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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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einmal die Mühe, sich umzudrehen. Wahrscheinlich wollte der Kerl Ross kennenlernen, doch Garret hatte keine Zeit für höfliches Geplauder. Er wollte so schnell wie möglich in Ross’ Suite und den Fernseher einschalten. Garret und Ross wechselten kein Wort, während sie mit den Bodyguards zu den Aufzügen gingen.
    Als sie, von vier Agenten umringt, im Aufzug standen, wandte sich Garret Ross zu. »Wie war’s in Langley?«, fragte er.
    Ross wandte den Blick nicht von den Stockwerksnummern über der Tür ab. »Interessant«, sagte er nur.
    Interessant, dachte Garret. Das bedeutete, dass er etwas zu sagen hatte, es aber nicht vor den Agenten tun wollte. Sie schwiegen beide, bis die Aufzugstür schließlich aufging und sie von einem weiteren Agenten empfangen wurden. Sie schritten über den Flur zu Ross’ Suite, wo noch ein Wächter postiert war. Der Agent steckte einen Cardkey in das Lesegerät und öffnete die Tür für Ross und Garret. Sie betraten die Suite, in der immer noch der Geruch vom Frühstück in der Luft lag.
    Sobald die Tür zu war, zog Ross das Anzugjackett aus. »Ich kann es nicht erwarten, das Gesicht von diesem Miststück zu sehen, wenn sie zurücktreten muss«, sagte er aufgeregt.
    Garret hatte bereits die Fernbedienung in der Hand und drückte eine Taste nach der anderen.
    Ross hängte das Jackett über eine Sessellehne. »Vielleicht sollten wir dafür sorgen, dass das Justizministerium eine Untersuchung einleitet«, fügte er hinzu. »Wenn wir Glück haben, landet sie im Gefängnis.«
    Garret runzelte die Stirn und suchte immer noch nach dem richtigen Sender. »Freu dich über deinen Sieg und lass es gut sein. Das Letzte, was wir jetzt brauchen können, sind weitere Ermittlungen.«
    »Du hättest sie sehen sollen heute Morgen«, erwiderte Ross, legte die Hände auf die Sessellehne und sah auf den Fernsehschirm. »Sie war so selbstgefällig, wie sie da in ihrem Büro saß und mir mit ihrem ausdruckslosen Gesicht sagte, dass sie keinen Kommentar zu dem Artikel abgeben wolle. Als ich noch ihr Boss war, hat sie die gleiche verdammte Nummer abgezogen.«
    »Was hast du denn von ihr erwartet?«, entgegnete Garret, drehte die Lautstärke auf und fügte mit Falsettstimme hinzu: »Ich hab Mist gebaut, tut mir leid.« Garret schüttelte den Kopf. »Leute wie diese Kennedy halten sich immer für die Allerschlauesten. Die wird niemals zugeben, dass sie es vermasselt hat.«
    Auf dem Bildschirm war der Presseraum im Weißen Haus zu sehen. Im Lauftext war zu lesen, dass der Präsident eine wichtige Erklärung abzugeben habe. Die CNN-Korrespondentin im Weißen Haus sprach die allgemeine Erwartung aus, dass CIA-Direktorin Kennedy gleich ihren Rücktritt bekannt geben würde.
    »So, so«, sagte Garret und lachte. »Ist das nicht großartig?«
    »Ja, das ist es«, bestätigte Ross mit einem stolzen Lächeln. »Das ist echte Macht. Wenn man imstande ist, die Ereignisse auf der Welt zu beeinflussen.«
    »Sieh mal«, sagte Garret, »da kommt Zappelkopf.«
    Ross lachte. Garret hatte manchmal einen ziemlich rüden Humor. Nachdem Präsident Hayes trotz wiederholter Anfragen klargemacht hatte, dass er nicht bereit war, sich am Wahlkampf zu beteiligen, hatte Garret angefangen, ihn Zappelkopf zu nennen – eine äußerst respektlose Anspielung auf die Tatsache, dass der Präsident aufgrund der Parkinson-Krankheit bisweilen ein wenig zitterte.
    »Er muss heute Morgen seine Medikamente genommen haben. Er zittert gar nicht so stark.«
    Mit ernster Miene trat der Präsident ans Rednerpult und ordnete seine Notizen. Schließlich räusperte er sich und zog das Mikrofon auf dem Pult etwas näher zu sich.
    »Ich werde nur eine kurze Erklärung abgeben«, begann Hayes, »danach werde ich an Direktor Kennedy weitergeben.« Er hielt kurz inne und blickte auf seine Notizen hinunter. »Ich hatte in meinem Leben das Glück, mit einigen äußerst begabten Menschen zusammenzuarbeiten. Ganz oben auf dieser Liste steht für mich die Frau hier neben mir.« Der Präsident sah Irene Kennedy mit einem väterlichen Lächeln an.
    »Er macht ihr noch ein paar höfliche Komplimente, bevor er sie feuert«, meinte Garret.
    »Direktor Kennedy war in den vergangenen vier Jahren eine meiner engsten Beraterinnen, und sie und ihr Team von der CIA gehören zu den besten Leuten, die heute im öffentlichen Dienst tätig sind. Viele ihrer Erfolge werden überhaupt nie bekannt, weil sie geheim sind. Wenn jedoch etwas misslingt, dann landet es unweigerlich auf

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