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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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mit unglaublicher Geschwindigkeit zu, packte den Schaft direkt unterhalb der Spitze und riss ihn Karnit aus der Hand. Karnit brüllte und stürzte sich auf ihn; Tallis flog das Messer aus der Hand, als er schwer auf den Rücken stürzte und Karnit auf ihm landete. Plötzlich spürte er einen heftigen Druck in der Seite und hörte seine Mutter schreien. Karnits Gesicht über ihm war vor wütender Befriedigung verzerrt. Tallis spürte keinen Schmerz, war sich aber bewusst, dass ein Messer in seinen Eingeweiden stecken musste.
    Karnit griff nach dem Messer, das Tallis hatte fallen lassen; es lag nur eine Handspanne entfernt im Sand. »Die Führer haben sich für mich entschieden, Junge«, sagte er und stieß mit der Klinge hinab. Tallis ließ seinen Zorn los; plötzlich wallte wilde Energie in ihm auf. Er packte Karnits Handgelenk, hielt es oberhalb seines Halses auf. Karnits Augen quollen vor Zorn hervor, und er legte beide Hände um das Messer, presste mit seinem ganzen Körpergewicht darauf, aber Tallis hielt es mit einer Hand still.
    »Nein«, sagte er und sah Furcht in Karnits Augen. Er drehte Karnits Handgelenk langsam herum, bis die Klinge auf die Brust des älteren Mannes wies. Er hatte keine Gefühle mehr – keine Furcht, kein Entsetzen über das, was er tun musste –, nur das Wissen, dass dies getan werden musste. Mit einem einzigen Stoß grub er das Messer in Karnits Herz. Die Hände des alten Mannes umklammerten den Griff und er erschauerte, versuchte zu sprechen, aber er hatte noch nicht einmal mehr dazu die Kraft.
    Tallis stieß ihn von sich und kämpfte sich auf die Knie, keuchte, stierte, rollte die Kraft wieder auf. Neben ihm lag Karnit tot da. Etwas pochte dumpf in seiner Seite. Er sah Blut unter dem Messer hervorströmen, das unterhalb seines Brustkorbs hervorragte. Jemand schluchzte und rief seinen Namen. Alle schienen sich gleichzeitig zu bewegen. Er kam stolpernd auf die Beine, aber in seinem Kopf ertönte ein lautes Brüllen, und plötzlich zerfetzte heftiger Schmerz seine Seite.
    »Halt!«, rief er und streckte eine Hand aus, aber das Wort, das ertönte, gehörte nicht zur Sprache seines Volks. Drachensprache. Marathin? Er schaute auf und spürte, dass sie kam. Die Leute erstarrten, als ein dunkler Schatten über sie fiel, und das Geräusch von Flügeln durchschnitt die Luft, die plötzlich nach Verbranntem roch. Arak-ferish . Marathin landete und schlug die Leute in eine panische Flucht, als sie aufkam; ihre Flügel wirbelten Sand und Staub auf. Sie duckte sich wie eine Katze, eine Schlange, eine große Echse im Sand; ihr Schwanz legte sich um ihren Körper. Die Leute duckten sich von ihr weg.
    »Tallis!« Shaan war an seiner Seite, kalkweiß im Gesicht. Ein paar Schritte entfernt hielt Rorc Mailun fest, die weinte und zu Tallis zu gelangen versuchte. Er schüttelte den Kopf. Halt sie zurück .
    »Zieh’s raus«, stieß er heiser hervor. Der Schmerz wurde unerträglich. Er zitterte, und alles verschwamm ihm vor den Augen.
    »Leg dich hin.« Shaans Stimme klang beinahe gereizt, und das hätte ihn zum Lachen gebracht, wenn er nicht so sehr darum bemüht gewesen wäre, nicht ohnmächtig zu werden. Er fiel in den Sand neben Marathins Vorderbein.
    »Das wird wehtun«, sagte Shaan unnötigerweise, als sie das Heft des Messers ergriff. Dann zog sie. Und alles Wissen um Zeit und Raum verschwand, als der Schmerz ihn blendete. Er schrie, als ihre Energie ihn durchströmte.
    »Lass eine Narbe da, Shaan, eine Narbe!«, keuchte er. Er musste sich hieran erinnern, um zu wissen, dass er noch immer ein Mensch war.
    »Ich weiß«, flüsterte sie, und er musste die Augen schließen, als die Qual, die das Zusammenwachsen seiner Organe verursachte, ihn schier versengte.
    Shaan versuchte, nicht an die Umstehenden zu denken, die zuschauten, während sie sich auf Tallis’ Wunde konzentrierte. Als die Drachin gelandet war, waren einige in den Brunnen geflüchtet, viele aber waren geblieben. Sie ignorierte sie. Tallis’ Wunde war tief, und als sie ihn berührte, sah sie das weiche Gewebe, das strömende Blut und spürte tiefer in ihm die weiße Glut seiner Macht. Er war nicht wie Rorc, auch nicht wie der Mann im Tempel in Salmut. Er würde schneller und besser genesen. Ihr Atem ging rasch, im Gleichtakt mit Tallis’, und sie spürte ein Brennen in ihrer eigenen Seite, als sie darum rang, ihre Energie in ihn fließen zu lassen. Sein Schmerz driftete in sie hinein. Sie versuchte, die Verbindung zwischen ihnen

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