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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Verbindung ausgesprochen und sich nur deshalb zur Teilnahme am miai bereit erklärt, weil das förmliche Ersuchen um die Teilnahme von Sano gekommen war – und eine Bitte des sōsakan-sama konnten sie nicht ausschlagen.
    Auf dem breiten, zerfurchten Gesicht von Hiratas Vater erschien ein Ausdruck der Missbilligung. »Ehen, bei denen die Partner zueinander passen, gibt es nur zwischen Söhnen und Töchtern aus Familien gleicher Herkunft und Tradition, und das ist bei dir und dieser Midori nicht der Fall. Wir sind hatamoto – erbliche Gefolgsleute des Shōgun und seiner Familie. Fürst Nius Klan aber gehört zu jenen daimyō , die den Tokugawa erst die Treue geschworen haben, nachdem sie in der Schlacht von Sekigahara besiegt worden waren. Sie haben ihre Ehre und Macht verloren.«
    »Seit dieser Schlacht sind fast hundert Jahre vergangen«, sagte Hirata. »Seitdem sind die Nius treue Diener der Tokugawa, so wie wir. Kannst du die Vergangenheit nicht endlich ruhen lassen?«
    »Die Geschichte und die Tradition sind viel zu bedeutend, als dass man sie vergessen dürfte«, entgegnete Hiratas Vater in scharfem, zurechtweisendem Tonfall. »Sie sind die wichtigsten Stützen unserer Gesellschaft. Außerdem bin ich sicher, dass der Niu-Klan diese Verbindung genauso wenig wünscht wie ich. Selbst wenn du dieses Mädchen heiratest, wirst du von den Nius niemals als einer der ihren anerkannt – genauso wenig, wie wir das Mädchen als eine der unseren akzeptieren würden.«
    Hirata warf seiner Mutter, die hinter ihm ging, einen Blick zu. Klein und untersetzt, in einen schlichten grauen Kimono gekleidet, bedachte sie Hirata mit einem Lächeln, aus dem zwar Verständnis sprach, das ihn zugleich aber erkennen ließ, dass sie auf der Seite ihres Mannes stand. Hauptmann Segoshi, der sich plötzlich inmitten eines Familienstreits wiederfand, blickte verlegen drein.
    »Warum, bei allen Göttern, heiratest du nicht eines der Mädchen aus den vornehmen Familien, die dir ihre Töchter zur Frau angeboten haben?«, fragte Hiratas Vater.
    Nach seiner Beförderung vom niedrigen Rang des dōshin zum obersten Gefolgsmann des sōsakan-sama war Hiratas Ansehen auf dem Heiratsmarkt erheblich gestiegen, und seine Eltern hatten nach Bräuten aus vornehmeren und reicheren Familien Ausschau gehalten als zuvor. Nachdem Hirata sich einen Platz im inneren Kreis des Shōgun erworben hatte, waren die angesehensten Familien des Landes sogar an ihn und seine Eltern herangetreten. Hirata hatte viele miai besucht, aber sämtliche jungen Damen, die ihm dabei vorgestellt worden waren, höflich zurückgewiesen.
    »Niu Midori ist die Frau, die ich heiraten möchte«, sagte er nun. »Ich liebe sie, und sie liebt mich.«
    Sein Vater schnaubte verächtlich. »Bei der Auswahl einer Braut spielt die Liebe keine Rolle. Was wirklich zählt, sind die gesellschaftliche Stellung und die Pflicht gegenüber der eigenen Familie. Wenn du eine Frau heiratest, die die Richtige für dich ist, werdet ihr Euch nach der Hochzeit von allein lieben lernen, wie deine Mutter und ich.« Er blieb auf der Straße stehen. »Ich kann deinen Wunsch, Niu Midori zu heiraten, nicht billigen, auch wenn der sōsakan-sama anderer Meinung ist. Du solltest eine Frau heiraten, die ich für dich auswähle, denn du bist offensichtlich nicht im Stande, selbst eine kluge Wahl zu treffen.«
    Hiratas Mutter senkte den Kopf und schwieg, womit sie ihrem Mann stumm beipflichtete. Verzweiflung überkam Hirata und zwang ihn, das einzige Argument vorzubringen, das ihm möglicherweise helfen konnte.
    »Ich respektiere deine Meinung, Vater«, sagte er, »aber ich muss dich daran erinnern, dass Niu Midori ein großes Problem für uns lösen würde.«
    Dieses Problem war der ständige Geldmangel der Familie. Hirata hatte kränkliche Großeltern, zwei verwitwete Schwestern mit kleinen Kindern und eine Vielzahl verarmter Verwandter. Außerdem musste er langjährige Gefolgsleute der Familie sowie Diener unterstützen. Hiratas Vater unterrichtete Polizeioffiziere in der Kampfkunst, verdiente dabei aber nur wenig. Deshalb unterstützte Hirata die Familie, so gut er konnte, doch nicht einmal seine großzügigen Zuschüsse reichten aus. Er musste eine Ehe schließen, die der Familie finanzielle Vorteile brachte, und hoffte, dass diese Notwendigkeit seine Eltern doch noch dazu brachte, ihm die Erlaubnis zu erteilen, Midori zu heiraten.
    Wenngleich der Niu-Klan in der Schlacht von Sekigahara besiegt und seiner überkommenen

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