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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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solle, dachte sich dann aber, dass der Anruf wichtiger war. »Nur den Anruf, bitte.«
    Kennedy trat in das Konferenzzimmer und stellte ihre Handtasche auf den Tisch. Während sie auf das Gespräch wartete, überlegte sie, wie sauer Rapp wohl sein würde. Sie zog die Möglichkeit in Betracht, dass dies einer der seltenen Momente sein könnte, wo sie ebenfalls ein bisschen lauter werden musste. Das war nicht ihr Stil, und im Umgang mit Rapp konnte es auch riskant sein. Oft war es das Beste, es einfach zuzulassen, dass er seinem Ärger so richtig Luft machen konnte. Wenn es um etwas ging, an dem sie nicht direkt schuld war, sagte sie oft überhaupt nichts zu seinen Vorwürfen – dann hatte er hinterher meistens ein schlechtes Gewissen, weil er seinen Ärger an ihr ausgelassen hatte. Sie hoffte, dass es auch heute Morgen so laufen könnte.
    Das große weiße Telefon klingelte. Kennedy nahm den Hörer ab und meldete sich. Die Stimme am anderen Ende bat sie dranzubleiben, und einige Augenblicke später meldete sich eine Frau. Es war Agent Brooks. Kennedy fragte nach Rapp und wartete.
    Etwa eine halbe Minute später hörte sie eine müde und mürrisch klingende Stimme. »Was gibt’s?«, fragte er.
    »Es wird dir nicht gefallen, was ich dir zu sagen habe«, begann sie, »also komme ich gleich auf den Punkt. Der Präsident hat seinem designierten Nachfolger gerade gesagt, dass du Gazich gefunden hast und auf dem Heimweg bist.« Kennedy hielt kurz inne, wohl wissend, dass ihn vor allem der folgende Teil wütend machen würde. Mit einer Stimme, die nicht sehr überzeugt klang, sagte sie: »Alexander will, dass der Mann vor Gericht kommt. Wenn du landest, wirst du vom FBI empfangen, und sie werden den Gefangenen in Gewahrsam nehmen.« Es folgte eine Pause von etwa fünf Sekunden, ehe die Antwort kam.
    »Habt ihr jetzt alle den Verstand verloren?«
    Kennedy holte tief Luft und sagte: »Nein.«
    »Der Kerl ist ein Terrorist. Ein Auftragskiller. Ein Ausländer mit jeder Menge falscher Namen und falscher Pässe. Ich habe ihn gekidnappt, verdammt noch mal.«
    »Und?«
    »Denk doch nur mal an die Folgen«, schrie er außer sich. »Ich will nicht, dass mir das FBI einen Haufen Fragen darüber stellt, wie ich meine Operationen durchführe.«
    »Wir werden schon dafür sorgen, dass das nicht so schlimm wird.«
    »Unsinn! Du weißt genau, dass das nicht möglich ist. Wenn sie ihn vor Gericht stellen, heißt das, dieser Scheißkerl bekommt einen Anwalt, und das heißt, ich kann mich eine Woche in irgendein Konferenzzimmer setzen, wo mich die versammelten Politbürokraten in die Mangel nehmen und mir jede Menge Verstöße gegen die Menschenrechte vorwerfen.«
    »Mitch, du weißt genau, dass ich das nicht zulassen werde.«
    »Wie willst du mir das versprechen? In einem Jahr, wenn die ganze Sache läuft, sitzt du nicht mehr an dem Platz, wo du mir noch helfen könntest. Da wirst du gerade deine Memoiren schreiben und Vorträge halten, für die du hundert Riesen pro Auftritt kassierst.«
    Kennedy hatte erwartet, dass er wütend sein würde, aber so schlimm hatte sie es sich nicht vorgestellt. »Mitch, ich sehe da kein so großes Problem. Du hast gesagt, du bist dir hundertprozentig sicher, dass er es ist. Du musst doch gute Beweise gegen ihn haben.«
    »Keine Beweise, wie man sie vor Gericht braucht!«
    Kennedy hörte etwas aus seiner Stimme heraus. »Hast du durch Folter ein Geständnis erzwungen?«
    »Nein«, murmelte Rapp.
    »Das klingt nicht sehr überzeugend.«
    »Ich habe kein Geständnis durch Folter erzwungen.«
    »Wo ist dann das Problem?«
    Rapp murmelte etwas vor sich hin und stieß einen Fluch hervor. »Ich habe ihn angeschossen«, sagte er schließlich.
    »Das regeln wir schon. Du hattest sicher einen Grund.«
    »Ich habe ihm vier Kugeln verpasst.«
    »Und er lebt«, versetzte Kennedy.
    »Ich wollte ihn nicht töten.«
    Kennedy hob die Hand an die Stirn. »O Gott! Bitte sag jetzt nicht, dass du ihm gezielt die Kniescheiben zerschossen hast. Bitte sag mir, dass du ihn nicht gefoltert hast.«
    »Hab ich auch nicht!«
    »Warum zum Teufel hast du ihm dann vier Kugeln verpasst?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Du bist doch ein exzellenter Schütze.«
    »Oh … Scheiße. Du machst mich fertig. Wenn ich mir noch eine von diesen Bürokratenfragen darüber anhören muss, was ich da draußen im Einsatz mache, dann laufe ich Amok.«
    »Ich mache dich fertig? Machst du Witze? Mitch, du musst mir helfen. Du musst mir erklären, warum du vier

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