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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hingeworfene, schlagfertige Bemerkung. Irgendwie wollte ich ihn nicht damit abfertigen. »Es ist wie die Sache mit der Henne und dem Ei«, antwortete ich. »Ich weiß nicht genau, ob ich die Angewohnheit, Fragen zu stellen, entwickelt habe, weil ich meine Arbeit möglichst gut machen will, oder ob ich schließlich diese Richtung eingeschlagen habe, weil ich gern Antworten aus den Menschen herausbekomme.« Ich lächelte. »Ich nehme an, ich weiß gern Bescheid. Bin gern diejenige, die den anderen um eine Nasenlänge voraus ist.«
    Er nickte und schien zufrieden mit sich selbst. »Das hat George Lyall auch gesagt. ›Stephanie bemerkt vieles. Und sie kann Fragen stellen, auf die sie Antworten bekommt.‹«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie mit mir sprechen wollen. Ich weiß nichts über das, was mit Joshu passiert ist.«
    »Laut Mr. Lyall kennen Sie alle Personen im Mittelpunkt dieser Tragödie. Sie kennen Joshu. Sie sind wahrscheinlich Scarletts beste Freundin. Sie kennen Dr. Graham und waren mit Scarlett in der Klinik, während sie sich der Behandlung unterzog. Ich versuche, mir ein Bild von dem zu machen, was hier geschehen ist. Und oft finde ich es hilfreich, mit jemandem wie Ihnen zu sprechen. Mit jemandem, der nicht direkt vom Geschehen betroffen ist, aber doch eine gute Kenntnis der Personen und ihrer Beziehungen hat.« Sein Lächeln war absolut sexy. Ich weiß, dass es vollkommen unangebracht war, solche Gedanken zu haben, wo Joshu kaum kalt war, aber ich konnte nicht anders. Seit dem Debakel mit Pete hatte ich keinen Mann getroffen, der auch nur die schwächste Reaktion in mir hervorgerufen hatte.
    »Sie klingen nicht besonders wie ein Polizist«, sagte ich.
    »Vielleicht ist Ihre Vorstellung von Polizisten überholt?«
    Ich glaube, ich wurde rot. »Na ja, stellen Sie Ihre Fragen, und wir werden sehen, nicht wahr?«
    »Waren Sie überrascht zu hören, dass Joshu an einer Überdosis starb?«
    Gleich zur Sache. Kein Smalltalk, um mich ein bisschen in Schwung zu bringen. Ich verstand diesen Trick. Denn ich hatte die Überfallmethode selbst mehr als einmal eingesetzt. »Er hatte mit Drogen zu tun, solange ich ihn kenne. Seit etwas mehr als drei Jahren. In diesem Sinn war es also keine Überraschung. Aber ich war ziemlich schockiert, weil er mir immer wie jemand vorkam, der sich auskannte.« Ich seufzte. »Es ist schwierig, es zu erklären, aber ich glaubte nie, dass Joshu so außer Kontrolle war, wie er die Leute glauben machen wollte. Ich fand immer, dass etwas ganz Vorbedachtes an seinem Verhalten war. Ich habe ihn nie als einen Kandidaten für eine Überdosis betrachtet. Aber mit Drogen ist das ja so eine Sache. Die Leute meinen, sie hätten ihren Drogenkonsum im Griff, wenn es eigentlich nicht so ist. Joshu glaubte vielleicht, dass er mit seinen Drogen zurechtkam, wusste aber in Wahrheit nicht, was zum Teufel los war.«
    Nick warf mir einen scharfsinnigen Blick zu. »Gegen diese Analyse kann ich nichts einwenden.« Erst viel später entdeckte ich, wieso er mit so viel Anteilnahme sprach. »Machte er den Eindruck, dass er stets jede Menge Geld hatte?«
    »Er ließ immer die Scheine sprechen. Er verdiente gut, das weiß ich. Aber nach dem, was Scarlett sagte, als sie sich scheiden ließen, gab er das Geld so schnell aus, wie er es verdiente.« Diesmal war mein Lächeln sarkastisch. »Scarlett sagte, er hätte auf die harte Tour gelernt, wie teuer billige Frauen sind. Ich glaube, er hielt sich über Wasser, aber ich weiß nicht, ob er viel an Vermögen hatte. Zum Beispiel besaß er kein Haus. Er hatte eine Garage für sein Equipment, aber er übernachtete bei Freunden oder zog zu der Frau, mit der er gerade zusammen war.«
    »Er hatte keine Geldsorgen, soweit Sie wissen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er konnte schnell gutes Geld verdienen. Wenn er vorbeikam, um Jimmy abzuholen, schien er immer mehr als flüssig zu sein.«
    »Warum sollte er in dem Fall Drogen stehlen? Nach dem, was Sie sagen, war er schließlich kein mittelloser Junkie.«
    »Ich glaube, Sie stellen die falsche Frage.« Ich wurde mir bewusst, dass ich mit Nick so sprach wie mit jemandem, den ich bereits kannte. Jemandem, dem ich vertraute. Aber es fühlte sich natürlich an, deshalb hielt ich mich nicht zurück. »Es geht nicht darum, warum er Drogen stehlen würde, sondern wem er die Drogen wegnahm. Joshu war eifersüchtig auf jeden, der Scarletts Aufmerksamkeit besaß. Er war eifersüchtig auf seinen eigenen Sohn, um Himmels willen.

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