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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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auskratze.«
    »Mitch, so geht das nicht«, erwiderte sie und blickte sich um. »Zumindest nicht ohne weitere Beweise.«
    »Okay. Aber tu mir einen Gefallen. Der Präsident lässt dich doch ein paar Worte sprechen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Du musst betonen, dass wir gewisse Unterlagen in Gazichs Büro gefunden haben, die uns wertvolle Hinweise darauf geben, wer ihn angeheuert hat. Du brauchst das nicht näher zu erläutern, aber du musst zeigen, dass wir uns unserer Sache sicher sind.«
    Kennedy blickte auf und sah Präsident Hayes, der mit seiner Pressesekretärin zu ihr kam. »Ich muss jetzt gehen. Ich rufe dich an, wenn ich fertig bin.« Kennedy beendete das Gespräch und steckte das Handy in die Handtasche.
    »Sind Sie so weit?«, fragte der Präsident mit einem zuversichtlichen Lächeln.
    »Jederzeit, Sir.«
    »Gut, dann gehen wir.« Hayes nahm Kennedy am Arm und führte sie in den prall gefüllten Presseraum des Weißen Hauses.

46
Willard Hotel, Washington D. C.
    Garrets erste Tat war, den Storch von seinen Assistenten zu trennen. Die fünf Leute wirkten gar nicht erfreut, doch das war Garret ziemlich egal. Er ging mit dem Möchtegern-Politiker in einen Winkel der Lobby, nahm zwei Sessel und kam gleich zur Sache. Der Storch war Baptist und ging jeden Sonntag in die Kirche, was in einem Staat wie Indiana sehr wichtig war, vor allem für einen Demokraten. Die Familie war steinreich. Der Großvater hatte in den Dreißigerjahren begonnen, Radiosender zu kaufen, der Vater fügte in den Sechzigerjahren noch ein paar Fernsehsender hinzu und festigte das Familienvermögen in den Achtzigerjahren mit einem Kabelmonopol. In den Neunzigern trat der Storch auf den Plan, nachdem er sein Technikstudium an der Purdue University absolviert hatte, und überzeugte seinen Vater, in das Satellitengeschäft einzusteigen. Das Unternehmen verfügte heute über drei Kommunikationssatelliten, und das Familienvermögen wurde auf etwa fünf Milliarden Dollar geschätzt.
    Der Storch behauptete, glücklich verheiratet und seiner Frau seit dreizehn Jahren treu zu sein. Er hatte drei Kinder, war nie mit Drogen in Berührung gekommen und hatte keine perversen Neigungen – jedenfalls keine, die er gegenüber Garret zugegeben hätte. Garret sagte dem Mann, dass er, bevor er sich für ihn engagierte, eine Umfrage durchführen wolle, um zu sehen, was die Leute in Indiana von ihm hielten. Der Storch antwortete, dass sie bereits Umfragedaten hätten, doch Garret bestand darauf, eine eigene Umfrage durchzuführen. Die Kosten dafür würde selbstverständlich der angehende Kandidat zu tragen haben. Garret würde außerdem einen Privatdetektiv engagieren, der nach etwaiger Schmutzwäsche suchen würde. Er hatte es sich zur Regel gemacht, solche potenziellen Kandidaten vorher gründlich unter die Lupe zu nehmen. Er wollte keine unliebsamen Überraschungen erleben. Zu oft hatte er sich schon die Finger verbrannt, weil ein Kandidat zwar ein aufgeblasenes Ego hatte, aber Erinnerungslücken aufwies, wenn es um die eigene Vergangenheit ging.
    Garret sah einen Secret-Service-Agenten durch den Haupteingang hereinkommen. Er kannte das Gesicht – der Mann gehörte zu Ross’ Sicherheitsteam. Der Agent blieb stehen, sah sich mit roboterhafter Miene im Raum um und hob schließlich die linke Hand an den Mund, um etwas in sein kleines Mikrofon zu sprechen. Garret wusste, dass Ross gleich hereinkommen würde, und so entschuldigte er sich bei dem Mann für das kurze Gespräch und versprach ihm, dass er ihn Anfang nächster Woche anrufen würde. Selbst wenn er nicht mit Ross verabredet gewesen wäre, hätte er dieses Treffen so kurz wie möglich gehalten. Auch wenn der Mann ein potenzieller Kunde war, hatte Garret keine Lust, sich lange mit ihm abzugeben.
    Garret sah zwei weitere Agenten des Secret Service hereinkommen. Der erste blieb stehen, um einen prüfenden Blick auf die Gäste zu werfen, während der andere zu den Aufzügen weiterging. Eine Sekunde später erschien Ross in der Lobby. Sofort erhob sich Gemurmel ringsum. Diejenigen, die ihn zuerst sahen, flüsterten den anderen etwas zu, bis schließlich alle Augen auf den zweitwichtigsten Mann in der Partei gerichtet waren. Einer der Gäste rief etwas aus, das Garret nicht ganz verstand. Ross lächelte und ballte triumphierend die Faust, worauf die Anwesenden begeistert Beifall klatschten.
    Garret ging Ross entgegen, um ihn vor dem Aufzug abzufangen. Der Storch rief seinen Namen, doch Garret machte sich nicht

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