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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gestohlen wurden.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. »Aus Ihrer Klinik? Wie ist das passiert?«
    »Er tauchte letzte Woche auf, als Scarlett ihre Chemo bekam. Ich musste ihn rauswerfen.«
    »Davon habe ich gehört. Gut gemacht.« Ich steckte eine Kapsel in die Maschine und stellte eine Tasse darunter.
    »Ich war besorgt, dass er das wieder tun könnte. Und ehrlich gesagt befürchtete ich, dass jemand vom Personal ihm verraten haben könnte, wann sie zur Behandlung vorgesehen ist. Deshalb verlegte ich ihre Therapietermine, aber im Terminkalender der Klinik ließ ich sie so stehen.«
    Ich nahm meinen Kaffee. »Sie hatten schon öfter mit Prominenten zu tun, oder?«, fragte ich, bedrückt bei dem Gedanken, welches Theater nette Leute wie Simon mitmachen mussten, um ihre Patienten zu schützen.
    »Und mit den Leuten, die sie verfolgen«, sagte er und sah bei der Erinnerung daran deprimiert aus. »Jedenfalls kam Joshu gestern, wie ich befürchtet hatte, zu der Zeit, als Scarlett ursprünglich in der Klinik hätte sein sollen. Er platzte in das Behandlungszimmer, wo ich mit einer Patientin saß. Und er war sehr wütend, dass Scarlett nicht da war. Das Behandlungszimmer verließ er ohne weitere Umstände, blieb aber in der Klinik. Dann stürmte er in mein Büro und regte sich nicht von der Stelle.« Simon seufzte und fuhr sich durch das zerzauste Haar. »Ich weiß, was ich getan habe, war dumm. Ich ließ ihn in meinem Büro zurück und ging die Sicherheitsleute holen. Ich hätte sie vom Büro aus anrufen sollen. Aber ich wollte ihn nicht noch mehr reizen. Ich dachte, wenn ich den Sicherheitsdienst anriefe, würde er durchdrehen. Er strahlte wirklich Verzweiflung und Gewalttätigkeit aus.«
    »Er konnte sehr nervenaufreibend sein«, sagte ich und dachte an unsere erste Begegnung und die falsche Pistole.
    »Nervenaufreibend, ja.« Simon nahm das Wort auf, als sei es das Weihnachtsgeschenk, das er schon immer hatte haben wollen. »Also ließ ich ihn allein, während ich den Sicherheitsdienst holte.«
    »Hat er sich sehr gewehrt?«
    Simon runzelte perplex die Stirn. »Nein. Das war ja das Komische. Sobald die beiden Security-Leute erschienen, ging er zahm wie ein Lamm mit ihnen. Ich dachte damals, er müsste wohl einer dieser Typen sein, die eine große Klappe haben und nichts dahinter.« Er senkte den Blick und starrte in seinen Kaffee. »Es zeigte sich, dass ich mich täuschte. Der Grund, weshalb Joshu keinen Aufstand machte, war, dass er meine Aktentasche aufgebrochen und das ganze Morphin eingesteckt hatte, das ich für Notfälle da drin habe.«
    Ich hatte den Verdacht, dass »Notfälle« ein Begriff war, der eine Vielzahl von Eventualitäten umfasste, einschließlich der Hilfe für Menschen, deren Lebensqualität sich auf dem Nullpunkt befand. »Ach so«, sagte ich. »Ich verstehe, warum er ganz ruhig mitging. Wann haben Sie gemerkt, was er getan hatte?«
    »Als die Polizei mich um halb vier Uhr früh aus dem Bett klingelte. Der Manager des Clubs, wo er starb, hatte sie gerufen, und man fand eine leere Packung mit meinem Namen drauf.«
    »Das muss ja unangenehm gewesen sein für Sie.« Ich trank meinen Kaffee aus und schob eine weitere Kapsel in die Maschine. Die erste Tasse hatte gut geschmeckt, mir aber bewusst gemacht, dass ich immer noch unter einem Koffeindefizit litt.
    Er verzog das Gesicht. »Ich merkte, dass sie mir zuerst nicht glaubten, als ich sagte, ich hätte keine Ahnung, wie Joshu an die Drogen gekommen war. Aber als wir meinen Aktenkoffer untersuchten, war es offensichtlich, dass die Schlösser aufgebrochen waren. Ich hatte es nur noch nicht bemerkt. Am Ende des Tages bin ich immer so verdammt müde, dass ich so etwas nicht überprüfe.« Er seufzte. »Ich glaube, ich habe sie überzeugen können, dass ich das Opfer war, nicht der Dealer.«
    »Trotzdem, nicht gerade ein guter Anfang für einen Tag.« Ich schlürfte die zweite Tasse Kaffee und genoss das Aroma diesmal mehr.
    »Stimmt. Aber für Scarlett ist es noch viel schlimmer.«
    »Wo ist sie denn überhaupt?«
    »Leanne sagte, sie sei schwimmen.« Bei dem Gedanken sah er peinlich berührt und verwirrt aus. Mich überraschte es nicht. Ich konnte nachvollziehen, dass sie sich körperlich betätigte, um den Moment hinauszuschieben, in dem sie sich den Tatsachen stellen musste: Joshu war tot, und sie spielte keine offizielle Rolle bei dem, was als Nächstes geschehen würde. »Sie sollte eigentlich heute Chemotherapie bekommen. Ich dachte, ich könnte

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