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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zu provozieren, indem er sie fragte, ob sie beweisen könne, dass sie Miete zahle. Sie fischte ihre Handtasche unter dem Bett hervor und gab ihm ein Stück Papier, den Kassenzettel eines Supermarkts. Auf die Rückseite hatte jemand geschrieben: 100 $ Miete erhalten von Lontae Burton, 15.1.
    Die Aktennotiz war zwei Seiten lang, doch es war noch eine Seite angeheftet: eine Kopie der kaum zu entziffernden Quittung. Hector hatte sie an sich genommen, sie kopiert und das Original seiner Aktennotiz beigefügt. Die Handschrift war krakelig, die Rechtschreibung stimmte nicht, die Kopie war verschwommen - und doch war es eine wunderbare Überraschung. Ich musste einen kleinen Freudenschrei ausgestoßen haben, denn der Taxifahrer wandte den Kopf und musterte mich im Rückspiegel.
    Die Aktennotiz war eine nüchterne Beschreibung dessen, was Hector gesehen, gehört und gesagt hatte. Er zog keine eigenen Schlüsse, er äußerte keine Warnungen an seine Vorgesetzten. Gib ihnen genug Seil, hatte er sich vermutlich gedacht, und sie hängen sich vielleicht selbst auf. Er war nur ein untergeordneter Gehilfe, dem es nicht zustand, einen Rat zu erteilen, eine Meinung zu äußern oder einem Geschäftsabschluss im Wege zu stehen.
    Am Flughafen faxte ich die Aktennotiz an Mordecai. Für den Fall, dass das Flugzeug abstürzte oder ich überfallen und ausgeraubt wurde, wollte ich sicher sein, dass sich eine Kopie dieses Schriftstücks im Besitz des Rechtsberatungsbüros in der 14th Street befand.

    NEUNUNDZWANZIG

    Da Lontae Burtons Vater weder uns noch wahrscheinlich sonst irgendwem bekannt war und ihre Mutter und Geschwister allesamt hinter Gittern saßen, trafen wir die taktische Entscheidung, die Familie zu umgehen und als Mandanten einen Treuhänder einsetzen zu lassen. Während ich am Montag morgen in Chicago war, beantragte Mordecai beim Familiengericht in Washington die Einsetzung eines zeitweiligen Treuhänders für den Nachlass von Lontae Burton und ihren Kindern.
    Das war eine Routineangelegenheit, die in einem Gespräch mit dem Richter, einem Bekannten von Mordecai, geregelt wurde. Dem Antrag wurde sofort stattgegeben, und somit hatten wir eine neue Mandantin. Ihr Name war Wilma Phelan, und sie war Sozialarbeiterin und ebenfalls eine Bekannte von Mordecai. Sie würde in dem Verfahren nur eine Nebenrolle spielen und, falls wir erfolgreich waren, ein sehr kleines Honorar erhalten.
    Die Cohen-Stiftung mochte in finanzieller Hinsicht schlecht verwaltet sein, doch ihre Regeln und Bestimmungen deckten jeden erdenklichen Aspekt einer nicht profitorientierten Rechtsberatung und -Vertretung ab. Leonard Cohen war Rechtsanwalt gewesen und hatte offenbar eine Schwäche für Details gehabt. Dass das Büro Schadenersatz- und Schmerzensgeld-Fälle auf Erfolgsbasis übernahm, wurde zwar nicht gern gesehen, aber toleriert. Allerdings durfte das Honorar in einem solchen Fall nur zwanzig Prozent der gezahlten Summe betragen und nicht ein Drittel, wie sonst üblich. Manche Anwälte nahmen sogar vierzig Prozent.
    Von diesen zwanzig Prozent durfte das Büro die Hälfte behalten; die anderen zehn Prozent gingen an die Stiftung. In vierzehn Jahren hatte Mordecai nur zwei Fälle auf Erfolgsbasis übernommen. Den ersten hatte er verloren, weil die Geschworenen gegen ihn gewesen waren. Beim zweiten ging es um eine Obdachlose, die von einem städtischen Bus angefahren worden war. In einem Vergleichsverfahren hatte man sich auf hunderttausend Dollar geeinigt, und mit den zehntausend Dollar, die dem Büro zustanden, hatte Mordecai neue Telefone und Computer angeschafft.

    Der Richter genehmigte widerwillig unseren Vertrag zu zwanzig Prozent. Und wir konnten die Klage einreichen.
    Das Spiel sollte um fünf nach halb acht beginnen: Georgetown gegen Syracuse.
    Mordecai hatte irgendwie zwei Karten aufgetrieben. Mein Flugzeug landete pünktlich um zwanzig nach sechs, und eine halbe Stunde später traf ich mich mit Mordecai am Osteingang der U.S. Air Arena in Landover. Außer uns waren noch ungefähr zwanzigtausend andere Fans gekommen. Er gab mir meine Eintrittskarte und zog einen großen, ungeöffneten Umschlag aus der Manteltasche. Er war per Einschreiben zu meinen Händen an das Rechtsberatungsbüro geschickt worden.
    Absender war die Anwaltskammer.
    »Das ist heute gekommen«, sagte Mordecai, der genau wusste, was in dem Umschlag war. »Ich sehe Sie dann bei unseren Plätzen.« Er verschwand in der Zuschauermenge.
    Ich riss den Umschlag auf und suchte mir eine

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