Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
trat ins Freie.
    Der Himmel war dunkel, aber sie konnte ein paar vereinzelte Sterne sehen. Ein heftiger Wind peitschte auf ihre Kleider ein und wirbelte ihr das Haar um den Kopf. Sie ging ein paar Schritte in die Nacht hinaus. Die Luft war drückend, und der Wind rief darin ein seufzendes, singendes Geräusch hervor. Shaan wusste, dass sie sich vielleicht Gedanken darum hätte machen sollen, aber sie fühlte sich plötzlich so lebendig. Sie hatte sich nicht erinnern können, wie es gewesen war, frei von ihm zu sein. Sie hatte nicht bemerkt, wie stark sein Griff um sie geworden war.
    Weiter und weiter ging sie vom Lager weg, genoss den Wind, der ihr am Gesicht vorbeiströmte und ihr die Lunge füllte. Der Sand war unter ihren nackten Füßen noch immer warm, und sie wurde von einem wilden Gefühl freudiger Erregung ergriffen; so streckte sie die Arme aus, hob das Gesicht mit zurückgelegtem Kopf zum dunklen Himmel und hielt die Augen geschlossen, während sie nichts tat, als die Kraft der Luft um sich her wahrzunehmen.
    Dann hörte sie Tallis ihren Namen rufen. Sie drehte sich um; der Wind traf auf sie. Wie weit war sie gegangen? Sie konnte das Lager überhaupt nicht mehr sehen.
    Tallis?
    Shaan! Komm hierher zurück – ein Sturm zieht auf! Seine Stimme war laut in ihrem Kopf, und ein Funken Furcht flammte in ihr auf, als sie einen dunkel grollenden Wind auf sich zutoben hörte. Sandsturm. Sie wollte zu Tallis zurückrennen, aber mit einem plötzlichen, kreischenden Aufheulen riss der Wind sie um.
    »Shaan!« Schwach hörte sie Mailuns Aufschrei und einen Moment lang glaubte sie, sie zu sehen, aber dann wurde eine Sandwolke zwischen ihnen aufgepeitscht. Shaan rollte zurück; Mund, Nase und Ohren waren voller Sand.
    Arak-si , zischte ein Drache in ihrem Verstand, und sie spürte, wie eine große Masse sich ihr von oben näherte.
    Asrith?
    Eine krallenbewehrte Pranke landete neben ihrem Kopf und sie packte sie verzweifelt, zog sich hoch. Der Wind heulte. Sie konnte nichts sehen, als sie sich auf den Rücken der Drachin hievte, sich dann so tief duckte, wie sie nur konnte, und sich an die Flügelansätze klammerte, während Asrith in die Luft sprang.
    Eine riesige Wand aus Sand und Wind traf sie einen Augenblick später. Plötzlich ertönte ein schrilles Heulen, und Shaan wurde beinahe abgeworfen, als der Sturm sie erreichte und seitwärts kippte. Die Drachin kreischte, als der Wind ihre Flügel bis zum Zerreißen spannte und nach hinten drückte. Shaan klammerte sich fest und spürte, wie sehr es die Muskeln der Drachin belastete, zu versuchen, der gewaltigen Kraft des Sturms entgegenzuwirken. Es war pechschwarz ringsum, und Shaan hatte keine Vorstellung, wo die anderen sein mochten. Sie konnte spüren, dass Tallis irgendwo am Leben war, aber sie hatte keine Ahnung in welcher Richtung, und sie konnte nichts hören als das Heulen des Windes, der sie quer durch den Himmel schleuderte.
    Asrith! Sie griff nach der Drachin aus, aber Asrith war zu konzentriert darauf, gegen den Sturm anzukämpfen, um zu antworten, und Shaan konnte nichts tun, als sich festzuklammern, während Asrith hart kämpfte, den Körper verdrehte und darum rang, die Flügel näher zusammenzuführen, sich bemühte, zu landen. Aber das Toben des Sandsturms war zu viel, und Shaan spürte, wie Tallis ihr immer weiter entglitt.
    Düne voraus , zischte Asrith plötzlich in ihrem Geist. Festhalten!
    Es kam zu einem plötzlichen, knochenerschütternden Aufprall, als Asrith kopfüber auf einen massiven Hügel aus Sand und Stein traf. Splitt explodierte um Shaans Gesicht herum und kleine Steine prallten von ihrem Kopf ab; Asrith erzitterte unter ihr, während sie über die Hügelflanke schlitterten und in einem Regen aus Erde und Stein endlich zum Halten kamen. Der Wind heulte immer noch, aber seine Kraft schien gemindert zu sein, und Shaan glitt voller Prellungen und Schürfwunden die Flanke der Drachin hinab und spuckte Sand. Sie konnte nichts sehen, noch nicht einmal die Sterne, und ihre Augen fühlten sich wund vor Sand an. Erschöpft kauerte Shaan sich zwischen der Drachin und der Düne zusammen; Asriths massiger Körper schützte sie vor den Windböen. Jetzt konnten sie nichts anderes tun, als abzuwarten.

28

    D er Sturm kam unmittelbar vor der Morgendämmerung zum Erliegen, und Shaan wagte sich aus dem notdürftigen Schutz hervor, den Asriths Körper ihr geboten hatte. Ihre Augen tränten; fahles Licht begann sich am Horizont auszubreiten. Es war sehr

Weitere Kostenlose Bücher