Der Verrat: Thriller (German Edition)
Sie haben heute frei. Morgen ist er wieder hier. Wenn Sie dann noch mal anrufen könnten?«
Ein Treffer für Pete Matthews, dachte Nick. »Das ist jetzt nicht wahr, oder? Ich bin nur für einen Abend in Detroit. Morgen früh fliege ich nach St. Louis.«
»Das ist blöd. Vielleicht können Sie ihn anrufen und ein Treffen ausmachen?«
»Das habe ich schon probiert. Aber er benutzt hier wohl nicht sein englisches Mobiltelefon. Es schaltet nicht mal auf Voicemail. Haben Sie eine andere Nummer von ihm?«
»Sicher. Warten Sie. Bin gleich zurück.«
Nick trommelte leise mit den Fingern auf dem Schreibtisch, während er innerlich ein Stück von Bert Jansch hörte. Einen kurzen Moment später war der Amerikaner zurück am Telefon und gab ihm eine Handynummer durch. Zwei Treffer. So weit, so gut. Jetzt war die Frage, ob Nick den letzten Coup landen konnte. »Großartig! Ich weiß das zu schätzen. Aber ich hab da noch eine etwas unverschämte Frage. Mein Telefonakku ist gleich leer, und wenn ich Pete jetzt nicht gleich erreiche, dann fürchte ich, er wird mich nicht zurückrufen können. Sie haben nicht zufällig auch eine Adresse von ihm? Wenn ich ihn nicht erreiche, dann könnte ich ja hinfahren und schauen, ob er daheim ist. Und wenn er nicht da ist, dann kann ich ihm wenigstens einen Zettel hinterlassen.« Die Antwort ließ auf sich warten. »Es wäre sehr schade, ihn nicht zu treffen, wo ich doch schon hier bin. Hören Sie, ich versteh sehr gut, dass Sie seine Adresse nicht herausgeben möchten. Wenn ich ihn jetzt nicht ereiche, dann komme ich eben im Studio vorbei und hinterlasse da einen Zettel.«
»Nein, ist schon in Ordnung. Lassen Sie mich sehen, was ich habe.«
Dieses Mal musste er länger warten. Die Stimme am Telefon war eine andere, sie klang bestimmter. »Sie suchen also Pete?«
»Stimmt. Wir sind alte Kumpels.«
»Woher kennen Sie Pete?«
»Ich habe ein bisschen Hintergrund-Gitarrenarbeit beim letzten Pill-Brick-Set gemacht«, sagte Nick so nonchalant, wie er es hinbekam. Doch seine Hoffnungen begannen zu schwinden. »Wir kannten uns schon vorher, aber dabei wurden wir wirklich Freunde. Hören Sie, wenn das ein Problem ist, dann will ich Sie nicht weiter in Verlegenheit bringen.«
»Ist schon okay, Sie hören sich echt an«, gab der Mann zurück. »Und ich glaube nicht, dass Pete sich vor irgendjemandem verstecken muss. Haben Sie einen Stift?«
Es war so weit! Dritter Treffer. Die Adresse von Pete Matthews. Konkrete Informationen, die er den Kollegen weitergeben konnte.
Vivian legte den Hörer auf und unterdrückte den Drang, aufzuspringen und einen kleinen Freudentanz zu vollführen. Beim FBI wurde so etwas generell nicht als angemessene Reaktion auf gute Neuigkeiten betrachtet. Hier war High-Five schon grenzwertig. Stephanie war während des Gesprächs munter geworden, obwohl Vivian sich alle Mühe gegeben hatte, unverbindlich zu klingen. Jetzt lächelte sie. »Detective Nicolaides ist ja ganz schön am Ball«, lobte sie. Als sie Stephanie erröten sah, fügte sie hinzu: »Ich meine natürlich, was die Arbeit betrifft. Stephanie, er hatte eine sehr wichtige Information für uns. Pete Matthews hält sich nicht in London auf. Er ist nicht mal in England. Er ist hier, in Amerika. Und er ist nicht nur in Amerika, sondern in Detroit.« Sie lehnte sich entspannt zurück und gab ein Bild entschiedener Freude ab.
Stephanie blickte nicht sehr hoffnungsvoll drein. »Ich bin nicht gut in amerikanischer Geographie. Wie weit ist das von hier?«
»Ungefähr fünf Stunden Fahrt, die Interstate rauf«, antwortete Vivian, schob ihren Stuhl zurück und erhob sich. Sie schaute auf die Uhr. »Wenn es Matthews war, der Jimmy entführt hat, dann hatte er bis jetzt genug Zeit, nach Detroit zurückzufahren und sich in Ruhe eine Pizza zu bestellen.«
»Das kann ich nicht glauben«, entgegnete Stephanie. »Noch vor wenigen Minuten fühlte ich mich, als sei ich mitten in einem Alptraum. Ich stand vor einem unbegreiflichen Rätsel. Und jetzt … kann das alles wirklich auf diesen bösartigen Mistkerl hinauslaufen? All das, nur weil ich nein zu einem Typen gesagt habe, der mich belästigte?«
Vivian setzte einen sanftmütigen Gesichtsausdruck auf und sagte einfühlsam: »Es ist nicht Ihr Fehler, Stephanie. Sie haben bei all dem richtig gehandelt. Er ist der Schuldige.«
»Was jetzt?«
»Detective Nicolaides hat wirklich gute Arbeit geleistet. Er hat uns Matthews’ Handynummer und seine Adresse besorgt. Mein
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