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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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und Marathin zischte plötzlich. Dann erreichte der Gestank sie: beißend und brennerig.
    Attar rief irgendetwas und deutete, und Tallis hob den Arm um zu zeigen, dass er es gesehen hatte. Das hier konnte nichts Gutes bedeuten. Er drängte Marathin nach unten, und sie flogen in einer Spirale immer tiefer über die kleine Siedlung.
    Es war wenig davon übrig. Was einst ein Städtchen gewesen war, war nun eine geschwärzte, qualmende Hülle aus rußigem Stein. Tallis suchte die Umgebung mit Blicken ab, während Marathin tief über den Straßen dahinglitt; dann brachte ein plötzliches, heftiges Gefühl ihn dazu, zur Bergkette hinüberzublicken. In den Schatten der Gebirgsausläufer wurde eine weit auseinandergezogene Menschenkette auf die Baumlinie der Berge zugetrieben.
    »Attar«, rief er, »Überlebende!«, und er lenkte Marathin auf die kleine Gruppe zu. Die Bergkette ragte hoch über ihnen auf, als sie über die zerklüftete Ebene glitten. Als sie näher kamen, sah Tallis die Leichen von Kindern im kurzen Gras liegen, und Galle stieg ihm in der Kehle auf. Er warf einen Blick auf Attar. Das Gesicht des Kriegers war grimmig, und er hatte seinen Bogen in der Hand.
    Tallis trieb Marathin an, ergriff seinen Bogen und legte einen Pfeil an. Jetzt konnte er eine Gruppe von Männern und Frauen sehen, die aneinandergefesselt waren und auf die felsigen Hänge zugetrieben wurden. Neben ihnen rannten kleinwüchsige Geschöpfe her und stießen sie mit Speeren vorwärts. Schwache, kehlige Rufe drangen zu ihm. Das mussten Scanorianer sein. Ihr Haar war kurz und verfilzt, ihre Gliedmaßen drahtig, und er konnte nicht erkennen, ob sie männlich oder weiblich waren. Sie hatten Attar und ihn offensichtlich kommen sehen und schrien die Leute an, damit sie sich schneller bewegten. Tallis spannte seinen Bogen und schoss.
    Die Menschen starrten mit bleichen Gesichtern nach oben und die Scanorianer duckten sich ins Gras.
    »Da ist der Anführer!«, rief Attar und zeigte hin; Tallis machte sich zum Anfang der Reihe auf.
    Zuerst dachte er, die Gestalt, auf die Attar gedeutet hatte, sei ein übergroßer Mann, riesenhaft und muskulös, aber es war kein normaler Mensch.
    Marathin zischte und kreischte in seinem Verstand. Kind des Vaters! Gebrochener!
    Tallis zuckte zusammen; ihr Zorn war schneidend wie eine Klinge. Also war dies ein Alhanti.
    Blaue Drachenhaut erhob sich von der Mitte des Rückgrats der Kreatur, um einen Kamm entlang ihrem mächtigen Hals zu bilden. Die glänzenden Schuppen breiteten sich auf der Oberseite der Schultern aus und verschmolzen mit der nackten Menschenhaut auf dem muskulösen Oberkörper. Gelbliche Augen starrten böse aus einem Gesicht hervor, das einst menschlich gewesen war. Mit einem Brüllen schleuderte der Alhanti einen Speer nach Tallis.
    Arak-ferish! Das zischende Flüstern hämmerte in seinen Verstand und Tallis blockte es instinktiv ab, während Marathin herumwirbelte; der Speer schrammte unter ihrem linken Flügel vorbei.
    Zurück! , befahl Tallis. Er war von rasendem Zorn erfüllt. Dieses Ding hatte Kinder ermordet! Marathin wendete, und sie griffen den Alhanti nun direkt an. Er stellte sich ihnen mit gezogenem Schwert zum Kampf. Tallis zielte mit dem Pfeil, tastete nach dem Puls des Alhanti, dem Pochen des Bluts auf dem Weg zu seinem Herzen. Die Dunkelheit stieg auf, und Geräusche und Sinne verengten sich, aber gerade, als er den Pfeil abschießen wollte, spürte er die menschliche Seele der Kreatur aufschreien. In diesem Monstrum gefangen befand sich immer noch der Mann, der geopfert worden war, um es zu schaffen. Tallis zuckte zusammen, und der Pfeil ging ins Leere. Der Mund des Alhanti verzog sich zur Karikatur eines Grinsens, als er sich unter Marathins zustoßenden Krallen hinwegduckte.
    Tallis blickte hinter sich und sah, wie Attar die Scanorianer mit Pfeilen spickte; die Kreaturen rannten auf den Wald zu. Die Schreie der Gefangenen erhoben sich in die Luft, und der Alhanti rannte zurück, auf sie zu, und schlug die Pfeile, die Attar auf ihn abschoss, beiseite, als wären sie nichts.
    Greif ihn an , sagte Tallis zu Marathin; sie legte die Flügel an, stürzte sich hinab und wollte den Alhanti rammen. Er drehte sich im letzten Moment um, so dass der Kamm ihres Kopfs ihn mitten an der Brust traf, aber die Kreatur fiel nicht um. Stattdessen schlang sie die Arme um den Kopf der Drachin, packte ihre Überaugenwülste und starrte Tallis über die lange Strecke ihres Halses hinweg wahnsinnig an.

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