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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Frauengemächern. »Der Shōgun hat befohlen, Euch nicht hereinzulassen.«
    Hirata starrte den Wächter erstaunt und entsetzt zugleich an. Wenn Sano aus dem Palast ausgeschlossen wurde, bedeutete dies, dass der Shōgun ihn des Mordes und Hochverrats für schuldig hielt, obwohl er ihm die Chance eingeräumt hatte, seine Unschuld zu beweisen. Tokugawa Tsunayoshi fühlte sich durch Sano bedroht!
    Dies schien der erste Schritt des unvermeidlichen Niedergangs Sanos und aller zu sein, die mit ihm verbunden waren …
    »Ich bin hier, um mit Midori zu sprechen«, sagte Hirata. »Würdet Ihr sie bitten, zu mir zu kommen?«
    Der Wachmann schlug Hirata wortlos die Tür vor der Nase zu. Von Zorn und hilfloser Scham erfüllt, stand Hirata wie versteinert da, ehe er schließlich um das Gebäude herumlief. Die Grundstücke lagen an diesem verregneten Nachmittag verlassen da. Regentropfen glitzerten an den kahlen Zweigen, plätscherten auf den Teich und durchnässten Hiratas Kleidung, als er durchs Gras zum Fenster von Midoris Gemach stapfte. Unter dem Dachvorsprung suchte Hirata Schutz und rüttelte an den Gitterstangen.
    »Midori- san !«, rief er.
    Die Läden und Papierjalousien hinter dem Fenster wurden geöffnet. Midori erschien. In ihren weit aufgerissenen Augen spiegelte sich schreckliche Angst.
    »Hirata- san !«, rief sie leise.
    »Verzeih, dass ich dich erschreckt habe«, flüsterte Hirata, »aber der Wächter wollte mich nicht einlassen.«
    Midori drückte das Gesicht gegen die Gitterstäbe und erklärte in atemloser Hast: »Die Frauen sagen, der sōsakan-sama habe Fürst Mitsuyoshi getötet, damit Masahiro -chan eines Tages Shōgun werden könne. Sie behaupten, dass Sano ein Verräter ist … und du auch, weil du sein oberster Gefolgsmann bist. Bitte, sag mir, dass es nicht wahr ist!«
    »Natürlich ist es nicht wahr«, erwiderte Hirata, erschrocken darüber, wie rasch die Nachricht sich im Palast verbreitet hatte. »Hör nicht auf dieses Geschwätz. Der sōsakan-sama wird zu Unrecht beschuldigt.«
    Midori seufzte erleichtert. Ihre Lippen bebten, als sie den Mund zu einem Lächeln verzog. »Das habe ich allen gesagt, die den sōsakan-sama oder dich verurteilt haben.« Dann erlosch ihr Lächeln. »Aber die Palastbeamten rieten mir, mich von dir fern zu halten, weil du in Schwierigkeiten steckst und ich ebenfalls Probleme bekommen könne. Sie sagten, ich könne aus dem Palast geworfen oder sogar zum Tode verurteilt werden, falls auch du und der sōsakan-sama verurteilt werdet.« Midoris Stimme bebte vor Angst. »Aber so schlimm ist es nicht, oder?«
    Hirata suchte nach den richtigen Worten, um ihr alles zu erklären und ihr Trost zu spenden, doch seine Miene verriet die schreckliche Wahrheit. Midori jammerte: »Oh nein«, und brach in Tränen aus.
    »Verzeih«, sagte Hirata. »Ich habe dir nichts als Unglück gebracht.« Wenngleich der Gedanke, Midori aufzugeben, unvorstellbar für ihn war, musste er an ihr Wohlergehen denken. Zu den nächsten Worten musste er sich regelrecht zwingen. »Vielleicht ist es besser, wenn … wenn wir einander nicht wiedersehen. Unseren Familien wäre es nur Recht. Und du wärst in Sicherheit.«
    »Nein!«, rief Midori schluchzend und umklammerte die Gitterstäbe.
    Ihre Verzweiflung machte es Hirata so schwer, dass er kaum fortfahren konnte. »Ich liebe dich«, beteuerte er mit schwankender Stimme. »Ich möchte dich nicht aufgeben. Aber ich kann nicht zulassen, dass du wegen mir leidest. Wir müssen einander Lebewohl sagen, bevor meine Probleme dir den Tod bringen.«
    Er trat vom Fenster zurück, während Midori wie ein gefangenes Tier umherlief. »Verlass mich nicht!«, rief sie weinend. »Wenn wir nicht heiraten können, bin ich verdammt!« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Oh nein! Nein!«
    Ihre heftige Reaktion ließ Hirata verharren. »Was ist mit dir?«, fragte er. »Du verschweigst mir irgendetwas, nicht wahr?«
    Midori schluchzte und schüttelte heftig den Kopf. Hirata trat wieder ans Fenster. »Bitte sag es mir«, bat er sie verwirrt.
    Midori sagte mit leiser, kaum hörbarer Stimme: »Ich bin schwanger.« Dann brach sie wieder in Tränen aus.
    » Was? «, rief Hirata, der mit einem Mal Midoris tiefe Verzweiflung verstand.
    »Ich konnte es dir nicht eher sagen«, flüsterte Midori. »Ich habe mich so sehr geschämt. Und ich hatte schreckliche Angst, du würdest böse auf mich sein.«
    Hirata griff mit der Hand durch die Gitterstäbe. »Ich bin dir nicht böse«, sagte er. »Es ist

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