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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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sagte Miram und sprach damit für den Kreis, »der du einst zu diesem Clan gehört hast, eine Anklage ist ausgesprochen worden. Bist du hier, um sie zu verteidigen?«
    »Ja.« Seine Stimme klang heiser, schwach, und Karnits Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. Tallis räusperte sich und sprach noch einmal, diesmal lauter: »Ja, das bin ich.«
    Miram nickte mit strenger Miene, wandte sich dann der Menge zu und wiederholte die Geschichte, die Karnit dem Clan bei seiner Rückkehr von der Versammlung erzählt hatte: dass Tallis derjenige gewesen sei, der seine Männer angegriffen und sie zu töten versucht hätte. Dann führte sie die Anschuldigungen auf, die Tallis gegen Karnit erhoben hatte.
    Er hörte die Worte kaum – seine ganze Aufmerksamkeit war auf Karnit gerichtet, der ihn mit hasserfülltem Blick musterte. Kurz fühlte er sich daran erinnert, wie er im Übungsring in Salmut dem Verführer gegenübergestanden hatte – und an das, was dort geschehen war. Aber das war ein Übungskampf gewesen; dieser hier war echt. Karnit wollte ihn töten.
    In der Menge erhob sich Gemurmel, und er bemerkte, dass Miram geendet hatte. Thadin trat mit einem langen Speer in der Hand und einem Messer an ihn heran, das in einer Scheide an einem Gürtel hing.
    »Zieh dein Hemd aus und nimm deine Waffen«, sagte er.
    Tallis streifte sich das Hemd ab und nahm Messer und Speer.
    »Kämpfe gut«, sagte Thadin, aber sein Ton war spöttisch. Tallis hielt sein Gesicht ausdruckslos; der Krieger feixte und ging davon, um Karnit seine Waffen zu bringen.
    Miram sagte: »Dies ist eine Kriegerherausforderung. Der Kampf endet, sobald ein Mann den anderen besiegt – mögen die Führer ihren Lieblingssohn wählen!« Sie trat zurück, um wieder zwischen den übrigen Clananführern zu stehen.
    Tallis gürtete sich das Messer um und spürte das Holz des Speerschafts warm und rau in der Hand. Er drehte sich zu Karnit um, der in der Mitte des Kreises stand. Kein Laut kam aus der Menge; Anspannung lag in der Luft. Die Speere hatten Stahlspitzen, die in der Sonne aufblitzten, als Karnit sein Gewicht verlagerte, während er weiter Tallis beobachtete.
    »Kämpft!«
    Karnit grinste, und einen Moment lang bewegte sich keiner von beiden; der einzige Laut, den Tallis hörte, war sein eigenes Einatmen. Dann führte Karnit einen Speerstoß, und alles andere verschwand. Ihre Speerspitzen trafen aufeinander; Metall schrammte über Metall, und die Wucht des Aufpralls ließ Tallis’ Arme erzittern. Er musste sich schnell zurückziehen, während Karnit ihn durch den Kreis drängte; die Speerspitze peitschte durch die Luft, und ein Hieb verfehlte Tallis’ Kopf nur knapp. Die Menge johlte, und Tallis parierte panisch, während Karnit unermüdlich auf ihn eindrang und ihn rückwärts vor sich hertrieb. Der Anführer war wie ein mit einer Klinge versehener Wirbelwind. Zu schnell. Schweiß bedeckte Tallis’ Brust und lief ihm in die Augen, als er versuchte, selbst zum Angriff überzugehen – doch abermals blitzte Stahl vor ihm auf. Er war nicht schnell genug, und sogleich zog sich eine heiße Spur des Schmerzes über seine Brust. Die Menge brüllte. Karnits Speer hatte eine Wunde quer über seine Rippen aufgerissen. Tallis stieß mit dem eigenen Speer zu und lenkte Karnits Klinge gerade noch rechtzeitig ab, als dieser ihn erneut zu treffen versuchte.
    »Was ist, Junge? Tut es weh?«
    Zornig stieß Tallis vor und zielte mit dem Speer auf Karnits Brust. Die Spitze ging ins Leere, da der ältere Mann sich mit unerwarteter Gelenkigkeit nach hinten beugte und dann den Griff seiner eigenen Waffe nach oben schmetterte. Tallis konnte nicht fest genug zupacken; der Speer flog ihm aus den Händen. Sofort schwang Karnit seinen Speer zurück gegen Tallis’ Hals. Er wich zur Seite aus und versetzte Karnit einen kräftigen Fausthieb gegen die Rippen. Der Anführer schrie auf, eher vor Zorn als vor Schmerz, und Tallis zog sein Messer, aber Karnit sprang zurück und ließ seinen Speer in den Händen kreisen, so dass er eine wirbelnde Sperre schuf.
    Sie umkreisten einander, Tallis mit dem Messer und Karnit mit dem Speer. Adrenalin strömte schnell durch Tallis’ Adern, Zorn pulsierte in seinem Blut, und seine Glieder pochten vor jener schrecklichen, dunklen Raserei. Sie sehnte sich danach, losgelassen zu werden: Ein Drang, zu töten …
    Mit wirbelndem Speer stürmte Karnit auf ihn zu. Tallis wartete ab, sah jede Umdrehung des Holzes, griff, als Karnit näher kam,

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