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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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entziehen, aber er war zu stark.
    »Du hast mich gefragt, warum ich ihn bestraft habe«, sagte er, »aber er war nicht der Einzige, den ich bestraft habe. Auch sie, dafür, dass sie mir trotzt, und deinen Bruder, dafür, dass er mich herausfordert. Soll ich dich als Nächste bestrafen?« Er fuhr mit dem Mund über ihren Kiefer. Shaan erschauerte und spürte, wie sich die dunkle, tödliche Energie in ihrer Brust regte.
    »Du erinnerst mich so sehr an sie«, sagte er. Sein Blick schien sie zu verschlingen. »Es ist so lange her, aber ich habe sie nie vergessen.«
    Er konnte nicht Alterin meinen.
    Der Ausdruck seiner Augen war seltsam, von Trauer und Sehnsucht erfüllt.
    »Was meinst du damit – ›sie‹?«, fragte Shaan und reckte sich weg von ihm.
    Er lächelte. »Das hier.« Er berührte ihr Gesicht mit der Hand. Shaan schnappte nach Luft, als eine Vision in ihrem Geist aufloderte: eine seltsam helle Dschungelstadt, so neu, so sauber. Azoth stand mit ihr auf einem Balkon, der Fluss strudelte lichtglänzend unter ihnen, und sie lachten zusammen. Seine Lippen auf ihrem Hals, seine Hand auf ihrer Haut … Aber diese Frau war nicht Shaan. Diese Frau war kleiner, weicher. Es war … Niobe . Azoth flüsterte den Namen, und der helle, sonnige Ort wurde fortgerissen. Sie stand nun außerhalb ihrer selbst, als Beobachterin in einem Raum aus Stein. Er beugte sich über eine Gestalt, die reglos am Boden lag. Auf ihren Lippen stand Blut, und ihr Gesicht war bleich. Entsetzt sah Shaan, dass er weinte, und vier schattenhafte Gestalten standen hinter ihnen. Niobe. Shaan , flüsterte Azoth ihr ins Ohr, und sie war plötzlich wieder auf dem Balkon, und der Regen strömte ihr ins Gesicht. Sie starrte ihn an. Die Seltsamkeit ihrer Träume wurde ihr klar. Er hatte sie in ihren Träumen glauben gemacht, sie wäre jene Frau, Niobe. Das war der Grund dafür, dass sie seine Berührung in ihren Träumen genossen hatte. Er hatte sie geliebt. Sie spürte es, so wie sie seinen Verlust spürte, der nach Tausenden von Jahren noch immer schmerzte.
    Seine Augen waren schwarz wie die Nacht. »Es war nicht erlaubt. Eine Sterbliche und ein Gott … Sie nahmen sie mir«, sagte er. »Also nahm ich ihnen den Stein.« Sein Lächeln war trostlos, als er sich zu ihr beugte und ihr Gesicht liebkoste. »Weißt du, wie sehr du ihr gleichst?«
    Shaan erschauerte. »Rühr mich nicht an«, sagte sie, und er lächelte.
    »Führe mich nicht in Versuchung«, antwortete er und küsste sie stürmisch mit offenem Mund. Einen Moment lang war sie verloren, überwältigt von ihm, aber dann wallte die Dunkelheit in ihrer Brust auf. So instinktiv wie eine Schlange, die sich ihrer Haut wehrt, stieß das Dunkel nach ihm; die Kraft ihres Zorns zog sich um sein Herz zusammen, so dass er aufkeuchte, sie losließ und zurücktrat. Ärger rang auf seinem Gesicht mit Erstaunen.
    »Wie ich sehe, beißt dein Kniff«, sagte er. »Wäre ich ein Sterblicher, hätte mich das vielleicht getötet.«
    Shaan versuchte, ihren Atem und ihr Herzrasen zu beruhigen. »Denk besser daran«, sagte sie.
    »Ja, das tue ich wohl besser«, sagte er langsam.
    Shaan spürte, wie die seltsame Kraft in ihr sich wieder in ihrem Nest zusammenrollte. Es hatte zu regnen aufgehört, und jetzt stieg Dampf von den Steinen auf, da die Sonne hinter einer Wolke hervorlugte.
    »Du weißt, dass dein Kniff dich nicht schützen wird«, sagte er.
    Shaan zweifelte nicht daran. Wenn er sie mit Gewalt hätte nehmen wollen, hätte er das schon getan, als er sie das erste Mal in der Hand gehabt hatte. Er wollte mehr von ihr als das.
    »Wenn« – sie betonte das Wort – »wenn du alle besiegst – und die, die ich liebe, am Leben lässt –, dann werde ich freiwillig zu dir kommen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch, aber es lag keine Heiterkeit in seinem Ton. »Wenn?« Sie sah das sehnsüchtige Begehren, die Belastung von Jahrhunderten der Einsamkeit. Er gierte nach Liebe, wie sie überrascht begriff. Hungerte danach. War es das, was ihn antrieb, diese unstillbare Einsamkeit?
    »Wenn du gewinnst«, sagte sie.
    Er war sehr still; sein Blick war durchdringend, als ob er versuchte, zu sehen, ob sie die Wahrheit sagte. Endlich verzog er die Lippen zu einem halben Lächeln.
    »Du bietest dich mir an?«
    Mit trockenem Mund nickte Shaan. »Aber du musst die, die ich liebe, unversehrt am Leben lassen.«
    »Sie werden am Leben bleiben«, sagte er, und sie wusste, dass er die Wahrheit sagte, war sich aber nicht sicher, welche Art

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