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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ich.
    Keine Antwort.
    Ich zog das Flugblatt von der Tür auf der anderen Seite des Ganges, betrat Crawleys Apartment und schloss die Tür hinter mir.
    Ich machte einen raschen Durchgang durch die Wohnung. Helle Wände, heller Teppich. Linoleumboden in der Küche rechts von mir. Großes Panoramafenster mit halb heruntergelassenen weißen Jalousien. Möbel von schlichter, moderner Eleganz: Futoncouch, Clubsessel, gläserner Couchtisch mit Ausgaben von Forbes und Foreign Affairs darauf. Bücherregale prall voll mit seriös aussehenden Bänden über Geschichte und Politologie. Schreibtisch und schwarzer Ledersessel. Großer Fernseher mit externen Lautsprechern. Ein paar Grünpflanzen.
    Links von mir war eine Falttür. Ich schob sie auf und sah eine Waschmaschine und einen Trockner.
    Auf der rechten Seite lag die Küche. Ich ging hinein und sah mich um. Im Kühlschrank war eine Packung Magermilch, Joghurt, ein Tupperdose mit Nudeln, ein Glas Spaghettisauce. Alles war sauber, ordentlich, durchorganisiert. Ein funktionaler Raum, dafür gedacht, schlichte Mahlzeiten zuzubereiten und zu essen, und für nichts weiter. Anscheinend lebte Crawley allein. Single oder kinderlos geschieden. Kämen hier regelmäßig Kinder zu Besuch, wäre die Wohnung größer.
    Schlafzimmer und Bad bestätigten meinen Eindruck. Ein großes Bett auf einer Plattform, aber daneben nur ein Nachttisch mit Leselampe und digitalem Wecker. Im Bad Toilettenartikel für den Herrn, ordentlich auf dem Waschtisch aufgereiht. Der Raum war leicht feucht, bestimmt noch von der morgendlichen Dusche.
    Ich stellte mir vor, wie Crawley am Abend nach Hause kam. Sein Gang durch die Wohnung würde entscheiden, welche Position ich einnahm. Wo würde er zuerst stehen bleiben? Mal sehen: Er kommt rein, wirft die Post auf den Couchtisch. Es war kalt draußen, wahrscheinlich würde er eine Jacke tragen. Wo war die Garderobe?
    Vom Wohnzimmer ging eine Abstellkammer ab. Ich sah hinein. Kartons von einer Stereoanlage. Ein Staubsauger. Ein Satz Hanteln mit einer dünnen Staubschicht darauf. Und über die gesamte Länge des Raumes eine dicke hölzerne Kleiderstange, an der ein paar leere Plastikbügel baumelten. In der Mitte wurde die Stange von einem Winkelhaken gestützt, der an der Wand befestigt war. Ich drückte probeweise darauf und war zufrieden mit seiner Stabilität. Perfekt.
    Aber keine Jacken. Die Kammer diente offenbar nur als Stauraum für selten benutzte Dinge. Ich ging zurück ins Schlafzimmer. An der Zwischenwand zum Bad befand sich ein Schrank mit Schiebetüren. Ich öffnete sie. Ja, das war sein Kleiderschrank. Vier Anzüge, mit einem leeren Bügel für den fünften. Fünf Hemden, fünf weitere leere Bügel. Ein Hemd hatte er an, vier waren vermutlich in der Reinigung. Ein Dutzend Krawatten. Ein Mantel, eine halblange Lederjacke. Noch ein leerer Bügel.
    Ich sah, dass er ein ordentlicher Mensch war, ein Mensch, der gern alles an Ort und Stelle hatte. Also gut, er legt die Post ab, geht dann gleich ins Schlafzimmer, hängt die Jacke in den Schrank. Den Anzug ebenso, möglicherweise geht er auf die Toilette, dann zurück ins Wohnzimmer, um die Post durchzusehen, dabei schaltet er CNN ein oder C-SPAN, anschließend vielleicht in die Küche, um was zu essen. Prima.
    Ich ging zurück in die Abstellkammer und nahm die Betäubungspistole heraus. Auf der Fahrt von Washington hierher hatte ich sie bereits getestet, und sie hatte vorschriftsmäßig funktioniert. Als ich auf den diskret an der Seite angebrachten Auslöser drückte, züngelte ein befriedigender blauer Bogen aus Elektrizität zwischen den Elektroden. Ich breitete einen Teil der Plastikfolie auf dem Boden der Kammer aus, nahm die anderen Gegenstände aus meiner Aktentasche, zog die Windjacke aus, faltete sie zusammen und legte alles auf die Folie. Ich wollte keinerlei Teppichfasern auf meiner Kleidung. Die Überschuhe, die ich schon trug, würden meine Füße schützen. Dann setzte ich mich in einen der Ledersessel und wartete.
    Als die Sonne vor dem Panoramafenster versank, wurde der Raum kurz hell erleuchtet, dann verdunkelte er sich zusehends, während es Abend wurde. Ich schaltete das Licht in der Abstellkammer an. Ich wollte nicht, dass sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Crawley würde das Licht anmachen, wenn er hereinkam, und dann mussten meine Augen sofort bereit sein.
    Alle halbe Stunde stand ich auf und ging ein bisschen herum, um beweglich zu bleiben. Der Kaffee machte sich bemerkbar, und

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