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Der Verräter von Westminster

Der Verräter von Westminster

Titel: Der Verräter von Westminster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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heißt Gower. Er hat mich angegriffen. Der Fremde wollte mir helfen, aber da Gower stärker war, konnte er nichts gegen ihn ausrichten. Ich hatte keine Möglichkeit, ihn zu retten. Dann hat Gower mich noch einmal angegriffen, aber diesmal war ich darauf gefasst und habe ihn überwältigt. Sehen Sie nach meiner Dienstmarke, dann wissen Sie, wer ich bin.«
    Erneut sahen die beiden Beamten einander zweifelnd an. Schließlich trat einer äußerst vorsichtig zu Pitt, hielt dessen Jackett mit einer Hand auf und tastete mit der anderen in seiner Innentasche.
    »Da is’ nix, Sir«, sagte er und zog die Hand rasch fort.
    »In der Tasche befinden sich meine Dienstmarke und mein Pass«, gab Pitt zurück, während allmählich Panik in ihm aufstieg. Das konnte gar nicht anders sein, denn als er den Zug in Shoreham bestiegen hatte, waren beide noch da gewesen. Er erinnerte sich genau, dass er sie in die Tasche gesteckt hatte.
    »Nein, Sir«, wiederholte der Beamte. »Ihre Tasche is’ völlig leer. Da is’ überhaupt nix drin. Warum komm’n Se nich einfach ruhig mit? Hat doch kein’n Sinn, hier großes Theater zu mach’n. Das schad’t Ihn’n nur, Sir.« Er wandte sich dem anderen Fahrgast zu. »Viel’n Dank für Ihre Mühe, Sir. Wir ham Ihr’n Nam’n un’ Ihre Anschrift notiert un’ meld’n uns, wenn wir Se noch mal bemüh’n müss’n.«
    Pitt holte Luft, um sich erneut zu verteidigen, sah dann aber die Sinnlosigkeit eines solchen Versuches ein. Allem Anschein nach war ihm sein Pass mitsamt der Dienstmarke während des Kampfes aus der Tasche gefallen, auch wenn er sich das nicht recht vorstellen konnte, denn es war eine tiefe Tasche. Ob Gower beides rasch herausgezogen hatte, als er ihn gegen das Geländer gedrängt hatte? Er hatte nicht weiter darauf geachtet, weil er sich verzweifelt gegen den Angriff gewehrt hatte. Er wandte sich einem der beiden Beamten zu.

    »Ich bin über Southampton aus Frankreich gekommen«, sagte er mit plötzlich aufkeimender Hoffnung. »Da muss ich meinen Pass ja wohl bei mir gehabt haben, sonst hätte man mich gar nicht ins Land gelassen. Meine Dienstmarke war in derselben Tasche. Das beweist doch wohl, dass man mich bestohlen hat.«
    Kopfschüttelnd sah ihn der Beamte an. »Ich weiß nur, dass Sie in dem Zug war’n, Sir. Ich hab keine Ahnung, wo Se eingestieg’n sind oder wo Se vorher war’n. Komm’n Se einfach mit, un’ wir klär’n alles auf der Wache. Mach’n Se uns kein’n Ärger, Sir, Sie sitz’n auch so schon tief genug in der Tinte.«
    »Haben Sie ein Telefon auf der Wache?«, erkundigte sich Pitt, während er sich abführen ließ. Weiter zu argumentieren hatte keinen Sinn. Dabei würde er nur den Kürzeren ziehen, und außerdem wäre das entwürdigend. Inzwischen hatte sich um die kleine Gruppe eine beträchtliche Menschenmenge angesammelt. In diesem Augenblick war es ihm unmöglich, Bedauern über Gowers Tod zu empfinden, wohl aber schmerzte und bekümmerte ihn der Tod des Mannes, der ihm zu Hilfe gekommen war.
    »Haben Sie ein Telefon auf der Wache?«, fragte er erneut.
    »Selbstverständlich, Sir. Falls Sie Angehörigen Bescheid sag’n woll’n, ruf ’n wir die gerne an, damit die wiss’n, wo Se sind«, versprach er.
    »Vielen Dank.«
    Auf der Polizeiwache wurde Pitt sogleich in eine Zelle geführt und die Tür hinter ihm verschlossen.
    »Mein Telefonat!«, sagte er mit fordernder Stimme.
    »Das erledig’n wir für Sie, Sir. Wen soll’n wir anruf ’n?«
    Pitt hatte hin und her überlegt. Falls er zu Hause anrief, würde sich Charlotte ängstigen und Sorgen machen, ohne dass sie etwas hätte tun können. Da war es weit klüger, Narraway anzurufen, der das entsetzliche Durcheinander entwirren
würde und Charlotte anschließend beruhigen konnte. Daher sagte er: »Victor Narraway.«
    »Is’ das ’n Verwandter?«, fragte der Beamte misstrauisch
    »Mein Schwager«, log Pitt rasch. Er nannte ihnen die Nummer der Dienststelle in Lisson Grove. »Das ist sein Büro. Entweder ist er da, oder die Leute wissen, wo man ihn finden kann.«
    »So spät noch, Sir?«
    »Das Büro ist Tag und Nacht besetzt. Rufen Sie bitte einfach an.«
    »Wie Se wünschen.«
    »Danke.« Pitt setzte sich auf die harte hölzerne Pritsche und wartete. Er durfte auf keinen Fall die Ruhe verlieren. Alles würde sich binnen weniger Minuten aufklären. Dann wäre dieser Teil des Alptraums vorüber. Danach würde er sich mit dem Verrat Gowers beschäftigen müssen, der jetzt tot war. In der Stille

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