schmiegte und die Augen schloss, strich sie ihm übers Haar, und in ihren karamellbraunen Augen schimmerten Tränen. Nachts schlief sie mit dem Schlüssel unter ihrem Kopfkissen.
    Sobald William einigermaßen bei Kräften war, drängte sie ihn, wieder zur Arbeit zu gehen. »Du trägst Verantwortung, falls du das vergessen hast«, wies sie ihn grimmig zurecht. »Andere würden

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