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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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durch das Land, in den folgenden beiden Wochen mit dem Bus. Sie besuchten jeden Bundesstaat, in dem man sich Chancen ausrechnete. Laufend wurden vereinbarte Termine abgesagt und neu angesetzt – der Wahlkampftross änderte fast stündlich seine Richtung. Es war ein organisatorischer Albtraum, doch Rivera hatte in all dem Chaos das Steuer fest in der Hand behalten und sich auf den aberwitzigen Terminablauf eingestellt. Jetzt, da es nur noch zwei Wochen bis zur Wahl waren, sah sie endlich Licht am Ende des Tunnels.
    »Rivera«, hörte sie eine eindringliche Stimme flüstern.
    Maria Rivera drehte sich um und sah Stuart Garret vor sich stehen. So wie die meisten ihrer Kollegen vermochte Rivera Menschen, die ihr begegneten, relativ rasch einzuschätzen. Wenn sie mit dem Schutz einer Person beauftragt wurde, achtete sie sehr darauf, sich in ihrer Arbeit nicht von persönlichen Gefühlen beeinflussen zu lassen. Josh Alexander beispielsweise war ein recht netter Kerl. Er hatte gute Umgangsformen, war manchmal etwas distanziert, respektierte aber im Wesentlichen die Arbeit, die sie und ihre Leute leisteten. Mark Ross hingegen war arrogant und herablassend. Rivera konnte den Mann nicht leiden, behielt das aber für sich. Garret jedoch machte es ihr wirklich schwer, sich an ihre professionellen Grundsätze zu halten. Er war wahrscheinlich die größte Nervensäge, die ihr je begegnet war.
    Nun stand sie dem unausstehlichen Kalifornier, der den Wahlkampf leitete, direkt gegenüber.
    »Ja, Stu.«
    »Wir liegen fünfzehn Minuten hinter dem Zeitplan.«
    Rivera nickte. Es war der Wahlkampf, der dem Plan hinterherhinkte, nicht der Secret Service. Rivera und ihre Leute waren schließlich keine Zugführer. Es war nicht ihre Aufgabe, für einen pünktlichen Ablauf zu sorgen. Sie waren dafür da, auf die Kandidaten und ihre Familien aufzupassen.
    »Sobald sie da drin fertig sind«, fuhr Garret fort, »sollen sie sofort in die Autos einsteigen. Ich muss ungestört mit Josh und Mark reden, also sorgen Sie dafür, dass Jillian in der zweiten Limousine sitzt. Sie ist im Haus des Vizepräsidenten nur bei der Begrüßung dabei, dann will sie gleich ins Hotel zurück, wegen irgendeinem blöden Spa Treatment.«
    »Okay«, antwortete Rivera und ignorierte Garrets respektloses Geschwätz.
    Rivera hatte die vergangenen neun Monate mit dem Präsidentschaftskandidaten und seiner Frau verbracht – und sie hatte trotzdem nicht mehr als zwei Sätze mit Jillian gewechselt. Die Frau war äußerst attraktiv, aber sehr reserviert und abweisend. Es war Garrets Idee gewesen, sie heute mitkommen zu lassen. »Als Blickfang«, wie er gemeint hatte. Ihre Beliebtheitswerte waren höher als die ihres Mannes und seines Vizes zusammen. Jillian befand sich gerade in einem Gespräch mit moslemischen Frauen, wo es um deren Rolle im Kampf gegen den islamistischen Extremismus ging.
    »Sie will, dass der bullige Kerl von eurer Truppe sie begleitet«, knurrte er.
    »Special Agent Cash?«
    »Was weiß ich, wie der Typ heißt. Der Bullige jedenfalls.«
    Rivera hatte einige bullige Männer in ihrem Team. Sie glaubte aber zu wissen, welchen er meinte. »Ich kümmere mich darum«, sagte sie schließlich.
    »Gut. Machen Sie sich bereit – es kann in fünf Minuten losgehen«, fügte er hinzu, drehte sich um und ging den langen Gang hinunter.
    Rivera sah ihm nach. Mehr als einmal hatte sie sich vorgestellt, ihm einen ordentlichen Tritt in den Hintern zu versetzen. Die Mitarbeiter des Wahlkampfs erzählten sich hinter vorgehaltener Hand, dass Garret auf keinen Fall bleiben würde – egal wie die Wahl ausging. Er war einmal für kurze Zeit Stabschef eines früheren Präsidenten gewesen und sagte heute jedem, der es hören wollte, dass es die schlimmsten sechs Monate seines Lebens gewesen wären. Man erzählte sich, dass er einen siebenstelligen Betrag erhalten habe, um in diesem Wahlkampf den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Rivera hatte ihn selbst mehr als einmal sagen hören, dass nur ein Trottel bereit sei, für ein Staatsgehalt zu arbeiten. Mit solchen Bemerkungen machte er sich bei den Agenten, die für den Schutz seiner Kandidaten zu sorgen hatten, nicht gerade beliebter.
    Rivera ging zur Eingangstür hinüber. Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug und eine hellblaue Bluse. Sie trug niemals Röcke oder Kleider, zumindest nicht im Dienst, weil es einfach unpraktisch war. Alle Agenten im Team waren mit der neuen FN-5.7-Pistole und zwei Extramagazinen ausgerüstet. Die FN 5.7

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