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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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zusammen, in seinem Mund war bitterer Gallengeschmack. Als er Polly erneut auf der Treppe hörte, wagte er nicht aufzublicken. Vielmehr streckte er den verletzten Arm aus, die Finger gespreizt in verzweifeltem Flehen. Der blutbefleckte Verband lag achtlos hingeworfen auf der Bettdecke.
    Auf der Türschwelle blieb Polly abrupt stehen und schnappte keuchend nach Luft. Ihre weiten Röcke verdunkelten den Rahmen.
    »Di, geh wieder runter.«
    Erschrocken über ihren scharfen Ton, gehorchte der Kleine ohne Widerrede. William und Polly lauschten dem dumpfen Schlag, als er die letzten Treppenstufen in den engen Flur hinuntersprang. Dann schloss Polly die Tür und goss Wasser in die Schüssel auf dem Waschtisch.
    »Was um Himmels willen hast du da angestellt?«, schimpfte sie, griff nach dem Verband und wickelte ihn so fest um Williams Arm, dass seine Fingerspitzen anfingen zu kribbeln. Als sie fertig war, ging sie neben dem Bett in die Hocke und wischte, behindert durch ihren dicken Bauch, mit einem zusammengeknüllten Lappen den Boden auf. Ihr kastanienbraunes Haar war von weißen Strähnen durchzogen, und auf der blassen Haut unter ihrem Scheitel schimmerte ein rötlicher Fleck. William hielt den Blick fest auf diese Stelle gerichtet, bemüht, nicht die Fassung zu verlieren.
    »Was ist passiert?«, flüsterte er.
    »Du warst krank, Liebster, das ist alles. Wenn ich aufgewischt habe, bringe ich dir eine Brühe, das beruhigt den Magen. Der nette Mr. Mitchell hat mir gestern ein paar schöne Knochen dazugepackt, als er gehört hat, wie schlecht es dir geht.«
    Sie wischte energisch über die Dielen, ohne ihn anzusehen. William hatte ein ziehendes Gefühl im Magen, als würde er unendlich tief durch einen Einstiegsschacht fallen.
    »Aber vorher«, fragte er. »Als ich …? Ich … ich liege wohl schon eine ganze Weile hier im Bett?«
    »Es ist dir sehr schlecht gegangen«, sagte Polly munter und tauchte den Lappen in die Schüssel. »Du hast im Fieberwahn geredet und furchtbar getobt. Aber das haben wir überstanden. Am besten, du vergisst es und konzentrierst dich darauf, wieder gesund zu werden.«
    »Aber …?«
    »Am Dienstagmorgen haben die Konstabler dich nach Hause gebracht, gegen fünf Uhr, glaube ich. Di ist von dem Lärm aufgewacht und die halbe Straße vermutlich auch, denn du hast gebrüllt wie am Spieß.« Polly hielt inne, den ausgewrungenen Lappen wie ein Seil in der Hand. Dann fuhr sie mit neuer Entschlossenheit fort, den Boden zu wischen. »Heute ist Samstag.«
    Vier Tage. Er lag also schon vier Tage hier. Er beruhigte sich ein wenig, auch wenn er nicht hätte sagen können, warum.
    »Trotzdem haben wir allen Grund, dankbar zu sein«, fuhr Polly im selben munteren Ton fort. »Wer weiß, was mit dir passiert wäre, wenn sie dich nicht entdeckt hätten. Sie haben dich halb erfroren am Fluss gefunden, mit zerrissenen Kleidern, voller Dreck, das Gesicht totenbleich. Ganz abgesehen davon, dass man dir deine besten Steckknöpfe vom Hemd gerissen hat.« Polly hörte auf zu wischen und schüttelte den Kopf. Sie lachte, als hätte sie den Mund voll spitzer Nadeln. »Was um alles in der Welt hattest du an einem so bitterkalten Abend da draußen zu suchen, mein Schatz? Du kannst von Glück reden, dass du noch lebst.«
    »So, kann ich das?«
    Irgendwie war ihm das mit einem Seufzer einfach so herausgerutscht. Polly warf ihren Lappen auf den Boden und packte William an den Handgelenken. Ihre Finger gruben sich in sein wundes Fleisch. Ihr rosafarbener Mund war jetzt nur noch ein harter weißer Strich, und die goldenen Sprenkel in ihren Augen blitzten vor Zorn.
    »Du hörst sofort auf damit, verstanden? Ich dulde solche Reden nicht, jedenfalls nicht, solange ich in diesem Haus lebe. Ich werde nicht zulassen, dass du uns zugrunde richtest. Und wenn du einen Pakt mit dem Teufel persönlich geschlossen hast, ich werde jedenfalls nicht tatenlos zusehen, wenn du alles daransetzt, dass man uns in die Gosse wirft. Was glaubst du eigentlich, was aus uns wird, wenn du dich hinlegst und erfrierst? Wenn du so weitermachst … wenn du … wenn du dir weiterhin so etwas antust?« Ihre Stimme versagte, sie hob den Kopf und sah aus dem Fenster. »Meinst du vielleicht, deine innig geliebte Baubehörde schert sich darum, ob wir ein Dach über dem Kopf oder etwas zu essen haben? Oder was aus Di oder dem Baby wird, wenn es geboren ist? Es gibt Hunderte, die nur darauf warten, deinen Posten zu übernehmen. Sie sind längst dort und

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