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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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an«, knurrte Attar den Drachen an. »Willst du etwa, dass ich runterfalle?« Haraka schnaubte abermals und sah beiseite; ein Ausdruck, der Zuneigung oder Gleichgültigkeit sein mochte, stand in seinen Augen.
    Attar schüttelte den Kopf und sah Tallis an. »Dieser Dreckskerl wird mit jedem Tag kecker. Vielleicht braucht er ein gutes Weibchen, um ihn zusammenzustauchen. Auf den Inseln sind ja möglicherweise noch ein paar, die herüberkommen und ihm ein oder zwei Lektionen erteilen können.« Er versetzte der Haut des Drachen einen kräftigen Knuff.
    »Mach nur so weiter, dann lässt er dich eines Tages noch fallen«, sagte Tallis, aber Attars Grinsen wurde nur noch breiter.
    »Sagt er dir das?« Er versetzte dem Drachen einen Rippenstoß. »Er ist ein Lügner. Wir sind jetzt gute Freunde. Er neckt mich einfach nur gern.«
    Arak-ferish , erklang Marathins zischendes Flüstern an Tallis gerichtet. Azoths Verderben. Er schaute auf und sah, dass sich die Drachin, die anderthalbmal so groß wie Haraka war, der Kuppel näherte. Wolken dräuten noch immer schwer am Himmel, und die Sonne hatte die Hügel jenseits der Stadt noch nicht überstiegen; das Licht war ein fahles Grau, das in Schatten überging.
    Die Drachin schoss aufs Dach herab, schlug einmal mit den mächtigen Flügeln und ließ sich dann an der Kante nieder. Der Geruch nach Moschus, Staub und Asche driftete zu Tallis herüber, als sie ein Auge auf sie alle richtete.
    »Also nach Hügelstadt?« Attar stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ja«, antwortete Tallis. »Weißt du, wo das liegt?«
    »Abseits der Mittelstraße an einem Ausläufer der Gorankette.« Attar fuhr sich mit der Hand über sein kurzgeschorenes, ergrauendes Haar und spuckte aus. »Macht Rorc sich Sorgen, dass Scanorianer das Dorf angegriffen haben könnten? Es liegt nahe genug an den Bergen; sie könnten es gewesen sein.«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Nun ja, wir haben schon eine Weile nichts mehr von dort gehört, also weiß ich nicht, was es sonst sein könnte. Diese Wichte strömen in Scharen dem Gefallenen zu; sie haben wahrscheinlich beschlossen, ein paar Geschenke mitzubringen, um sich bei ihrem neuen Gebieter beliebt zu machen.«
    Tallis wusste nicht, ob er recht hatte – er hatte bisher noch nie einen Scanorianer gesehen –, aber wenn Drachen dort gewesen wären, hätte er sie gespürt, und er glaubte nicht, dass sie sich so weit nach Süden wagen würden, zumindest noch nicht. Die Wildlande lagen weit von Salmut entfernt.
    Tallis legte Marathin eine Hand auf die Haut.
    Fliegen? Marathin sah ihn an.
    Fliegen , wiederholte er und nutzte ihr Vorderbein als Tritt, um auf ihren Rücken zu klettern und sich in der Lücke zwischen ihren Flügeln niederzulassen. Er benutzte nun schon seit Wochen keinen Sattel mehr.
    »Fertig?«, rief Attar von Haraka.
    »Los.« Tallis hielt sich mit den Schenkeln fest, als Marathin sich duckte und dann in die Luft erhob. Einen Moment lang fielen sie auf die Baumwipfel zu, so dass die Luft an seinem Gesicht vorbeirauschte und an seinem Haar zog; dann breitete die Drachin mit einem Geräusch, als würde man Leder ausrollen, die Flügel aus, und ihre Klauen streiften die Baumblätter, als sie aufwärts und über sie hinwegschoss, in einem großen Bogen wendete und sich von der Küste entfernte. Tallis blinzelte in den Wind, als sie langsam Abstand von der Stadt gewannen. Tief unter ihnen waren Salmuts ungeordnete Straßen mit Punkten von Lampenschein übersät, als sie über das Kaufmannsviertel und die bleichen Kuppeln des Palasts zu dem Ring von Hügeln flogen, der die Bucht umgab. Rote Felsen, die von den ersten Sonnenstrahlen gesäumt und mit Bäumen und Gebüsch gesprenkelt waren, fielen rasch hinter ihnen zurück, als sie nach Nordosten über die offenen Ebenen flogen und dem festgetretenen Staub der Mittelstraße folgten. In der Ferne beschatteten die gezackten Gipfel der Gorankette den Horizont.
    Nach ein paar Stunden wurde die Landschaft rauer. Felshügel, die mit Sträuchern und Pinien bewachsen waren, zwangen die Straße, zu einem gewundenen Pass zu werden. Gegen Mittag waren sie nur noch ein paar Meilen vom Dorf entfernt. Die felsigen Gipfel der Bergkette ragten in den hellen, klaren Himmel auf. Die Hänge waren von Pinien und Büschen überzogen, und Tallis sah tief unten eine Ansammlung von Gebäuden zwischen einigen niedrigen Hügeln. Hügelstadt. Eine dünne Rauchfahne erhob sich darüber in den Himmel.
    Eine böse Vorahnung ergriff ihn,

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