Der Verrat Der Drachen: Roman
Azoths Reich, große Hallen, aus schwarzem Stein errichtet, Statuen, die nach dem Bilde des Gottes geschaffen waren, und die Rituale des täglichen Lebens. Die Abschnitte waren aus der Erinnerung niedergeschrieben, und manchmal schien er Anzeichen der Seltsamkeit zu zeigen, von der Veila behauptete, dass seine Schriften damit durchsetzt waren:
Ich sehe wieder die Dämmerung im Auge des Drachen, goldgesprenkelt und rein, Regen kommt in unsere Heimat wie Seide, die vom Himmel fällt. Er nennt mich seinen Schreiber, aber ich war nichts als sein Verräter, der schreibende Untergang, der für ihn kam, Leichentücher aus Dunkelheit.
Es war, als ob er Azoth und seine Vernichtung bedauerte. Sie konzentrierte sich auf die nächsten Abschnitte, fand aber nur mehr desselben: Er schrieb von der Dunkelheit, die Azoth holen würde, aber ohne viele Erklärungen. Er mochte von den Vier Verlorenen Göttern sprechen, die erwachen und Azoths Sturz bewirken würden, aber warum hätte er das als Dunkelheit bezeichnen sollen? Es sei denn, er meinte, dass Azoth in die Dunkelheit des Abgrunds geschickt werden sollte.
Sie begann, die Zeit in den Abständen zwischen dem Ende eines Abschnitts und dem Beginn des nächsten zu messen. Näher zur Mitte der Schriftrolle hin fand sie eine Passage, die anders war; sie schien tatsächlich eher eine Prophezeiung zu bilden. Aufgeregt beugte Tuon sich näher über die Worte und versuchte, ihre Bedeutung zu entschlüsseln.
Erzählungen von der Auferstehung lautete der Titel dieses Abschnitts, und darunter stand ein seltsames Gedicht:
Wenn die Alten erwachen,
Müssen die zwei sich trennen.
Aus ihrem Schmerz wird das Licht hervorgehen
Und so in die Dunkelheit führen.
Wer wird sie heimsingen?
Tuon las es mehrfach. »Die Alten erwachen« – das konnte sich wieder auf die Vier Verlorenen Götter beziehen. Aber wer waren »die zwei«? Es war klar, dass hier etwas von großer Wichtigkeit stand. Sie dachte daran, die Seherin aufzuwecken, hielt sich aber zurück. Vielleicht stand hier noch mehr, was den Abschnitt erklären würde, und sie konnte Veila alles auf einmal zeigen. Aber der Rest der Passage war mit Erinnerungen an die alte Stadt angefüllt, Bruchstücken von Gerüchen und Beschreibungen von Alhanti. Frustriert rieb Tuon sich die Augen und las den Vers dann noch einmal. Es war, als hätte er eine plötzliche Eingebung gehabt und ihn niedergeschrieben, um dann zu dem zurückzukehren, was vorher gewesen war. Aber vielleicht waren Prophezeiungen so.
Resigniert fuhr sie fort. Ihr Rücken begann zu schmerzen, und ihre Augen brannten vor Übermüdung, aber sie war entschlossen, die gesamte Rolle zu lesen. Schließlich las sie am Ende des Pergaments eine Schilderung der Zerstörung von Azoths Herrschaft – und erstarrte, gaffte die Worte an. Sie las sie noch einmal:
Zürnend nahten sie, Vier voll Anmut und Macht, breiteten die Hände aus, und das Licht ging von ihnen aus und löschte die aus, die sich ihnen entgegenstellten.
Tuon starrte den Abschnitt an. Das Licht ging von ihnen aus .
Plötzlich polterten Stiefel den Niedergang vom Deck herunter, und Ivar betrat die Kombüse. Er war durchnässt und hinterließ eine Wasserlache auf dem Boden, während er sich abzutrocknen versuchte. Tuon bemerkte, dass das Heulen des Windes nachgelassen hatte und das Schiff nicht mehr so heftig wie zuvor schwankte. Ivar nickte ihr zu; das Haar klebte ihm am Kopf.
»Der Sturm ist vorüber«, sagte er, und sein Blick schweifte über die geöffnete Schriftrolle vor ihr. »Wo ist die Seherin?«
»In der Kajüte. Ivar«, sagte Tuon, »Ihr solltet Euch das hier ansehen.«
Er runzelte die Stirn. »Ich will kein Wasser auf die Schriftrollen bekommen; lasst mich eben die Kleider wechseln.« Mit diesen Worten ging er hinunter zum tieferen Deck und zog sich das durchnässte Hemd über den Kopf. Tuon wartete ungeduldig auf seine Rückkehr.
Sie fragte sich gerade, ob sie Veila wecken sollte, als Ivar zurückkam; er trug ein trockenes Hemd und Hosen. Seine für gewöhnlich funkelnden Augen waren matt vor Erschöpfung und seine Bewegungen langsam, aber er schlüpfte neben sie auf die Bank.
»Was ist?«, fragte er.
»Hier.« Sie wies auf den ersten Abschnitt mit den Erzählungen von der Auferstehung . »Und hier.« Sie deutete auf den letzten Satz, den sie gerade gelesen hatte. »Es sind Abschnitte, die das Licht erwähnen. Ich glaube, das könnte uns dabei helfen, herauszubekommen, was das Licht in den anderen
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