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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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hattest jede Menge Blut verloren. Zum Glück war ich da und hab dir rund ’nen Liter geborgt. Also wundere dich nicht, wenn dein Schwanz jetzt ungefähr doppelt so groß ist, wie du ihn in Erinnerung hattest.«
    Ich lachte matt. »Meinst du, ich hab von jetzt an auch ein ganz spezielles Interesse an Schafen?«
    Er grinste wieder. »Nun werd mal nicht gleich übermütig. Aber wie dem auch sei, freu dich der Tatsache, dass du jetzt einen Liter Dox in dir rumschwappen hast. Es gibt Leute, die würden viel Geld für so eine Ehre bezahlen, und du hast es umsonst gekriegt.«
    Ich nickte und musste das alles erst mal verdauen. »Danke«, sagte ich und sah ihn an.
    Er schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Ich hab dir doch gesagt, du warst in Afghanistan gut zu mir. So was vergesse ich nicht.«
    »Tja, schätze, dann sind wir quitt«, sagte ich.
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Du redest ja schon wie ich! Mein Gott, Junge, das Zeug wirkt aber schnell.«
     
    Am nächsten Tag, nachdem wir das Hotel gewechselt hatten, riefen wir Kanezaki über Dox’ Handy an und schalteten den Laut sprecher ein.
    »Ich hab schon immer befürchtet, dass ihr beide euch zusammentut«, sagte er.
    Dox grinste. »Na, irgendwer muss doch die freie Welt vor den Mächten der Finsternis retten«, sagte er.
    »Sie sind näher an der Wahrheit, als Sie glauben«, erwiderte Kanezaki.
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    »Ich kann jetzt nicht genauer werden. Aber ich bin sicher, dass es morgen in sämtlichen Nachrichten kommt. Dann reden wir darüber.«
    »Die zweihunderttausend?«, fragte ich.
    »Die Summe wurde bereits überwiesen. Glückwunsch.«
    Das war gut. Bei unserem überhasteten Rückzug hatten Dox, und ich das Fernglas und das Parabolmikro zurückgelassen, und ich war etwas in Sorge gewesen, dass Kanezaki den Standpunkt vertreten würde, derlei Beweisstücke wären schlecht mit der simplen Insidertat zu erklären, die wir besprochen hatten. Offenbar sah er aber kein Problem. Ich war gespannt auf die Begründung.
    »Apropos zweihunderttausend«, sagte Dox. »Sie haben mich übers Ohr gehauen, mein Lieber. Soeben haben sich meine Preise erhöht.«
    »Sehen Sie, genau das hatte ich befürchtet«, sagte Kanezaki. »Eine verdammte Gewerkschaft.«
    Wir lachten alle. Kanezaki fragte: »Wie hat das mit dem Arzt geklappt?« Eine Erinnerung daran, dass er mir geholfen hatte, als ich ihn brauchte.
    »Na ja, er hat mir einen Liter von Dox’ Blut verpasst«, sagte ich. »Das müsste reichen für eine Anklage wegen Verletzung der ärztlichen Sorgfaltspflicht.«
    »Dunkelrotes Viagra!«, krähte Dox, und wir mussten wieder lachen.
    »Lesen Sie die Zeitungen«, sagte Kanezaki. »Sie werden sehen, was Sie getan haben. Sie sollten verdammt stolz auf sich sein, ganz im Ernst.«
     
    Abends kam es auf CNN. Eine Gemeinschaftsaktion der Hongkonger Polizei und der CIA hatte am Kwai Chung Containerhafen den Verkauf von Raketen mit nuklearen Sprengköpfen verhindert. Etliche arabische Terroristen waren darin verwickelt gewesen und bei einer Schießerei getötet worden. Ein CIA-Officer, dessen Identität nicht bekannt werden durfte, war bei der Aktion verwundet worden. Sämtliche Raketen waren beschlagnahmt worden. Es war keine Rede von einer Reisetasche mit fünf Millionen US-Dollar darin.
    Offensichtlich hatte Hilger überlebt. Vielleicht war es ihm schließlich doch gelungen, dem Araber eine Kugel zu verpassen. Kein Wunder, dass Kanezaki sich nicht über das zurückgelassene Fernglas und das Parabolmikro aufgeregt hatte. Anscheinend waren die Sachen wunderbar mit der neuen offiziellen Darstellung in Einklang zu bringen.
    Am nächsten Morgen überprüfte ich mein entsprechendes Offshore-Konto. Die zweihunderttausend waren da, wie Kanezaki versprochen hatte – fünfzigtausend waren im Voraus gezahlt worden, hundertfünfzigtausend waren tags zuvor eingegangen.
    Dox hatte mir die Nummer seines Kontos gegeben. Ich überwies ihm die ganzen zweihunderttausend. Meine Art, Dankeschön zu sagen.
    Ich rief Kanezaki von einer Telefonzelle aus an.
    »Ich hab die Nachrichten gesehen«, sagte ich. »Schon wieder ein heldenhafter Erfolg für die Verteidiger der freien Welt.«
    Er lachte leise. »Seien Sie froh. Mit dieser Version ist allen gedient – vor allen Dingen Ihnen. Hier stellt keiner die offizielle Version in Frage. Im Gegenteil, alle sind nur damit beschäftigt, selbst ein bisschen was vom Ruhm einzuheimsen. Und kein Mensch stellt noch irgendwelche Fragen

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