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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Kapsel zwischen meinen Fingern zusammen, die Versiegelung öffnete sich lautlos und gab den Inhalt frei. Den Oberkörper hatte ich dabei so gedreht, dass er meine Bewegung vor den Kameras an der Decke verbarg. Geschafft. Ich sank zurück auf meinen Stuhl, das Tonic Water in der Hand.
    Während der nächsten Runde rührte Belghazi sein Getränk nicht an, auch nicht in der danach. Das Eis im Glas schmolz langsam, und allmählich fürchtete ich, dass eine der Kellnerinnen ihm ein neues bringen würde. Natürlich hatte ich noch eine Ersatzkapsel, aber ich wollte das riskante Manöver nur ungern wiederholen.
    Wie sich herausstellte, war das auch nicht notwendig. Nach der fünften Runde griff Belghazi nach seinem Glas und trank. Ein Schluck. Pause, dann noch einer. Er stellte das Glas wieder hin.
    Das reichte. Es war Zeit für mich zu gehen. Ich spielte noch einmal mit, dann sammelte ich meine Chips ein. »Viel Glück noch«, sagte ich zu ihm und stand auf.
    »Schon genug?«, fragte er.
    Ich war noch keine Stunde da – ein Nichts im Vergleich zu den hartgesottenen Spielern im Raum. Ich merkte, dass er immer noch sondierte. Wie ein Cop hatte er ein Gespür für Unregelmäßigkeiten. Ich nickte und lächelte. »Ich hab gelernt aufzuhören, solange mir das Glück hold ist«, erwiderte ich und hielt meine Chips hoch.
    Er lächelte zurück, sein Blick so kühl wie immer. »Ja, das ist ratsam«, sagte er.
    Ehe ich das Kasino verließ, ging ich noch rasch in eine der Herrentoiletten. Eine volle Blase würde im Verlauf des Abends sehr störend sein, und außerdem wollte ich mir gründlich die Hände waschen. Mit Staphylokokken ist nicht zu spaßen, und ich hatte nicht vor, mich unabsichtlich selbst zu infizieren.
    Ich fuhr mit dem Taxi zum Oriental und ging geradewegs in mein Zimmer. Keiko war nicht da, wahrscheinlich spielte sie noch mit dem Geld, das ich ihr gegeben hatte. Ich nahm mir alles Notwendige aus dem Safe, verstaute es in einem kleinen Rucksack, den ich extra dafür gekauft hatte, und eilte zu Belghazis Suite. Ihm würde bald schlecht werden, und es war zu erwarten, dass er dann umgehend zurückkommen würde. Ich musste schon vor ihm dort sein, denn ansonsten würde er vielleicht den Sicherheitsriegel vorlegen – technisch einfach, aber von außen eben nicht zu knacken –, und ich hätte die Gelegenheit vertan.
    Bevor ich hineinging, benutzte ich die Soldier-Vision. Die Blondine hatte gesagt, sie wollte Craps spielen, aber es kommt ja vor, dass Leute es sich anders überlegen. Das Zimmer war leer, und ich trat mit Hilfe meines selbstgemachten Generalschlüssels ein. Mich in einem Schrank zu verstecken oder unters Bett zu legen, wäre schön einfach gewesen, doch da würden die Bodyguards als Erstes nachsehen, wenn sie die Räumlichkeiten auch nur flüchtig durchsuchten. Stattdessen schlich ich hastig zu dem größeren der beiden Badezimmer der Suite. Auf dem breiten Waschtisch waren hinter dem Becken zwei Sammlungen Toilettenartikel angeordnet – Belghazis, vermutlich, und die der Frau.
    Die Platte des Waschtisches ruhte auf einer senkrechten Marmorplatte, die etwa so breit wie das Waschbecken war und bis zum Boden ging. Ich holte eine Minitaschenlampe aus dem Rucksack – sieben Zentimeter, sechzig Gramm, fünfzehn grellweiße Lumen –, ging in die Hocke und schaute hinter die Platte. Warm- und Kaltwasserleitungen liefen von der Armatur nach unten und verschwanden in der Wand. Ich sah die geschwungene Unterseite des Keramikwaschbeckens, von der ein Abflussrohr zuerst abwärts und dann im Bogen wieder nach oben verlief, wo es zusammen mit den Wasserleitungen in der Rückwand verschwand.
    Ich lächelte. Wenn Belghazi ein bescheideneres Zimmer genommen hätte, wäre mir diese Möglichkeit verschlossen gewesen, und ich hätte mir etwas weniger Optimales einfallen lassen müssen. Hier jedoch war der Waschtisch so groß, dass eine beträchtliche Lücke zwischen der senkrechten Marmorplatte und der Rückwand blieb. Es würde ein wenig eng werden, aber für einen Mann meiner Größe reichte der Platz gerade aus. Es war unbequem, aber erträglich. Ich hatte weiß Gott schon Schlimmeres erlebt und rechnete ohnehin nicht damit, lange warten zu müssen.
    Falls die Bodyguards ihr Geld wert waren, würden sie die Suite durchsuchen, ehe Belghazi hereinkam, das war mir klar. Aber mir war auch klar, dass Belghazi in seinem Zustand allein sein wollte und sie daher vermutlich rausschicken würde – falls er sie überhaupt

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