Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
geheimdienstlichen Informationen reagieren, die wir liefern. Deshalb sind wir selbst mit den Aktionen betraut worden. Und wir führen sie durch.«
    Ich wartete ab, ließ ihn weiter reden.
    »Wir haben jetzt also einen neuen Auftrag: Anschläge wie den elften September zu verhindern. Terroristische Angriffe vorauszusehen und zu vereiteln. Wir haben die Aufgabe, alles Notwendige zu tun – und ich meine wirklich alles –, um das internationale Netzwerk der Terroristen zu zerschlagen: ihre Geldgeber, die Waffenlieferanten, die Vermittler.«
    Ich nickte. »Und ihr braucht mich für diesen ›alles‹-Teil.«
    »Natürlich«, sagte er beinahe ungeduldig. Diesmal war ich mir sicher, dass er sich das von Tatsu abgeschaut hatte, der das Wort gern so aussprach, dass ein unterschwelliges Bist du immer so schwer von Begriff? mitschwang.
    Er hob seine Tasse und trank einen Schluck. »Sie müssen wissen, einige der betroffenen Personen genießen hohen politischen Schutz. Manche von ihnen sind theoretisch sogar US-Bürger.«
    »Theoretisch?«
    Er zuckte die Achseln. »Sie könnten auch als Angehörige feindlicher Kampftruppen eingestuft werden.«
    Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«, fragte er.
    Ich lächelte. »Ich denke gerade darüber danach, wie sehr doch der Zweck die Mittel heiligt.«
    »Manchmal ist das so.«
    »Deren Zweck oder nur Ihrer?«
    »Sparen wir uns die philosophische Debatte«, sagte er. »Entscheidend ist, dass selbst nach dem elften September, dass selbst im derzeitigen, auf Sicherheit bedachten Klima es nicht ratsam wäre, einige dieser Leute einfach zu eliminieren. Und ganz sicher nicht mit einer Hellfire-Rakete. Es wäre besser, wenn ihr Ableben irgendwie … Sie wissen schon, natürlich wirken würde.«
    »Mal angenommen, ich wäre interessiert, was ich nicht bin, was spränge für mich dabei raus?«
    »Sie sind nicht interessiert? Für jemanden, der nicht interessiert ist, haben Sie aber ziemlich viel Mühe auf sich genommen, um mich zu treffen.«
    »Es war keine Mühe. Ich war wegen einer Frau hier. Als ich herausgefunden habe, dass sie für euch arbeitet, musste ich die Sache beenden. Und jetzt schlage ich einfach noch ein bisschen die Zeit tot, bevor ich wieder nach Hause fahre.«
    Falls er erstaunt darüber war, dass ich von seinem Kontakt zu Naomi wusste, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er sah mich an und sagte: »Manche Leute glauben, dass Sie in Rio zu Hause sind.«
    Ich erwiderte seinen Blick, und etwas in meinen Augen brachte ihn dazu wegzuschauen. »Kanezaki, wenn Sie versuchen, mich auszufragen, vergeuden Sie nur Ihre Zeit«, sagte ich. »Aber wenn ich das Gefühl bekomme, Ihr Schwachsinn à la ›Ich hab in Langley einen Kurs über verbale Manipulation belegt‹ soll eine leise Drohung sein, dann eliminiere ich Sie, bevor Sie auch nur die Chance haben, um Ihr Leben zu flehen.«
    Die Angst entströmte ihm wie ein spürbarer kalter Luftzug. Ich wusste, was er gerade vor seinem inneren Auge gesehen hatte: die Art, wie ich seinem Bodyguard das Genick gebrochen hatte. Das musste auf Kanezaki so beiläufig gewirkt haben wie das Öffnen der Hose vor dem Pinkeln. Und genau so hatte es für ihn aussehen sollen. Damit er es nie wieder vergaß.
    »Mit dem Geld könnten Sie sich ein sorgenfreies Leben machen«, sagte er nach einem Moment.
    »Ich habe keine Sorgen«, entgegnete ich, was leider gelogen war.
    Wir schwiegen beide eine Weile. Dann sagte er: »Hören Sie, ich versuche nicht, Sie verbal zu manipulieren. Oder zumindest nicht mehr, als Sie erwartet haben. Und ich will Ihnen ganz sicher nicht drohen. Ich sage Ihnen nur, dass wir wirklich Ihre Hilfe gebrauchen könnten, um etwas Wichtiges zu erreichen, und dass Sie dabei viel Geld verdienen könnten.«
    Ich unterdrückte ein Schmunzeln. Das hatte er gut gemacht.
    »Sagen Sie mir, wer und wie viel«, antwortete ich. »Und dann sehen wir, ob es sich lohnt weiterzureden.«
    Das Ziel war natürlich Belghazi. Das erste von vielen, wie Kanezaki sagte, falls ich Interesse hatte. Zweihunderttausend US-Dollar pro Auftrag, Art der Bezahlung ganz nach Wunsch. Fünfzigtausend im Voraus, der Rest nach erfolgreichem Abschluss. Meine Auslagen würden als Nebenkosten laufen, was den Papierkram für die Abteilung der Erbsenzähler verringerte – und keine nachprüfbaren Belege erforderlich machte –, eine Regel, die wir später angesichts der Summen, die ich brauchte, um im VIP-Raum des Lisboa mithalten zu können, dann

Weitere Kostenlose Bücher