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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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leer bis auf einen Container, der an der Wand gegenüber fixiert war. Rapp betrachtete den glänzenden verbeulten Aluminiumcontainer ohne jede Begeisterung. Unbewusst hatte er gehofft, die Sache jemand anderem überlassen zu können. Jemandem, der entsprechend motiviert war. Es gab bestimmt eine Menge Secret-Service-Agenten, die ihre Dienstmarke geopfert hätten, um fünf Minuten mit Gazich allein sein zu können. Vielleicht hätte sogar der designierte Präsident dem Bosnier gern eine Privataudienz gewährt.
    Rapp versuchte sich auf seinen nächsten Schritt zu konzentrieren, doch er musste immer noch an das denken, was Brooks gesagt hatte. Er hatte es zugelassen, dass eine Anfängerin Mitte zwanzig ihm so zusetzte, dass er nahe daran war, sie zu schlagen, nur um sie zum Schweigen zu bringen. Sie hatte ihn aus der fensterlosen Kabine in den Frachtraum getrieben, weil er kein Wort mehr darüber hören wollte. Es ging ihm nicht gut, das wusste er selbst. Er wollte es nur nicht hören. Schon gar nicht von jemandem, den er kaum kannte.
    Nachdem sie noch zwei Stunden in der Luft sein würden, fiel ihm kein anderer Vorwand ein, um von ihr wegzukommen. Es gab eine ganz bestimmte Vorgehensweise für Verhöre, bei denen Zeit keine Rolle spielte. Man versuchte den Gefangenen zu zermürben, indem man ihm das Gefühl für Zeit und Ort nahm, während man sich gleichzeitig über seine Vergangenheit informierte. Dann legte man sich einen detaillierten Angriffsplan zurecht, so wie ein Staatsanwalt seine Befragung des Angeklagten vorbereitete. Nur dass es in diesem Fall keinen Strafverteidiger gab, der Einspruch erheben konnte, und keinen Richter, der dem Einspruch stattgeben konnte.
    Man begann zunächst einmal mit lauter Fragen, deren Antworten man schon kannte. Auf diese Weise bekam man die Möglichkeit, auf den Betreffenden, falls er log, Druck auszuüben, bis er die Wahrheit sagte. Wenn er das tat, ging man zur nächsten Frage über. War er ehrlich, ging man noch einen Schritt weiter. Wenn er jedoch log, kam das Prinzip von Strafe und Belohnung zur Anwendung. Dies ging so lange, bis der Betreffende sich endlich dazu durchrang, von sich aus die Wahrheit zu sagen, worauf man mit den wichtigen Fragen begann.
    Für gewöhnlich brauchte es mindestens vierundzwanzig Stunden, um dem Gefangenen die Orientierung zu nehmen. Gazich war jetzt ungefähr dreizehn Stunden in dem Container. Das war noch nicht ideal, aber andererseits hatte der Mann vier Schusswunden an empfindlichen Stellen des Körpers. Seine letzte Morphiumspritze hatte er auf dem Rollfeld in Deutschland bekommen. Die Wirkung der Droge ließ bestimmt schon nach, und der Schmerz würde in Wellen zurückkehren, die immer stärker und stärker wurden.
    Rapp ging zu der Aluminiumbox und legte die Hand auf den Türgriff. Die vordere Wand bestand im Wesentlichen aus zwei ineinandergreifenden Türen. Rapp machte sich keine Sorgen, dass Gazich einen Fluchtversuch unternehmen könnte. Er drehte den Griff und schwang die rechte Tür auf. Das Innere der Tür war so wie der Rest des Containers mit einer grauen Schallschutzschicht überzogen. Die Box war eineinhalb Meter tief und zweieinhalb Meter breit. Rapp schob auch die andere Tür auf.
    Licht strömte in die dunkle Kammer und warf Rapps Schatten auf Gazichs Körper. Der Bosnier lag auf einer Nylon-Trage wenige Zentimeter über dem Boden. Seine Hose hatten sie aufgeschnitten, damit Stroble die Wunden an den Knien reinigen und verbinden konnte. Rapp sah nach den Knieverbänden; sie waren sauber und weiß. Keine Spur von Blut. Gazich war mit vier breiten Riemen und Handschellen an die Trage gefesselt. Selbst wenn er unverletzt gewesen wäre, hätte er Mühe gehabt, sich zu befreien. Mit den Wunden an den Knien und an den Händen war es völlig aussichtslos.
    Gazich kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf gerade weit genug, dass er die dunkle Gestalt sehen konnte. »Sind Sie vom Bordservice?«
    Rapp lachte. »Ja … wir hätten heute Filet Mignon und einen erstklassigen Cabernet.«
    »Ich hätte lieber einen Bordeaux.«
    »Na toll. Sie sind also nicht nur Terrorist, sondern auch ein Snob.«
    »Nein. Ich hasse bloß Amerika.« Gazich lächelte und entblößte eine kleine Lücke zwischen zwei Vorderzähnen.
    Die Möglichkeit, dass Gazich etwas gegen die USA haben könnte, war Rapp noch gar nicht in den Sinn gekommen. »So, so, Ihnen passt also etwas an Amerika nicht?«
    »Geht das nicht allen so?«
    »Nein. Wir kommen sogar mit den

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