Der Verrat: Thriller (German Edition)
Vorschlag wäre, dass wir sofort aufbrechen. Ich möchte, dass Sie mitkommen, denn wenn wir Jimmy heute Nacht zurückbekommen, und das erwarte ich, dann ist es wichtig, dass Sie da sind, damit er sich wieder sicher und geborgen fühlt.« Sie forderte Stephanie mit einer Handbewegung auf, aufzustehen und sich fertig zu machen. »Lia, ich weiß, dass Stephanies und Jimmys Gepäck bereits gescannt und durchsucht sind. Können Sie alles in mein Büro bringen lassen? Wir müssen so schnell wie möglich los.«
Lopez blickte finster drein. Sie schätzte es offenbar nicht, wie eine Gepäckträgerin behandelt zu werden. Doch es gab keine Zeit zu verlieren. Das Leben eines Kindes stand auf dem Spiel. Sie stöhnte, ergriff Stephanies Reisetasche und stürmte aus dem Büro. Man konnte ihrer Silhouette ansehen, wie ungehalten sie war.
»Folgen Sie mir«, forderte Vivian Stephanie auf und ging durch die Tür und den Gang hinunter. Sie hatte bereits ihr Handy am Ohr. »Abbott, wir brechen auf. Ich habe die Adresse unseres Hauptverdächtigen … Detroit. Treffen Sie mich in meinem Büro. Sie müssen uns fahren, denn ich muss die ganze Zeit telefonieren … Klar. Danke.«
Bis zu diesem Punkt hatte Vivian lediglich ihre soziale Kompetenz unter Beweis stellen können. Und davon hatte sie jede Menge. Aber es machte ihr erst richtig Spaß, wenn die Ereignisse sich überschlugen und sie ihrem Instinkt für schnelles Handeln folgen konnte. Jetzt mussten Leute organisiert und Anweisungen gegeben werden. Die Aufgabe musste zu Ende gebracht werden. Und dabei konnte man sich Meriten verdienen. Das war zwar nicht der Grund, warum sie ihren Beruf ausübte, doch schaden konnte es nicht.
Sie hatten kaum das Büro erreicht, als Abbott erschien. Er wirkte zerknittert, aber auch gut gelaunt wie ein Kind, das sich auf einen Ausflug freut. Vivian führte Stephanie zu ihrem Wagen, dann fuhren sie zurück zum Terminal, wo Abbott bereits mit dem Gepäck wartete. Er warf die Taschen in den Kofferraum der Geländelimousine, setzte sich statt Vivians ans Steuer und düste los in Richtung Highway. »Den schlimmsten Verkehr dürften wir zum Glück schon verpasst haben«, sagte er, trat mächtig aufs Gas und setzte zum Überholen an.
»Dann hoffen wir mal, dass wir ihn auch weiterhin verpassen«, sagte Vivian und hatte bereits ihr Telefon wieder in der Hand. Ihr erster Anruf galt ihrem Chef. Kurz und bündig fasste sie zusammen, was sie herausgefunden hatten und wohin sie fuhren. »Ich werde örtliche Polizeikräfte brauchen, die noch vor unserer Ankunft vor Ort die Lage checken. Und auch technische Unterstützung. Wir müssen wissen, ob Matthews sich dort aufhält und, wenn ja, ob er alleine ist. Wir brauchen vielleicht eine Abhörvorrichtung … Ja, Sir. Fünf Stunden maximal. Ich habe die Mutter bei mir.« Sie beendete das Gespräch und atmete tief aus. Dann drehte sie sich herum, schaute durch den Spalt zwischen den Sitzen zu Stephanie hin und sagte: »Mein Chef spricht mit dem FBI und den örtlichen Polizeikräften dort. Sie werden überprüfen, ob sich jemand in dem Haus aufhält. Wenn jemand zu Hause ist, werden sie Abhörgeräte und Wärmebildkameras verwenden, um herauszufinden, wie viele Personen sich dort aufhalten und wo genau sie sich befinden. Und wenn wir zu der Überzeugung kommen, dass Matthews mit Jimmy dort ist, dann werden wir ihn von einem Sondereinsatzkommando befreien lassen.« Vivian redete sehr schnell, schäumte förmlich über vor Zuversicht. Sie sah, wie ihre Sicherheit sich positiv auf Stephanie auswirkte, ihr Hoffnung gab und sie aufbaute.
»Hatten Sie nicht gesagt, dass wir Richtung Corktown fahren?«, fragte Abbott und nahm seine Augen dabei nicht von der Fahrbahn.
»Ja, wieso?«
»Also, wenn wir einen Treffpunkt benötigen, da gibt es ein phantastisches Grillrestaurant.«
Vivian rollte mit den Augen. »Es geht nicht immer um Ihren Magen, Abbott«
»Ich wollte es nur erwähnt haben.«
Stephanie räusperte sich. »Ich glaube gerne, dass das Grillrestaurant in Detroit ganz wunderbar ist, und ich möchte hier auch keine Ansprüche stellen, aber wenn wir jetzt fünf Stunden Fahrt vor uns haben, dann brauche ich vorher noch etwas zu essen. Es ist schon lange her, dass ich etwas Anständiges zu mir genommen habe. Das Letzte war ein kalter Cheeseburger.«
»Na, das ist kein unzumutbarer Wunsch«, antwortete Abbott. »Sobald wir an einer Ausfahrt mit ein paar Schnellrestaurants vorbeikommen, halten wir kurz an und decken
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