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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Sano.
    »Er gehörte zu Wisteries Kunden – schon zu der Zeit, als sie in Yoshiwara anfing. Die meisten seiner Lieder handeln von seiner Liebe zu ihr. Als sie später zu einer berühmten tayu aufstieg, verstieß sie Fujio und wandte sich nur noch Kunden zu, die im Range eines Samurai standen. Fujio war sehr wütend auf Wisterie und eifersüchtig auf ihre neuen Liebhaber, zu denen auch Fürst Mitsuyoshi zählte.«
    Der Schatzminister sprach mit bedeutungsschwerer Stimme, als wollte er mit besonderem Nachdruck darauf hinweisen, dass Fujio einen Grund gehabt hatte, Mitsuyoshi und Wisterie zu ermorden. Doch für Sano war offensichtlich, dass Nitta lediglich versuchte, den Verdacht von sich abzulenken, indem er den hokan als wahrscheinlichen Schuldigen hinstellte.
    »Fujio hat an dem Abend, als Fürst Mitsuyoshi ermordet wurde, auf der Feier im ageya musiziert«, fuhr Nitta fort. »Vielleicht ist er hinauf ins Schlafgemach geschlichen, hat Mitsuyoshi erstochen und Wisterie entführt.«
    Es klang plausibel, aber eher war Nitta selbst der Täter und wollte nur das Leben eines weiteren Mannes zerstören, dem Wisterie ihre Gunst gewährt hatte.
    »Ich danke Euch für diese Auskunft«, sagte Sano. Auch wenn er Nitta nicht traute, benötigte er dringend neue Hinweise. Ganz gleich, welches Motiv der Schatzminister haben mochte, den hokan als Verdächtigen hinzustellen – Sano beschloss, Fujio einen Besuch abzustatten.
    Als Sano mit seinen Leuten losritt, hörte er Hufgetrappel. Er blickte über die Schulter und sah, wie Polizeikommandeur Hoshina mit einem Trupp Soldaten vor dem Tor von Nittas Anwesen die Pferde zügelte.

8.

     
    D
    as Theaterviertel Saru-waka-cho war als Ort für den miai bestimmt worden. Hirata und sein Vater waren in ihre schönsten Seidengewänder gekleidet und trugen ihre besten Schwerter, als sie die Hauptstraße des Viertels hinuntergingen, begleitet von Segoshi, einem Hauptmann der Palastwache, den Sano gebeten hatte, stellvertretend für ihn die Rolle des Mittelsmannes zu übernehmen. Den drei Männern folgten zwei Gefolgsleute der Familie, Hiratas Mutter sowie ein Hausmädchen.
    Im Viertel herrschte buntes Leben und Treiben unter einem klaren, wolkenlosen Himmel. An den Theatergebäuden hingen farbenfrohe Banner, auf denen die Titel der Stücke standen, die zurzeit aufgeführt wurden. Aus den Fenstern der Theater waren Lachsalven und aufbrandender Beifall zu hören, während auf den Dächern kleine Holztürme errichtet waren, auf denen Männer standen und die Trommel schlugen, um Zuschauer herbeizulocken. Die Besucher drängten sich in Teehäusern oder standen vor den Kassenschaltern Schlange, an denen die Eintrittskarten verkauft wurden; fast alle Besucher hatten warme Decken dabei, denn die Vorstellungen dauerten den ganzen Tag. Würziger Rauch stieg von Holzkohleöfen empor, auf denen fahrende Händler Kastanien rösteten. Doch Hirata und seine Begleiter schritten in ernstem Schweigen dahin und schenkten dem bunten Treiben keinerlei Beachtung. Als sie sich ihrem Ziel näherten, verkrampfte sich Hiratas Magen vor Anspannung.
    Sie traten zur Seite, um einen Hochzeitszug vorbeizulassen. Die Braut in ihrem weißen Kimono wurde in einer Sänfte getragen, begleitet von Freunden, Verwandten und Laternenträgern.
    »Ein hoffnungsvolles Zeichen für den miai !«, sagte Hauptmann Segoshi, ein freundlicher, älterer Samurai, um die ernste Stimmung seiner Begleiter aufzuhellen.
    »Was mich angeht, ist der Anblick eines Hochzeitszuges ein schlechtes Vorzeichen«, erwiderte Hiratas Vater in mürrischem Tonfall. Infolge eines Unfalls vor langer Zeit, der ihn gezwungen hatte, aus dem Polizeidienst auszuscheiden, hinkte er stark. »Ich nehme gegen meinen Willen an dem miai teil. Am liebsten würde ich kehrtmachen und nach Hause gehen, bevor wir uns auf etwas einlassen, das wir später bereuen müssen!«
    »Aber es ist schon alles in die Wege geleitet«, sagte Hirata, den die Worte seines Vaters erschreckten. »Jetzt alles rückgängig zu machen, wäre ein unverzeihlicher Verstoß gegen die Gebote der Höflichkeit. Du wirst es bestimmt nicht bereuen, die Hochzeitsverhandlungen zu führen, Vater. Midori- san ist eine wundervolle Frau, die mir und unserer Familie Ehre macht.«
    Dieser Disput war bloß eine von vielen Auseinandersetzungen, die vor drei Monaten begonnen hatten, als Hirata seinen Eltern von seiner Absicht erzählt hatte, Midori zu heiraten, und sie um ihre Einwilligung bat. Sie hatten sich gegen die

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