Der Verrat Der Drachen: Roman
kämpfte, schleuderte ihn in einen Trupp Scanorianer und rannte mit erhobenem Schwert auf Tallis und Irissa zu.
Tallis blieb keine Zeit zum Nachdenken, als Jared angriff und mit wild geschwungener Waffe auf ihn zustürmte. Sein vertrautes Gesicht war verzerrt; ein animalischer Schrei entrang sich seinen Lippen. Tallis parierte den Hieb, und die Wucht des Aufpralls ließ seine Arme erzittern. Jared schlug wieder und wieder nach ihm. Entsetzt konnte Tallis nichts tun, als sich zu verteidigen und die Klinge abzuwehren.
»Jared, hör auf!«, schrie Tallis, aber das nützte nichts.
Größer und stärker als früher, das veränderte Gesicht eine Maske der Pein und des Zorns, griff sein Erdbruder ihn immer wieder an.
»Verwunde mich! Kämpf gegen mich!«, brüllte Jared, während er auf ihn eindrang. Aber das konnte Tallis nicht.
Er schlug Jareds Klinge immer wieder beiseite und ignorierte jede Gelegenheit, selbst einen Vorstoß zu führen, die ihm das verschaffte. Das hier war sein Erdbruder, sein Retter und Freund, und er konnte ihm nichts antun.
»Kämpfe, Azoths Verderben! Heuchler!« Jareds Stimme war plötzlich tiefer, und entsetzt spürte Tallis den Drachen in ihm, sah seinen Hass in Jareds Augen. Er zögerte, und Jareds Faust schoss vor und traf ihn am Kiefer, streckte ihn zu Boden.
»Kämpfe!«, brüllte Jared, und seine Schwertspitze sauste auf Tallis’ Hals zu. Irissa stürzte sich auf Jared und ergriff den Arm ihres Bruders.
»Jared, nein!«, schrie sie, und er packte sie an der Kehle, hob sie mit der freien Hand von den Füßen. »Bruder!« Sie drohte zu ersticken. Tränen liefen ihr übers Gesicht, und sie versuchte, seine Finger zu lösen.
Verzweifelt griff Tallis nach seiner Macht und stieß sich hoch, warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Jared und führte einen Fausthieb auf den Arm, der Irissa festhielt. Jared stolperte und ließ seine Schwester fallen; Tallis zog sich mit einem Sprung zurück. Sie umkreisten einander.
Ringsum tobte die Schlacht noch immer, aber es hatte sich eine Freifläche um sie gebildet, als ob die Scanorianer sich davor fürchteten, ihnen zu nahe zu kommen. Heuchler! Ein Drachenzischen drang in Tallis’ Verstand, und er sah den Drachen hinter Jareds Augen, spürte den Abscheu und erkannte ihn. Es war einer der Schwarzen Drachen, die ihn damals als Erste angegriffen und Haldane getötet hatten. Zorn erfüllte ihn.
»Ich will nicht gegen dich kämpfen«, sagte er.
Jareds Lippen verzogen sich. »Du darfst nicht am Leben bleiben, Heuchler! Nur der Vater überlebt.« Er hob das Schwert, aber als er das tat, sah Tallis den Widerschein des Clansmanns in den Augen des Alhanti, immer noch dort und in dem Versuch begriffen, den Drachen daran zu hindern, die Oberhand zu gewinnen.
»Jared!«, rief Tallis, während er selbst das Schwert hob. »Kämpfe dagegen an – halte es auf!«
»Kein Jared mehr da«, knurrte der Alhanti, aber Tallis konnte ihn immer noch wie einen Geist in seinen Augen sehen.
Der Alhanti holte aus, und ihre Schwerter prallten wieder klirrend aufeinander; Klinge glitt an Klinge entlang, bis sie Auge in Auge standen, nahe genug, um den Atem des jeweils anderen zu spüren.
»Ich weiß, dass du noch da bist, Jared«, sagte Tallis und versuchte, in den Geist seines Freundes vorzudringen. »Kämpfe dagegen an!«
»Nein!«, brüllte der Alhanti und erschauerte dann, während sein Gesicht sich plötzlich veränderte. »Töte mich, Tallis!« Die Stimme war die Jareds, bittend, flehend. »Töte mich.«
Entsetzt wich Tallis zurück, stieß ihn mit aller Kraft von sich, aber das reichte kaum aus. Der Alhanti griff ihn erneut an und führte das Schwert diesmal gezielter, schlug nach seinem Hals. Tallis duckte sich gerade noch rechtzeitig. Noch ein Hieb, und das Schwert verfehlte nur knapp seinen Unterleib.
»Töte mich!«, sagte Jared noch einmal, während er auf ihn eindrang und ihn mit jedem Schlag zurücktrieb. Er war stärker. Tallis wusste, dass er ihn nicht mit dem Schwert allein besiegen konnte, sondern seine Macht gegen seinen Erdbruder einsetzen musste … Seine Seele heulte bei der Vorstellung auf.
»Heuchler!«, brüllte der Drache in Jared, dann wurde die Stimme wieder menschlicher. »Töte mich, Tallis! Nimm es weg – kein anderer kann das!«
»Nein!« Tallis parierte Jareds Schläge wieder und wieder und wurde mit jedem Mal schwächer. Die tödliche Macht in ihm erfüllte seine Adern, sehnte sich danach, eingesetzt zu werden. Jared führte
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