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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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meisten Leuten ziemlich gut aus.« Als Rapps Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er, dass Gazich schwitzte. »Möchten Sie noch eine Morphiumspritze?«
    Gazich zögerte. Er war nicht dumm. Er konnte sich ziemlich gut vorstellen, wie dieses Spiel ablief. »Das war nicht gerade fair von Ihnen, wie Sie sich da hereingeschlichen haben.«
    »In Zypern?«
    »Sie haben sich hinter dem Türrahmen versteckt wie ein Weib. Genauso wie Ihre Piloten die Bomben vom Himmel fallen lassen.«
    Rapp lachte. »Nun, ihr Bosnier seid ja berühmt dafür, wie fair ihr kämpft. Das war wirklich sehr fair, wie ihr all die unschuldigen moslemischen Frauen und Kinder zusammengetrieben und abgeschlachtet habt.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Dann sind Sie also gar kein Bosnier?«, fragte Rapp in sarkastischem Ton.
    »Ich bin Zyperngrieche.«
    Rapp schüttelte den Kopf. »Sie sind ein Lügner. Und ein schlechter noch dazu – aber gut, wir wollen mal sehen, was Sie mir noch zu sagen haben. Was haben diese Russen gestern Abend in Ihrem Büro gemacht?«
    »Weiß ich nicht. Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Und der Kerl in dem geparkten Wagen? Den haben Sie wohl auch ohne Grund erschossen?«
    Zum ersten Mal überlegte Rapp, ob Gazich vielleicht doch nicht so schlau war, wie er gedacht hatte. »Ich habe Sie beobachtet, wie Sie zum Auto gegangen sind und ihm zweimal ins Herz geschossen haben. Und dann sind Sie noch eine Weile beim Wagen stehen geblieben und haben mit ihm geplaudert, bevor Sie über die Dächer geklettert sind.«
    Gazich wand sich unter den Fesseln. »Das war ein Streit«, sagte er schließlich.
    »Dann kennen Sie sie also doch?«
    »Nein.«
    »Worum ging es bei dem Streit?«
    »Ein Freund von mir hatte Probleme mit diesen russischen Gangstern.«
    Rapp musterte Gazich misstrauisch. Er fragte sich zum ersten Mal, ob es möglich war, dass der Anschlag in Amerika gar nichts mit dem Auftauchen der Russen in Zypern zu tun hatte. Wenn er sich dem Russen widmete, würde er es schon herausfinden. Der Mann würde nicht schwer zu knacken sein.
    »Der Caféinhaber?«
    »Ja.«
    »Das ist interessant.«
    »Warum?« Gazich schloss die Augen, als sich der Schmerz wieder stärker bemerkbar machte.
    »Der Caféinhaber sagt, dass diese Russen Sie gesucht haben.«
    »Er ist nicht ganz richtig im Kopf. Er hat ihnen Geld geschuldet. Sie haben ihm gedroht, und da habe ich ihm geholfen. Wir Griechen halten zusammen.«
    Rapp blickte auf ihn hinunter und spürte, wie er langsam die Geduld verlor. Er ging in die Knie und sah dem Bosnier in die Augen. »Ich bin kein besonders geduldiger Mensch, darum komme ich jetzt zur Sache. Ich weiß, wer Sie sind. Ich weiß, dass Sie kein Zyperngrieche sind, ich weiß, dass diese Russen auf die Insel geschickt wurden, um Sie auszuschalten, und ich weiß, dass Sie vor zweieinhalb Monaten in Washington waren.«
    »Ich fürchte, Sie sind ein bisschen verwirrt.«
    »Verwirrt.« Rapp zwang sich, seinen Zorn im Zaum zu halten. »Ich mag ja einiges sein, aber verwirrt sicher nicht. Ich werde Ihnen sagen, was ich bin. Ich bin der letzte Mensch auf dem Planeten, dem Sie auf der Nase herumtanzen sollten. Mir macht diese Scheiße hier keinen Spaß, aber jedes Mal, wenn Sie mir irgendwelchen Unsinn erzählen, verliere ich wieder etwas von dem bisschen Mitleid, das ich vielleicht noch für Sie aufbringe.«
    »Besonders mitfühlend hätte ich Sie ohnehin nicht eingeschätzt.«
    »Sie würden staunen.«
    »Kümmern Sie sich etwa um die Wahrheit? Um Gerechtigkeit? Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Ihre arrogante amerikanische Haltung Ihr Urteilsvermögen trüben könnte? Haben Sie jemals daran gedacht, dass ich vielleicht gar nicht der Mann bin, den Sie suchen?«
    Rapp lächelte und kratzte sich die schwarzen Bartstoppeln am Kinn. »Oh … Mann. Sie glauben immer noch, Sie können sich irgendwie herausreden, was?«
    »Ich will einen Anwalt sprechen.«
    »Einen Anwalt«, erwiderte Rapp lachend. »Wirklich lustig. Habe ich etwa vergessen, meine Dienstmarke vorzuweisen? Oh, stimmt ja – ich habe gar keine.« Er beugte sich etwas näher zu Gazich hinunter. »Es wird keine Anwälte geben. Keinen Richter und keine Geschworenen. Nur ein ziemlich schmerzhaftes Verhör, ein Geständnis und dann Ihre Exekution. So wie Sie sich bis jetzt verhalten, würde ich sagen, dass es mit fünfundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit so ablaufen wird.«
    Gazich leckte sich die Lippen und blinzelte. Rapps

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