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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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still; die einzigen Geräusche waren das Schlurfen ihrer Füße und Asriths Schnauben, als sie Splitt aus ihren Nüstern prustete. Die Nacht war kalt gewesen, und Shaan freute sich, dass die Sonne endlich aufging. Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren oder wo die anderen steckten. Alles, was sie im schwachen Licht sehen konnte, waren eine gewaltige Sandebene und eine Dünenkette in der Ferne. Der gewaltige Sandhügel, in den sie in der Nacht hineingepflügt waren, erhob sich hoch über Asriths Kopf; sein Kamm hob sich scharfkantig vom heller werdenden Himmel ab, während sein Fuß von kleinen, bleichen Steinen übersät war. Shaan bückte sich, hob einen auf und ließ ihn in der Hand auf und ab tanzen, während sie sich umsah.
    Es war fast windstill, und es wirkte beinahe unglaublich, dass ein derart heftiger Sandsturm je stattgefunden haben sollte. Shaan rieb sich vorsichtig die Augen und versuchte, die letzten Sandkörnchen herauszublinzeln. Vage konnte sie Tallis’ Präsenz irgendwo im Westen spüren und fragte sich, ob sie versuchen sollte, zu ihm zu gehen, aber Asrith zischte plötzlich, und sie sah die Drachin in den Himmel aufschauen.
    Er kommt , sagte sie.
    Sie hatte recht; er war binnen kurzer Zeit klarer und stärker wahrzunehmen. Mit einem Seufzen setzte Shaan sich in den Sand, um zu warten. Kurz darauf trafen sie ein, und sie sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Tallis ritt auf Marathin und hielt Rorc vor sich, gefolgt von Mailun und Irissa auf Fen, aber Rorc war zusammengesunken und lag halb über Marathins Rückenkamm. Shaan schützte sich mit erhobener Hand vor dem Sandschauer, den ihre Landung hervorrief, und rannte dann zu ihnen.
    »Shaan!«, rief Tallis mit grimmigem Gesicht zu ihr herunter, während Irissa angerannt kam, um ihm zu helfen, Rorc von der Drachin zu heben.
    »Was ist geschehen?« Shaan ging aus dem Weg, während sie ihn ein kleines Stück von der Drachin wegtrugen und auf den Boden legten.
    »Er hat versucht, mich auf dem Rücken des Drachen festzuhalten, als der Wind kam«, sagte Mailun. Sie kauerte kalkweiß im Gesicht neben seinem Kopf. »Er ist gestürzt. Es waren Felsen und Dornbüsche dort.«
    Shaan fiel neben ihm auf die Knie. Rorcs Augen waren geschlossen, und er atmete kaum. Eine blutige Wunde verunstaltete seinen Kopf, und es war auch ein großer Riss in seinem Hemd; um den Bauch war ihm ein behelfsmäßiger Verband angelegt worden, der mit noch feuchtem Blut durchtränkt war.
    Shaans Finger prickelten, und der Drang zu heilen stieg als kraftvolle Wallung in ihrer Brust auf.
    »Shaan …?« Tallis kniete neben dem Kopf ihres Vaters.
    »Tallis sagte, du könntest ihm helfen«, sagte Mailun. »Wo ist dein Gepäck? Hast du Medizin darin?«
    Shaan schluckte; ihr Mund war trocken, als sie den Kopf schüttelte.
    »Was?« Mailun starrte sie an.
    »Wasser?« Shaan sah sie nicht an, schaute stattdessen zu Tallis hoch. »Er wird etwas brauchen.«
    »Irissa, hol den Wasserschlauch aus meinem Bündel«, sagte er, und die Clansfrau wirbelte herum und rannte zu den Drachen zurück.
    Mit zitternden Händen zog Shaan den Verband beiseite. Sobald sie Rorc berührte, spürte sie sein mühsames Atmen, seinen langsamer werdenden Herzschlag. Er hatte so viel Blut verloren … Ängstlich zog sie die Binde ab, um die Wunde freizulegen.
    Der Riss war tief und gezackt und reichte vom unteren Ende des Brustkorbs die ganze Flanke hinab. Sie konnte Muskeln und Knochen sehen – und andere Dinge.
    »Sie ist so tief …«
    »Du kannst es schaffen«, sagte Tallis.
    »Was kannst du tun?« Mailuns Gesicht war hart vor Furcht.
    Tallis nahm Irissa den Wasserschlauch ab, als sie zurückkehrte. »Mutter, mach ihr einfach Platz«, sagte er.
    Shaan holte tief Luft, legte die Finger vorsichtig über die Wunde und schloss dann die Augen. Ein Strudel aus Wissen durchflutete sie. Sie spürte den langsamen Rhythmus von Rorcs Herz, sah, wie seine Muskeln, Organe und Haut hätten zusammenpassen sollen, wo das Gewebe sich zusammenfügen und die durchtrennten Adern sich wieder verbinden mussten, und alles andere fiel von ihr ab. Sie begann, seinen Körper zur Genesung zu überreden. Sie goss ihre eigene Energie in seine: Schweiß strömte von ihr herab, und zu irgendeinem Zeitpunkt bemerkte sie, dass Tallis sie aufrecht hielt, aber sie war in einem seltsamen Trancezustand gefangen, der die Außenwelt verschwinden ließ. Sie wusste nicht, wie lange es dauerte, aber endlich öffnete sie mit großer Mühe die Augen, hob die

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