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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Schriftrollen bedeutet.«
    »Vielleicht«, sagte er vage, während er die Schrift überflog. Dann entdeckte er die Zeichnung der Frau. »Steht da, wer das ist?«
    »Nein.« Tuon seufzte. »Lest das einfach, bitte.«
    »In Ordnung.« Er lächelte. »Aber ich bin vielleicht langsam – ich habe die ganze Nacht Wasser ausgeschöpft.«
    »Es ist Morgen?« Tuon warf einen Blick zum winzigen Bullauge der Kombüse und sah einen schwachen Schimmer durch das dicke Glas dringen. Sie fühlte sich ein wenig schuldig und stand auf. »Ich hole Euch ein Glas Ravek, um Euch aufzuwärmen.«
    »Und vielleicht eine Scheibe Nussbrot?«
    »Und etwas Brot.« Tuon lächelte und reichte ihm ein Glas Ravek, bevor sie sich selbst ein Glas von dem starken Kokos nussschnaps einschenkte und es zugleich mit einem Teller voll Nussbrot zum Tisch trug. Sie musste den Teller auf dem Schoß balancieren, weil die Schriftrolle den gesamten Tisch einnahm.
    »Nun?«, drängte sie, aber Ivar hob den Blick nicht vom Pergament, während er an dem Ravek nippte.
    »Ich muss erst etwas essen«, sagte er, griff nach einer Scheibe Brot und kaute nachdenklich darauf herum. »Was meint Ihr?«, fragte er dann.
    »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass das Licht ein Symbol für die Vier Verlorenen Götter ist. Er spricht davon, dass das Licht von ihnen ausgeht.« Sie runzelte die Stirn. »Aber das ergibt im Zusammenhang mit dem ersten Abschnitt keinen Sinn – Aus ihrem Schmerz wird das Licht hervorgehen .«
    Ivar zuckte die Schultern. »Ein und dasselbe kann zwei Bedeutungen haben. Das Bringen von Licht verbannt die Dunkelheit – wie zum Beispiel, als die Vier die Dunkelheit von Azoths Reich überwanden.« Er nahm sich noch eine Scheibe Brot und starrte die Worte an. »Licht kann auch das beleuchten, was wir nicht zu sehen wünschen.«
    »Aber dann schreibt er: Und so in die Dunkelheit führen «, sagte Tuon.
    »Vielleicht meint er also, dass das Licht das Herannahen einer weiteren dunklen Zeit beleuchten wird.«
    Tuon knabberte an ihrer eigenen Scheibe Nussbrot herum und las weiter. Was Ivar sagte, ergab einen Sinn, aber war es das, was der Prophet meinte?
    »Wie lautete noch gleich der Abschnitt, den Ihr gestern gelesen habt?«, fragte sie.
    Ivar runzelte die Stirn. »Er steht auf der kleineren Schriftrolle, hinten in der Tasche.«
    Tuon rutschte ans Ende der Bank und zog eine Rolle hervor. »Diese hier?«
    Ivar nickte und gemeinsam breiteten sie sie vorsichtig auf der anderen aus. Es war eine der älteren Rollen, die in der Drachensprache geschrieben war, ein Text, der eher aus verschlungenen Symbolen denn aus Buchstaben bestand.
    »Hier.« Ivar wies auf ein kleines Stück an einer Seite. » Und das Licht wird kommen, wird aber nur Dunkelheit bringen «, rezitierte er. »Wenn das, was Ihr annehmt, zutrifft, dann nennt er die Vier ›das Licht‹.«
    »Ja, aber warum sollten sie eine Zeit der Dunkelheit bringen, wenn doch die Vier diejenigen waren, die uns einst gerettet haben?«, fragte Tuon missmutig. »Und warum spricht er überhaupt von ihnen? Sie sind verloren.«
    »Das glauben wir«, sagte Ivar. »Aber was, wenn sie nicht verloren sind?«
    Tuon kaute auf ihrer Lippe herum. Konnte der Prophet meinen, dass die Vier zurückkehren würden?
    Ivar stieß einen kleinen, überraschten Laut aus.
    »Was ist?«
    »Hier.« Er wies auf eine verblasste Reihe von Symbolen. »Das hier habe ich bis jetzt übersehen.«
    »Was steht da?«
    » Der Stein öffnet, wenn er erst zerbrochen ist, den Weg zur Erlösung. Singt durch die Dunkelheit, singt sie heim.« Er runzelte die Stirn.
    Tuon dachte über seine Worte nach. »Der Stein könnte den Schöpferstein bezeichnen«, sagte sie. »Ihr wisst, welchen ich meine?«
    »Er wird in anderen Schriftrollen erwähnt. Ein Totem der Macht, das von den Göttern verwendet wurde.«
    Erregung und Hoffnung begannen in Tuons Brust aufzukeimen. »Meint er, dass wir gerettet sein werden, wenn der Schöpferstein zerbrochen wird?«
    Ivars Augen funkelten. »Wir sollten Veila aufwecken«, sagte er.
    Tuon stand auf und eilte hinter dem Tisch hervor, aber auf dem Weg in die Kajüte hörte sie laute Rufe vom Deck über ihnen, und das Schiff schwankte plötzlich heftig, so dass Tuon zu Boden stürzte. Ihr Kopf schlug gegen das harte Holz; dann krängte das Boot erneut, und sie rutschte zu den Stufen, die in die Kombüse hinaufführten. Sie rollte sich herum und streckte die Hände gerade noch rechtzeitig aus, um sich davon abzuhalten,

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