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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schwarz, und ich nicht. Und was war mit meinem Wagen, meinem schönen Lexus?

Haben Sie das?« knurrte er nach einer kurzen Pause.
    »Ja. Ich bin in zwanzig Minuten da«, sagte ich tapfer. Mein Herz klopfte schon jetzt wie verrückt.
    Ich zog mir Jeans, ein Sweatshirt und Designer-Wanderstiefel an und nahm die Kreditkarten und das meiste Bargeld aus meiner Brieftasche. Ganz oben im Schrank fand ich eine alte, mit Wollstoff gefütterte Jeansjacke, die Kaffee-und Farbflecken hatte, ein Relikt aus meiner Studienzeit. Dann stellte ich mich vor den Spiegel und hoffte, dass ich einen abgerissenen Eindruck machte, doch davon konnte leider keine Rede sein. Wenn ein junger Schauspieler in dieser Aufmachung für das Titelfoto von Vanity Fair posiert hätte, wäre sofort ein neuer Trend geboren worden.
    Ich wünschte mir eine kugelsichere Weste. Ich hatte Angst, doch als ich die Tür abschloss und hinaus in den Schnee trat, spürte ich auch eine eigenartige Erregung.
    Ich wurde weder zur Zielscheibe für Schüsse aus vorbeifahrenden Wagen noch Opfer eines Überfalls irgendeiner Straßengang. Im Augenblick sorgte das Wetter dafür, dass die Straßen leer und sicher waren. Ich fand die Kirche und parkte auf dem Grundstück gegenüber. Die Kirche sah aus wie eine kleine Kathedrale. Sie war mindestens hundert Jahre alt und offenbar von ihrer ursprünglichen Gemeinde aufgegeben worden.
    Vor einem Seiteneingang standen dicht aneinandergedrängt einige Männer. Ich schob mich an ihnen vorbei, als wüsste ich genau, wohin ich wollte, und betrat die Welt der Obdachlosen.
    Ich wollte eigentlich einfach weitergehen und so tun, als hätte ich das alles schon oft gesehen und eine Menge Arbeit zu erledigen, doch ich konnte mich nicht rühren. Ich starrte verwundert auf diese Masse von armen Menschen, die sich im Keller drängten. Einige lagen auf dem Boden und versuchten zu schlafen. Andere hockten in Grüppchen beisammen und unterhielten sich leise. Wieder andere saßen auf ihren Klappstühlen oder an langen Tischen und aßen. Entlang der Wände war kein Fußbreit mehr frei: Überall saßen Menschen. Kleine Kinder weinten oder spielten, und ihre Mütter versuchten sie im Auge zu behalten. Betrunkene lagen reglos da und schnarchten. Freiwillige Helfer gingen umher und verteilten Äpfel und Decken.
    Die Küche war am anderen Ende des Raums. Hier herrschte geschäftiges Treiben: Das Essen wurde gekocht und ausgegeben. Im Hintergrund sah ich Mordecai, der Fruchtsaft in Pappbecher goss und dabei unaufhörlich redete. An der Ausgabe wartete geduldig eine Menschenschlange.
    Es war warm, und die Mischung aus Ausdünstungen, Düften und der Wärme der Gasheizung erzeugte einen starken, nicht unangenehmen Geruch. Ein in mehrere Lagen Kleider gehüllter Obdachloser, der Ähnlichkeit mit Mister hatte, rempelte mich an. Ich musste den Weg freimachen.
    Ich ging direkt zu Mordecai, der sich sichtlich freute, mich zu sehen. Wir schüttelten uns die Hände wie alte Freunde, und dann stellte er mich zwei freiwilligen Helfern vor, deren Namen ich noch nie gehört hatte.
    »Es ist der Wahnsinn«, sagte er. »Es muss nur einmal lange schneien, es muss nur mal richtig kalt werden, und schon arbeiten wir die ganze Nacht durch. Das Brot ist da drüben.« Er zeigte auf ein Tablett mit geschnittenem Weißbrot. Ich nahm es und folgte ihm zu einem Tisch.
    »Es ist sehr kompliziert. Hier ist Wurst, und da sind Senf und Mayo. Die eine Hälfte der Sandwiches machen Sie mit Senf, die andere mit Mayo. Eine Scheibe Wurst, zwei Scheiben Brot. Ab und zu können Sie mal ein Dutzend mit Erdnussbutter machen. Kapiert?« ;
    »Ja.«
    Sie sind ja richtig fix.« Er klopfte mir auf die Schulter und verschwand.
    Ich machte schnell zehn Sandwiches und fand mich ausgesprochen tüchtig. Dann ließ ich es langsamer angehen und betrachtete bei der Arbeit die Menschen, die in der Schlange warteten. Sie sahen zu Boden, warfen aber immer wieder Blicke auf das Essen an der Ausgabe. Sie bekamen einen Pappteller, eine Plastikschüssel, einen Löffel und eine Serviette. Die Schüssel wurde mit Suppe gefüllt, auf den Teller kamen ein halbes Sandwich, ein Apfel und ein Keks, und am Ende der Theke gab es einen Pappbecher mit Apfelsaft.
    Die meisten sagten leise »Danke« zu den Helfern, die den Saft ausgaben, und gingen weiter. Sie balancierten behutsam den Teller und die Schüssel, und selbst die Kinder waren still und vorsichtig.
    Viele aßen langsam und genossen die Wärme und den Geschmack des

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