Der Verrat Der Drachen: Roman
von Rorc und dem Plan, die Clans zu vereinen.
Nachdem er geendet hatte, sagte Mailun: »Dein Weg ist so steinig gewesen, Sohn! Es schmerzt mich, davon zu hören. Und ich wusste immer, dass Karnit böses Blut hat. Es gab nichts, was du hättest tun können. Wenn du und Jared nicht eure Klingen gezogen hättet, würdet ihr nun tot im Sand liegen. Karnit wird die Jalwalah zerstören. Ich kann mir gar nicht vorstellen, mit was für Geschichten er von der Versammlung zurückgekehrt ist!«
»Es spielt keine Rolle«, sagte Tallis. »Wer ist schon da, um ihnen zu widersprechen?«
»Jared beispielsweise nicht«, sagte Irissa.
»Das war nicht Tallis’ Schuld«, sagte Shaan. »Er konnte nicht gegen Azoth kämpfen. Wäre es dir lieber, er wäre gestorben?«
Irissas Blick war kalt. »Ich hätte gegen ihn gekämpft.«
»Und er hätte dich ausgeweidet«, sagte Shaan. »Wenn du jemandem die Schuld geben willst, dann gib sie mir. Ich bin diejenige, hinter der er her war, ich bin diejenige, die Jared dazu verführt hat, zu versuchen, ihm zu trotzen, und ich bin diejenige, die Azoth seine Macht zurückgegeben hat.«
»Shaan, nein, so einfach ist das nicht.« Tallis wandte sich Irissa zu. »Warum seid ihr hergekommen?«, fragte er, aber Mailun war diejenige, die antwortete.
»Shila, die Träumerin, hat uns geschickt«, sagte sie. »Wir sind hergekommen, um nach dir – nach euch beiden – zu suchen.«
»Shila?«, sagte Tallis. »Sie hat Jared zu mir geschickt.«
»Ja. Sie ist die Träumerin, Sohn, die Wüstengötter stoßen sie gern herum, wie es ihnen beliebt.« Ihr Ton verhärtete sich, als sie von den Führern sprach. »Aber Shila hat sich immer bemüht, uns zu beschützen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gewusst hat, was geschehen würde.«
»Oder es war ihr gleichgültig«, sagte Irissa.
Ein Augenblick des Schweigens trat ein, dann fragte Tallis: »Haben sie ihn ausgestoßen? Jared, meine ich. Wisst ihr das?«
»Nein«, sagte Mailun. »Karnit war noch nicht von der Versammlung zurück, als wir aufgebrochen sind. Shila kam zu uns und sagte, dass sie Dinge gesehen hätte, euch beide, Blutvergießen. Sie dachte, es könnte sich so oder so entwickeln. Deshalb sind wir hergekommen, um dich und Jared zu suchen.«
»Um ihn nach Hause zu holen«, sagte Irissa, »ihm die Chance zu geben, weiter zum Clan zu gehören.«
»Er gehört noch zum Clan!«, sagte Tallis heftig. »Ich bin ein Ausgestoßener, nicht er.«
»Es spielt keine Rolle, was du sagst.« Irissas Kinn hob sich, ihre grünen Augen starrten böse drein.
»Genug, Irissa!«, sagte Mailun. »Karnit wird den Clan ohne Zweifel mit seinen Lügen auf seine Seite ziehen, sobald er zurückkehrt, aber für den Augenblick können wir nichts tun, und es wird nichts ändern, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen.« Sie sah wieder Shaan an, dann Tallis. »Ich muss euch jetzt eine Geschichte über meine Vergangenheit erzählen. Über das Volk, von dem wir abstammen, die Ichindar.«
Es war solch ein Bruch zu ihrem Streit, dass sie alle innehielten.
»Das Eisvolk?« Shaan hatte ganz vergessen, dass Tallis ihr erzählt hatte, ihre Mutter stamme ursprünglich aus den großen Ödlanden des Nordens.
Mailuns Blick wurde weicher, und es lag Stolz in ihrem Tonfall, als sie sagte: »Es fließt nicht nur die Wüste in deinen Adern, Tochter, sondern auch Eis. Eis und Schnee, das dicke Treibeis, die gefrorenen Ebenen.
Als Tallis von Azoth und seinem Glauben, dass ihr seine Nachkommen seid, erzählte, hat mich das an etwas erinnert.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Als ich ein kleines Mädchen war, erzählte meine erste Großmutter mir eine Geschichte über unsere Familie. Eine sehr alte Geschichte. In den Eislanden haben wir keine Schrift. All unser Wissen wird durch die Erinnerungen unserer Voreltern weitergegeben. Sie erzählte mir die Geschichte nur ein einziges Mal, aber ich habe mich immer daran erinnert. Vielleicht, weil es der kälteste Eisbiss war, den wir seit langem erlebt hatten.« Sie lächelte. »Ich würde euch gern eines Tages die Schneelande zeigen; ich glaube, sie würden euch gefallen.« Ihr Lächeln verblasste. »Wir waren alle tief im Berg um unsere Familienfeuer geschart, während draußen ein heftiger Sturm tobte. Er dauerte drei Wochen. Meine erste Großmutter erzählte mir, dass vor langer Zeit während des Sonnentanzes, als der Schnee geschmolzen war und die Meere sich wieder geöffnet hatten, eine junge Frau von weither kam. Sie war fast tot vor Hunger
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