Der Verrat: Thriller (German Edition)
Wort verstanden hatte.
Auf den Straßenschildern erkannte sie Ortsnamen wieder, ohne zu wissen, woher. Kalamazoo, Lansing, Ann Arbor. Kurz nachdem sie an Ann Arbor vorbeigefahren waren, beugte sich Vivian herüber, um mit ihr zu reden. Selbst bei der trüben Autobeleuchtung erkannte Stephanie, dass Vivian äußerst zufrieden schien. »Ich habe sehr vielversprechende Informationen vom Team vor Ort«, sagte sie.
»Ist Jimmy gefunden worden?« Stephanie fühlte sich zittrig und hielt sich am Sitz vor ihr fest.
»Sie haben herausgefunden, wo Pete Matthews wohnt. Es ist ein Reihenhaus. Er war heute nicht bei der Arbeit. Die Band, mit der er Aufnahmen macht, hat sich einen Tag freigenommen. Wir haben mit den Nachbarn gesprochen und sie um ihre Mithilfe gebeten. Anhand von Wärmebildkameras und hochempfindlichen Mikrofonen haben wir festgestellt, dass sich zwei Personen im Haus aufhalten. Eine im ersten Stock und eine in der Dachkammer. Ich möchte Ihnen jetzt wirklich keine falschen Hoffnungen machen, aber eine Nachbarin hat berichtet, sie sei sich ziemlich sicher, dass sie vorhin ein Kind weinen hörte. Etwa gegen acht Uhr.«
Stephanie rief: »Jimmy!«
»Wir können nicht sicher sein, dass es Jimmy ist. Doch die Nachbarin sagt, es wäre das erste Mal, dass sie ein Kind im Haus gehört hat. Das müsste also wirklich ein unglaublicher Zufall sein.«
»Warum sollte dort ein Kind sein, wenn es nicht Jimmy ist? Er hatte doch genug Zeit, bis acht Uhr hierher zurückzufahren, oder?« Stephanie schrie jetzt fast in ihrer Aufregung.
»Er hätte genug Zeit gehabt, ja. Doch ich muss Sie warnen, Stephanie. Wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, ob es sich bei dem Kind um Jimmy handelt, bis wir in das Haus eindringen und ihn herausholen. Und jetzt muss ich Ihnen eine sehr wichtige Frage stellen. Wissen Sie, ob Pete Matthews möglicherweise Waffen hat?«
Stephanie war so schockiert von der Frage, dass ihr die Brust eng wurde. »Wie kommen Sie denn darauf? Er hat nie auch nur das geringste Interesse an Waffen oder Messern oder solchen Sachen gezeigt. Er mag ja nicht mal Actionfilme.«
»Wir müssen diese Frage stellen. Denn wir schicken ein Team in dieses Haus und müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Sind Sie sicher, dass er keine Waffe bei sich trägt, wenn er auf Reisen ist? Denken Sie dran, das hier ist ein Land, wo Waffen nicht schwer zu beschaffen sind, wenn man kein Problem damit hat, das Gesetz zu umgehen.«
Stephanie schüttelte heftig mit dem Kopf. »Auf keinen Fall. Das käme ihm niemals in den Sinn. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären soll. Obwohl er mich bedroht und mir wirklich Angst eingejagt hat, ist er kein Mann, der zu Gewalttätigkeiten neigt. In der ganzen Zeit, seit ich ihn kannte, ist er niemals in eine Kneipenschlägerei oder andere Streitigkeiten geraten. Er verachtet gewalttätige Menschen. Er mag ein Tyrann sein, aber er ist kein Schläger.«
Vivian tätschelte ihren Arm. »Das ist gut zu wissen, und ich werde es an unsere Leute weitergeben.«
»Und was passiert jetzt?«
»Wir lassen das Haus überwachen. Und wir werden uns mit dem Teamleiter der Rettungsaktion treffen, er wird Sie beruhigen können, dass alles für Jimmys Sicherheit getan wird. Dann müssen wir erst mal abwarten, fürchte ich. Don bleibt bei Ihnen, und ich fahre mit dem Team. Es wird gutgehen, Stephanie.« Es war schwer zu glauben, doch Stephanie klammerte sich an diese Worte.
Im Motel war alles ruhig. Der Nachtportier schien gelangweilt, als kämen größere FBI-Operationen jeden zweiten Abend während seiner Schicht vor. Er führte sie zu einem kleinen Konferenzraum am Ende der Eingangshalle, wo zwei Männer bereits warteten. Stephanie fühlte sich, als wäre sie mitten in die Dreharbeiten zu einem »Stirb langsam«-Film geraten. Beide Männer waren groß und breitschultrig und trugen schwarze Uniformen, Schutzwesten und Werkzeuggürtel, die Batman beschämt hätten. Beide hatten eckige Kiefer und einen festen Blick. Das Einzige, was sie unterschied, waren ihre Frisuren. Der eine hatte rötlichbraune Haare und eine Stoppelfrisur, der andere trug die Haare so kurz rasiert, dass es unmöglich war, seine Haarfarbe zu erraten. Zwei Helme waren auf dem Tisch abgelegt worden. Die Vorstellungen nahm Stephanie nur undeutlich wahr. Das einzig Wichtige für sie war jetzt, Jimmy zurückzubekommen. Sie hatte schon fast das Gefühl, ihn in den Armen zu halten. Die Beamten begannen, die Operation durchzusprechen,
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