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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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kaufte sich Reisklöße bei einem Straßenhändler, lehnte sich an eine Hauswand und aß, wobei er müßig beobachtete, wie Betrunkene mit Kurtisanen schäkerten, die sich hinter den Gitterfenstern der Bordelle zur Schau stellten. Währenddessen dachte er in Ruhe über seine neuen Informationen nach. Er hatte drei neue Verdächtige ausgemacht und würde wahrscheinlich weitere entdecken, wenn er seine Nachforschungen vertiefte – wäre das Verbot des Shōgun nicht gewesen, das wie eine steinerne Mauer war, die den Mörder schützte. Hirata sah ein, dass er einen anderen Weg finden musste, die Wahrheit aufzudecken.
    Ein untersetzter Mann mit Strohhut und einem dick gefütterten Umhang stürmte an Hirata vorüber. Ein kleinerer, drahtiger Mann war dem Untersetzten dicht auf den Fersen. Auf seinem Gesicht spiegelten sich Entschlossenheit und Kampflust.
    »Verschwinde endlich, du elender Quälgeist!«, rief der Untersetzte über die Schulter.
    »Du hast nur eine Möglichkeit, mich loszuwerden!«, rief der Drahtige zurück.
    Hirata kannte den Mann. Er war Schuldeneintreiber, der von Gläubigern angeworben wurde, Leute zu jagen, die noch Rechnungen zu begleichen hatten. Solche berufsmäßigen Eintreiber verfolgten ihre Opfer Tag und Nacht, bis diese schließlich aufgaben und bezahlten. Hirata kannte den Drahtigen: Es war sein alter Freund Gorobei.
    Der Schuldeneintreiber bekam den Umhang des Untersetzten zu fassen. Der wirbelte herum und schlug auf Gorobei ein. Während die beiden Männer sich prügelten, bildete sich rasch ein Kreis aus Gaffern, die die Kämpfer anfeuerten. Doch Hirata, der eine Massenschlägerei befürchtete, ging dazwischen und trennte die Streithähne. Der Schuldner nutzte die Gelegenheit, blitzschnell in der Menge unterzutauchen. Gorobei starrte Hirata zornig an.
    »Ihr habt ihn davonkommen lassen!«, rief er aus und reckte wütend das Kinn vor. »Ich habe gerade meine Prämie verloren! Da rennt sie hin …« Plötzlich erkannte er Hirata, und ein Ausdruck der Zerknirschung legte sich auf sein Gesicht. »Oh, Ihr seid es. Was wollt Ihr von mir? Ich habe nichts Unrechtes getan.«
    »Diesmal vielleicht nicht.« Hirata hatte Gorobei einst wegen seiner Nebenbeschäftigung verhaftet, der Hehlerei. Gorobei hatte stets kleinere Gegenstände dabei, für den Fall, dass er einem Hehler über den Weg lief. Auch diesmal sah Hirata unter Gorobeis Mantel eine leichte Ausbeulung an der Hüfte.
    »Was hast du da?«, fragte er.
    Gorobei sprang zurück, als Hirata die Hand nach ihm ausstreckte. »Nichts. Ich … ich werde dick auf meine alten Tage.«
    »Nun gib schon her.« Hirata zerrte an Gorobeis Mantel, und eine kleine goldene Buddhastatue fiel zu Boden. »Ha! Immer noch die alte Masche?«
    »Ich habe den Buddha von meinem eigenen, schwer verdienten Geld bezahlt!«, rief Gorobei, hob die Statue auf und wischte mit dem Ärmel den Staub ab.
    »Wer’s glaubt, wird selig. Du bist verhaftet.«
    Erschrecken flackerte in Gorobeis Augen. »Könnt Ihr diesmal nicht eine Ausnahme machen …?«
    In Wahrheit war Hirata gar nicht so versessen darauf, diesen Schmalspurdieb zu verhaften; sehr viel mehr interessierte er sich für die Informationen, die Gorobei als Geldeintreiber aufschnappte.
    »Das hängt von dir ab«, sagte Hirata.
    Ein durchtriebener Ausdruck erschien auf Gorobeis Gesicht. »Ich hab da etwas, das viel wichtiger für Euch ist als ich armseliges Nichts.«
    »Ach ja?«
    »Euer Herr will die Person finden, die den Erben des Shōgun ermordet hat, nicht wahr?«
    »Kann schon sein.« Hirata täuschte Gelassenheit vor, doch plötzlich schlug ihm das Herz bis zum Hals.
    Gorobei beugte sich vor und warf rasche Blicke nach rechts und links. Dann sagte er so leise, dass kein Passant ihn verstehen konnte: »Vielleicht kann ich Euch etwas darüber erzählen.«
    »Dann rede«, sagte Hirata, »bevor ich dich ins Gefängnis schleife.«
    Gorobei hielt ihm die ausgestreckte Hand hin. »Das Leben ist teuer.«
    Beinahe hätte Hirata laut aufgelacht. Die Dreistigkeit dieses Burschen war nicht zu überbieten. »Du willst es offenbar nicht anders, also werde ich mich ans Gesetz halten. Du bist festgenommen«, sagte Hirata und legte die Hand auf den Schwertknauf. »Komm mit.«
    Gorobei hob die Hände. »Wartet! Was ich für Euch habe, ist so wertvoll, dass Ihr mir mit Freuden den Preis dafür zahlen werdet.« Mit verschlagener Miene fügte er hinzu: »Und wenn nicht Ihr, dann Polizeikommandeur Hoshina.«
    Hirata ballte die Hände zu

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