Der Verrat
den Titelseiten der Zeitungen im ganzen Land und darüber hinaus.« Der Präsident hielt inne und blickte auf die anwesenden Journalisten hinunter – mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen Verärgerung und Enttäuschung lag. »Ich möchte heute dem ganzen Land sagen, dass ich mich in den vergangenen vier Jahren auf niemanden mehr verlassen konnte als auf Irene Kennedy. Ich bin ihr wirklich zu großem Dank verpflichtet.« Hayes blieb am Mikrofon, wandte sich aber Irene Kennedy zu. »Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich mit einer so fähigen und loyalen Frau zusammenarbeiten durfte.«
Der Präsident trat auf Irene Kennedy zu und breitete die Arme aus.
Garret schüttelte angewidert den Kopf. »Da sieht man’s wieder, was passiert, wenn man aus dem Amt ausscheidet«, sagte er. »Man schert sich einen Dreck darum, wen man umarmt. Wenn er noch einmal antreten würde, dann hätte er das sicher nicht gemacht. Ich wette, er hätte sich nicht einmal im selben Raum mit ihr sehen lassen.«
Kennedy trat mit leeren Händen ans Rednerpult. Sie wirkte viel kleiner als der Präsident, doch sie strahlte eine ruhige Zuversicht aus. Ihr glattes braunes Haar hatte sie hinter die Ohren gesteckt, und sie trug eine kleine schwarz gerahmte Brille und eine Kette mit kleinen weißen Perlen um den Hals. Alles in allem machte sie einen selbstsicheren, gefassten und kompetenten Eindruck.
Schließlich wandte sie sich direkt an die anwesenden Journalisten. »Seit dem Anschlag vergangenen Oktober hier in Washington bemüht sich die CIA mit großem Nachdruck, diejenigen zu finden, die hinter dem Anschlag auf den Konvoi stecken. Am vergangenen Wochenende hat ein Team von CIA-Agenten nach einer vier Wochen dauernden Verfolgung einen Mann auf der Insel Zypern festgenommen. Es handelt sich laut New York Times um einen gewissen Alexander Deckas, einen zypriotischen Staatsbürger. Erst heute Morgen hat sich die Regierung in Nikosia mit einer Protestnote an die Vereinten Nationen gewandt, in der die USA beschuldigt werden, einen Bürger ihres Landes entführt zu haben. Die zypriotische Regierung verlangt, dass Mr. Deckas unverzüglich freigelassen und in sein Land zurückgebracht wird.«
Kennedy wandte sich nach rechts und nickte jemandem zu, der nicht im Bild zu sehen war. Wenige Augenblicke später erwachte der Bildschirm, der über ihrer rechten Schulter angebracht war, zum Leben. Kennedy wechselte auf die andere Seite des Pultes, hob den rechten Arm und zeigte auf den Bildschirm, auf dem ein Schwarz-Weiß-Bild erschien.
»Dieses Bild stammt von einer Überwachungskamera im Starbucks-Café in der Wisconsin Avenue, nur wenige Blocks vom Schauplatz der Explosion entfernt, die wir vergangenen Oktober erlebt haben. Aufgrund der Aussage einer Agentin des Secret Service, die an jenem Tag in dem Konvoi war, glauben wir, dass der Mann mit der Baseballmütze, der hier an der Theke steht, derjenige ist, der die Bombe gezündet hat.«
Kennedy hob die rechte Hand, drückte auf die Fernbedienung, und der Bildschirm teilte sich in zwei Hälften. Die linke Seite zeigte weiter das Bild aus dem Café, während auf der rechten Hälfte ein neues Bild auftauchte. »Das Foto auf der rechten Seite wurde am Tag vor dem Anschlag am JFK-Flughafen aufgenommen. Wir haben die beiden Fotos mithilfe der neuesten Gesichtserkennungssoftware analysieren lassen, und die Experten sind sich einig, dass es sich mit über achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit um ein und denselben Mann handelt.«
Ross’ Augen verengten sich. »Was zum Teufel hat sie vor?«, fragte er.
»Der Mann auf der rechten Seite ist mit einem zypriotischen Pass in die USA eingereist – unter dem Namen Nicolas Panagos.« Kennedy drückte erneut die Fernbedienung, worauf der Bildschirm gedrittelt wurde. »Dieses neue Foto ganz rechts zeigt Alexander Deckas, den Mann, den wir letztes Wochenende auf Zypern gefasst haben. Mithilfe der Gesichtserkennungssoftware sind unsere Experten zu dem Schluss gekommen, dass eine neunundneunzigprozentige Übereinstimmung zwischen dem Foto in der Mitte und dem von Mr. Deckas rechts daneben besteht.« Sie hielt inne und blickte in die Schar der versammelten Journalisten.
Eine Hand ging hinauf, und einer der Journalisten stand auf. Als er zu sprechen begann, wurde unten am Bildschirm sein Name eingeblendet, zusammen mit der Zeitung, für die er arbeitete. Es war Sam Cohen, der New-York-Times-Korrespondent für das Weiße Haus.
»Direktor Kennedy, würden
Weitere Kostenlose Bücher