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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman
Autoren: Lara Morgan
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»Er war ein älterer Mann, als er herkam, aber ihm wurden mehrere Jahre, nachdem er sich hier niedergelassen hatte, drei Kinder geboren. Als sie erwachsen waren, sechzehn und siebzehn, schickte er zwei von ihnen mit einer Sammlung von Prophezeiungen nach Salmut. Er hatte die Absicht, die Stadt davor zu warnen, dass Azoth dereinst zurückkehren könnte.«
    »Wie er es nun getan hat«, sagte Tuon.
    »Wie er es getan hat«, wiederholte Ivar. »Aber statt mit den Glaubenstreuen zu sprechen, die damals gerade erst gebildet worden waren, gingen sie zum Seher der Stadt, da sie annahmen, dass sie, da ihr Vater eine Art Seher war, besser daran täten, mit seinesgleichen zu sprechen. Aber jener Seher war nicht wie der Prophet. Er glaubte, dass jegliche Erwähnung Azoths ihn zurückbringen könnte, und wollte die Kinder des Propheten nicht anhören. Er setzte sie gefangen und folterte sie. Beide starben von seiner Hand.«
    »Und kein Seher aus Salmut ist seitdem hier willkommen«, sagte Tuon.
    Ivar nickte. »Vor fünfhundert Jahren wäre Veila noch umgebracht worden, bevor sie auch nur einen Fuß auf den Sand gesetzt hätte.«
    »Und es gibt immer noch Misstrauen«, fragte Tuon, »sogar nach so vielen Jahren?«
    »Wir sind eine kleine Gemeinschaft, und für lange Zeit haben uns die Seher von Salmut für … geringer als sie selbst gehalten.«
    »Veila glaubt das nicht«, sagte Tuon.
    Ivar lächelte. »Vielleicht ändern sich die Verhältnisse. Aber es ist nicht nur jene alte Wunde für das Zerwürfnis verantwortlich; es liegt auch an den Drachen.«
    »Was meint Ihr damit?«
    Er atmete lang aus. »Wenn die Drachen fortgehen, um sich nach Salmut zu begeben, ist das, als würde man einen Freund verlieren. Sie sind wilde Geschöpfe, freie Tiere, und gehen in die Knechtschaft, auch wenn sie es willentlich tun.« Er zuckte die Schultern. »Manchmal frage ich mich, wie sehr sich das von den Zeiten unterscheidet, in denen Azoth noch ihr Gebieter war.«
    »Es wäre Euch lieber, wenn es keine Reiter gäbe, keine Drachen in Salmut?«, fragte Tuon.
    Ivar zuckte die Schultern, sah zu Boden, betrachtete die Klinge der Machete. »Kommt.« Er stand auf. »Wir haben noch eine ganze Strecke vor uns.«
    Tuon reichte ihm den Wasserschlauch. »Dann geht voran.«
    Er grinste und wandte sich ab, um eine Ranke zu zerhacken.
    Sie brauchten weitere zwei Stunden, um den Felsvorsprung zu erreichen, den Ivar erwähnt hatte, und zu dem Zeitpunkt hatte der Regen schon in stetigem Strom zu fallen begonnen. Das Umschlagtuch half, aber es reichte Tuon nur bis zu den Hüften, so dass ihre Beine tropfnass und schlammbedeckt waren, als sie aus dem Schatten des Dschungels hinaustraten. Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und folgte Ivar zu einer Lichtung aus unebenem schwarzen Fels, die in einen wuchtigen Felssporn überging, der aus dem Dschungel ragte wie eine Zunge aus einem Mund. Asrith hockte am Rand des Felsens über dem Abgrund und starrte in die Ferne, durch den Regen zur unsichtbaren Küste des Festlands hinüber.
    »Wartet hier.« Ivar legte Tuon eine Hand aufs Handgelenk. Sie blieb stehen; das musste er ihr nicht zweimal sagen. Drachen hatten sie schon immer nervös gemacht. Sie wartete, während Ivar auf das gewaltige Tier zuging.
    Dunst stieg in Nebelschwaden aus dem dichten, grünen Laubdach unter ihr auf und quoll aus den Nüstern der Drachin, als sie sich umwandte, um Ivar anzusehen. Es jagte Tuon einen Schauer über den Rücken, zu sehen, wie Asrith den Kopf fast ganz herumdrehte; ihr Hals schlängelte sich elegant, und das dunkle Grün ihrer Haut ließ das Regenwasser abperlen, so dass es in großen Tropfen in die Pfützen auf dem Felsen rings um sie lief.
    Ivar stand einige Minuten lang neben ihr und starrte einfach zu ihr hinauf. Tuon hörte nichts, sagte nichts, aber irgendein Zwiegespräch musste zwischen den beiden stattgefunden haben, denn nach einer Weile winkte er sie heran.
    Der Regen ließ ihm die dunklen Locken am Schädel kleben, und das Weiß seiner Zähne schien gegen das Dunkel seiner Haut und Augen aus dem trüben Licht des Nachmittags hervorzuleuchten. Beklommen stand Tuon neben ihm, und Asrith sah von der Seite her mit einem verblüffend grünen Auge auf sie herab. Trockene Hitze strahlte von ihrem Körper ab. Die Drachin überragte sie beide; ihre Köpfe reichten nur bis zu ihrem Schultergelenk, und ihr Körper beschirmte sie vor einem Teil des Regens.
    Ivar lächelte und beugte sich zu Tuon. »Asrith ist erfreut,
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