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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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beklemmenden Albtraums.
    Sie sah sich als eine winzige, unbedeutende Person, isoliert in einer winzigen Welt jenseits der großen, wichtigen Welt, über die ihr Gemahl herrschte. Als sie beobachtete, dass der Kammerherr das Gebäude betrat und aus ihrem Blickfeld verschwand, erkannte sie mit einem Mal, wie lächerlich es gewesen war, dass sie den Lauf der Ereignisse wie ein Kind beeinflussen wollte, das mit seinen Spielsachen spielte.
    Konnte irgendetwas, das sie tat, ihren Gemahl oder das Schicksal nach ihren Wünschen beugen?
    In der schrecklichen Stille ihrer klaren Gedanken schwächte die Wahrheit ihre Wünsche. Und wenn ihre Wünsche sie getäuscht hatten? Welche Folgen würde ihre Intrige haben?
    Sie hätte ein unschuldiges Kind getötet und ihre Tochter zu einem Mord angestiftet.
    Selbst wenn Reiko glauben würde, Masahiros Tod sei ein Unfall gewesen, würde sie Kikuko und ihr, der Fürstin, niemals verzeihen.
    Fürstin Yanagisawas Leben würde weitergehen wie bisher, doch ohne Freundschaft, die ihr Kraft und Halt gab. Sie wäre einsamer denn je.
    Entsetzen stürmte wie ein Schwarm schwarzer Raubvögel auf Fürstin Yanagisawa ein. Ein Stoßseufzer drang aus ihrem tiefsten Innern hervor. Konnte sie die Ereignisse, die sie in Gang gesetzt hatte, noch aufhalten?
    War es schon zu spät, ihre Meinung zu ändern?

34.

     
    E
    ine böse Vorahnung vergiftete die Atmosphäre im Lagerhaus. Sano hatte die Tempelglocken gehört, die den Zeitraum von zwei Stunden verkündeten, seitdem Himmelsfeuer ihn als Geisel genommen hatte. Er kniete neben Wisterie auf dem Boden, die den Blick senkte, von der Last ihrer Ängste niedergedrückt. Himmelsfeuer schritt auf dem Speicher umher, starrte immer wieder aus dem Fenster und knurrte wütend. Die acht Ganoven hockten voneinander getrennt und mit ungerührten Mienen auf dem Boden.
    Wann immer Sano versuchte, mit Himmelsfeuer zu sprechen, befahl dieser ihm, den Mund zu halten. Doch Sano war sicher, dass seine einzige Hoffnung auf sein und Wisteries Überleben darin bestand, mit Himmelsfeuer ins Gespräch zu kommen.
    Bald führte das ruhelose Umherwandern den Verbrecher in Sanos Nähe. Die Dringlichkeit der Situation zwang Sano, ein Risiko einzugehen. »Wohin gehen wir, wenn wir das Lagerhaus verlassen?«, fragte er.
    Zorn loderte in Himmelsfeuers unstetem Blick, dennoch blieb er neben Sano stehen und antwortete: »Weiß ich nicht.«
    »Haben wir Proviant für eine Reise?«, fragte Sano.
    »Belästigt mich nicht mit Eurem Geschwätz!«
    »Wir müssen reden«, sagte Sano unbeirrt. »Es ist wichtig für uns alle, besonders für Euch.«
    Himmelsfeuer verharrte und umklammerte den Knauf seines Schwertes. Wisterie beobachtete die beiden Männer voller Angst.
    »Was wollt Ihr?«, fragte Himmelsfeuer schroff.
    »Euch warnen. Mit mir als Geisel könnt Ihr Euch nicht die Freiheit sichern. Die Polizei weiß, wer Fürst Mitsuyoshi ermordet hat. Polizeikommandeur Hoshina ist mein Feind. Er wird nichts lieber tun, als uns anzugreifen und mich sterben zu lassen, um Euch zu fassen. Darum stehen wir auf derselben Seite.«
    Doch Himmelsfeuer schnaubte nur verächtlich. Sano beäugte die Spießgesellen des Verbrechers und fragte sich, ob die Sorge dieser Männer, die eigene Haut zu retten, größer war als ihre Treue zu Himmelsfeuer.
    »Wir sollten zusammenarbeiten«, schlug Sano Himmelsfeuer vor, wobei er zu den anderen Männern hinüberspähte und lauter sprach, damit sie ihn besser verstehen konnten. »Ihr helft mir, und ich helfe Euch.«
    Die Mienen der Schurken blieben undurchdringlich, und sie mieden den Blickkontakt. Deshalb wusste Sano nicht, ob sie die Andeutung verstanden hatten, dass er ihnen die Bestrafung für die Verbrechen ihres Anführers ersparen würde, wenn sie ihm halfen, Himmelsfeuer zu überwältigen.
    »Wir werden an keinem Ort sicher sein. Man wird uns überall jagen«, sagte Sano in der Hoffnung, Himmelsfeuers Komplizen zu beeindrucken. Sie mussten begreifen, dass sie der Tod erwartete, wenn sie bei Himmelsfeuer blieben. »Wir werden alle sterben – wenn wir nicht schlau genug sind, die Gelegenheit zur Flucht zu ergreifen, solange sie sich bietet.«
    »Wenn Ihr glaubt, Ihr könntet mir Angst einjagen, damit ich mich stelle, habt Ihr Euch getäuscht«, erwiderte Himmelsfeuer verärgert. »Lieber sterbe ich im Kampf, als mich zu ergeben.« Auch die anderen Schurken gingen auf Sanos Wink, die Flucht zu ergreifen, nicht ein. Sanos Hoffnung schwand.
    »Ich will etwas zu trinken.

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