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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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schmeißen sich an deinen Mr. Lovage heran, während du hier winselnd im Bett liegst. Mach dir das mal klar.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an. Gram zerfurchte ihre Stirn, und sie knetete aufgeregt ihre Schürze. William entdeckte Tränen in ihren Augen. Die harten, goldenen Flecken zerflossen zum hellen Kupferton wässrigen Tees. Ihm krampfte sich der Magen zusammen.
    »Warum nur, William?«, fragte sie. Ihre Wut war plötzlich erloschen, ihre Stimme leise und kraftlos. Eine dicke Träne lief ihr die Wange hinunter. »Wir sind doch glücklich? Oder etwa nicht?«
    William sah sie verzweifelt an. Er hätte sie gern getröstet, aber sein Herz war hohl und leer. Er hatte nicht den geringsten Trost für sie. Auch seine Knochen waren hohl, so brüchig, dass sie jeden Augenblick entzweigehen konnten. Wie eine Maus, die hinter der Fußbodenleiste herumscharrt, regte sich tief in seinem Schädel das brennende Verlangen, sich zu schneiden.
    Polly wischte sich mit der Schürze über die feuchten Wangen, nahm die Schüssel mit dem schmutzigen Wasser und zwang sich zu einem Lächeln. »Du hast schon wieder ein bisschen Farbe im Gesicht, das freut mich. Anscheinend bist du auf dem Weg der Besserung. Ich bring dir etwas Suppe, und dann wird es Zeit, dass du aufstehst. Ich habe deine Hose geflickt und gebügelt, aber sie hat wohl sehr gelitten. Trotzdem, am Montag möchtest du bestimmt wieder zur Arbeit gehen. Wie sagt Mr. Lovage immer: Wir dürfen keine Zeit verlieren. Nicht wahr? Und abends wollen wir dich für uns haben. Für Di und mich war es ganz schön langweilig ohne dich.«
    Ohne eine Reaktion abzuwarten, eilte sie aus dem Zimmer. Mit geschlossenen Augen hörte William, wie sie vom Treppenabsatz aus nach dem Kind rief und kurz darauf dessen gedämpft heraufklingende Antwort und das Ächzen der Stufen, als Polly zur Küche hinunterging. Er empfand nichts. Die harschen Worte seiner Frau hatten ihn nur schwach berührt und nicht überzeugt. Sie verflüchtigten sich wie Rauch, während die düstere Begierde, sich zu schneiden, übermächtig wurde, ihm in Brust und Kehle drang und die brüchigen, leer geschabten Knochen mit einem alles verschlingenden schwarzen Feuer überzog. Die Glut versengte ihm die Fußsohlen und setzte seine Haarwurzeln in Flammen. Seine Haut brannte.
    Zitternd schob William die Bettdecke zurück. Als er sich aufzusetzen versuchte, schwankte das Zimmer, und er musste sich auf die Matratze stützen, um nicht zurückzusinken. Ans eiserne Bettgestell geklammert, schwang er die Füße auf den Boden und stellte sich mit schlotternden Knien auf. Das Verlangen nach dem Messer jagte ihm durch den Körper wie ein loderndes Feuer. Sein ganzer Leib stand in Flammen und schrie nach Erlösung. Der grobe Verbandsmull scheuerte auf der wunden Haut. Er riss ihn herunter, während er durchs Zimmer taumelte. Die Küche. In der Küche gab es Messer. Und dann trat aus dem Nebel der Erinnerungen plötzlich ein gestochen scharfes Bild hervor. Der dunkle Tunnel. Der tote Körper. Das Geräusch von Schritten im Wasser. Seine Hand, die das Messer in der Hosentasche umklammerte. Er wirbelte herum. Doch seine Hose hing nicht wie gewöhnlich über der Stuhllehne. Er musste sie finden. Er musste das Messer finden. Er riss die Schlafzimmertür auf und torkelte den schmalen Flur entlang. Die Treppe verschwamm vor seinen Augen, wich vor ihm zurück und stürzte gefährlich in die Tiefe. Die Beine knickten ihm ein. Die Gier schnürte ihm die Kehle zu.
    Das wackelige Geländer mit beiden Händen umklammernd, tastete er sich die Stufen hinunter. Am Fuß der Treppe stolperte er und schlug mit dem Kopf an eine scharfe Mauerkante. Ein Sonnenstrahl drang durch die Buntglasscheibe der Haustür und warf rote und purpurne Flecken auf den blank gescheuerten Fliesenboden und auf seine Hände. Er spürte, wie ihm das Blut aus der Kopfwunde ins Haar sickerte. Blut. Die klebrige Wärme versetzte ihn in Erregung. Er betastete die Verletzung und leckte die Finger ab. Die rasende Begierde war jetzt nicht mehr zu bändigen. Ein Aufschrei stieg aus seinem Innern, drückte ihm gegen das Zwerchfell und presste ihm die Lunge in die Kehle. Er versuchte aufzustehen, doch die Beine gehorchten ihm nicht.
    Also kroch er auf allen vieren weiter. Als sich das Nachthemd zwischen seinen Beinen verfing, zerrte er so heftig daran, dass der dünne Baumwollstoff bis zur Hüfte zerriss. Seine feuchten Hände hinterließen auf den Fliesen graue Schatten. Er atmete in

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