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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gelehnt. Er trägt eine schwarze Jacke und ein schwarzes Hemd mit einer silberfarbenen Krawatte.«
    Nick duckte sich leicht, als beuge er sich zu mir herunter, um im Lärm, der im Hintergrund herrschte, meine Worte hören zu können. »Dunkles Haar? Bisschen hager? Gerade schwarze Augenbrauen?«
    »Das ist er. Er heißt Pete Matthews.«
    »Und er ist nicht willkommen hier?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Ich nehme an, es gibt einen Grund dafür, dass Sie ihn nicht selbst rausschmeißen wollen?« Nick strich sich das struppige Haar aus dem Gesicht. In der strahlenden Beleuchtung sah ich einen oder zwei Silberfäden zwischen den verschiedenen Brauntönen, die mich an das Gefieder eines Amselweibchens erinnerten. Er wirkte dadurch erwachsener. Zumindest erwachsener als ich.
    »Ja.« Ich muss unbedingt hier weg und will, dass Sie ihn ablenken, bis ich einen Vorsprung habe.
    »Aber Sie möchten nicht davon erzählen«, sagte Nick. Ich glaube nicht, dass ich mir den Anflug von Bedauern in seiner Stimme einbildete. »Und bis ich mich mit dem Problem befasst habe, werden Sie verschwunden sein, stimmt’s?«
    Nicht nur ausgesprochen gut aussehend und sexy, sondern auch noch gewieft. Ich hoffte wirklich, dass Nick irgendeinen Grund zusammenbasteln würde, noch einmal vorbeizukommen und mit uns über Joshu zu reden. Aber darauf verlassen würde ich mich nicht. »So ungefähr. Meine Arbeit hier ist getan.«
    »Hi, ho, Silver, away.« Er grinste wieder. Verdammt noch mal, wie nah man sich jemandem doch fühlt, wenn er auf Anhieb Anspielungen auf kulturelle Gemeinsamkeiten kapiert. »Ich geh und verjage Ihren ungebetenen Gast, Stephanie. Und das betrachte ich als den Eintrittspreis.«
    »Danke. Und danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Ich bin froh darüber.« Nick neigte kurz den Kopf, verdrückte sich und verschwand in der Menge. Sobald er zwischen mir und Pete angekommen war, ging ich schnell am Rand des Raums entlang und durch die Tür in den geschäftigen Küchenbereich. Eine rotgesichtige Frau in der weißen Kluft einer Köchin rief, sobald sie mich erblickt hatte: »Oi! Sie können nicht hier reinkommen.«
    »Ich muss den Rückweg auskundschaften, falls Scarlett unauffällig wegmuss«, behauptete ich in so großkotzigem Ton, wie ich konnte. »Sie wissen ja, mit der Behandlung gegen den Krebs, da weiß sie vorher nicht immer genau, wie viel Energie sie haben wird. Und sie will kein Aufhebens machen.«
    »Ach so, ich verstehe. Sie sind wie der Special Air Service, der den Weg für sie frei macht.«
    Ich hätte fast die Augen verdreht. »So ähnlich.«
    Drei Minuten später kam ich aus dem Güteraufzug an der Rückseite des Gebäudes heraus. Ich hatte meinen Wagen nicht dabei, er stand noch bei Scarlett zu Hause, weil ich in einer der großen schwarzen Mercedes-Limousinen gefahren war, die Georgie bestellt hatte, um uns in großem Stil aus Essex herbringen zu lassen. Aber das war egal. Der Wagen konnte dort stehen bleiben, bis ich ihn brauchte. Heute Abend konnte ich sowieso nicht nach Essex zurückkehren. Das wäre genau dort, wo Pete suchen würde, falls Nick ihm nicht die ganze Idee, mich ausfindig zu machen, ausgetrieben hatte. Aber eigentlich konnte ich nicht glauben, dass ein Wort von Nick eine magische Wirkung haben und meine Verfolgung beenden würde.
    Und angenommen, dass Nick es tatsächlich schaffte, mir ein paar Minuten Vorsprung zu verschaffen, war mir doch klar, dass ich aus der unmittelbaren Nachbarschaft verschwinden musste, bevor Pete aus dem Centre-Point-Turm kam. Der einzige Vorteil für mich war, dass er offenbar immer noch nicht wusste, wo ich wohnte. Und deshalb war er heute hier. Es war eine Veranstaltung, an der ich bestimmt teilnehmen würde, an einem Ort mit vielen Menschen, und er wusste, dass ich dort keine Szene machen würde. Da konnte er meine Spur aufnehmen und mir zu meinem Versteck folgen. Sein Fehler war, dass er sich gezeigt hatte. Wäre er nicht so völlig von sich selbst überzeugt gewesen, dann hätte er unten auf der Straße Ausschau gehalten und hätte mir einfach folgen können, sobald ich ahnungslos aus dem Gebäude herauskam. Gott sei Dank für die Überheblichkeit.
    Ich schaute mich um und orientierte mich, dann ging ich rasch in Richtung Tottenham Court Road. Die Northern Line zur Waterloo Station, dann die Jubilee Line zur London Bridge, dann ein Zug nach Brighton. Ich würde in weniger als zwei Stunden meine Haustür hinter mir schließen können. Schon allein der Gedanke gab mir Elan.

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