Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Jimmy.

Dritter Teil
    Verfolgung
    1
    Flughafen Heathrow, London, drei Tage später
    S tephanie wuchtete ihre beiden Koffer vom Gepäckband und schleppte sie zum Eingang mit der Aufschrift »Nichts zu verzollen«. Sie wollte gerade durchgehen, als ein Mann im Anzug sich vor ihr aufbaute. »Miss Harker? Miss Stephanie Harker?«
    Nicht schon wieder. Nicht jetzt. »Ja, das bin ich«, antwortete sie, fast zu erschöpft zum Sprechen.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden?«, er deutete zurück zur Gepäckhalle.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin von der Einwanderungsbehörde. Würden Sie bitte mitkommen?«
    »Habe ich eine Wahl?« Das war keine Provokation, sondern lediglich die Andeutung eines Protests, und er wusste es. Stephanie drehte sich um und folgte ihm durch eine Tür in die inneren Gänge des Flughafens. Es war eine Umgebung, die ihr den Magen umdrehte. All diese Stunden mit Vivian McKuras – und wofür? Für ein rundum peinliches Finale und einen triumphierenden Pete Matthews, der herumpöbelte, auf welche Unsummen er das FBI verklagen wolle.
    Der Mann öffnete eine Tür, trat zurück und bedeutete ihr einzutreten. Und zum ersten Mal seit Tagen hob sich Stephanies Stimmung ein winziges bisschen. Denn an dem Tisch im Verhörraum saß kein Fremder, sondern Nick Nicolaides, und als sie eintrat, sprang er auf und zog sie in seine Arme. Seine Hand streichelte über ihren Rücken in der zeitlosen Geste des Trostes. Er drückte seinen Kopf an ihren und sagte: »Es tut mir so leid. So leid wegen deinem Schmerz, so leid um Jimmy, so leid, dass du das alles ganz alleine durchstehen musstest.«
    Stephanie schloss die Augen und sog seinen vertrauten Duft ein. Selbst wenn er frisch aus der Dusche kam, roch Nick so. Das wirkte über alle Maßen tröstlich auf sie. In den letzten drei Tagen war sie völlig ohne Halt gewesen. Immer tiefere Traurigkeit, gemischt mit Angstzuständen und Panik hatten ihre Gefühlswelt dominiert. »Danke«, murmelte sie.
    Sie standen eng umschlungen, schweigend, so lange es eben dauerte. Dann schlug ihm Stephanie leicht auf die Schulter, und sie lösten sich voneinander, hielten aber noch immer Händchen, so, als könnten sie sich nicht ganz voneinander trennen. »Danke, dass du mich abholst«, sagte sie.
    »Ich habe meinem Chef gesagt, dass du eine Polizeieskorte brauchst, und er hat mir zugestimmt.«
    Sie gab ein trockenes Lachen von sich, an dem nichts Heiteres war. »Guter Spruch.«
    Nick verzog das Gesicht. »Es ist nicht nur ein Spruch, Steph. Da draußen wartet eine Pressemeute, die es auf dich abgesehen hat. Woher sollst du es auch wissen, aber Jimmys Entführung dominiert die Schlagzeilen seit drei Tagen. Und jeder möchte von dir wissen, wie es passiert ist. Deshalb bin ich hier, um dich durch den Hintereingang rauszubringen.«
    Sie stöhnte und legte den Kopf wieder an seine Brust. »Ich vermute, das heißt, dass ich auch nicht nach Hause kann?«
    »Nur wenn du möchtest, dass deine Türschwelle von morgens bis abends belagert wird.« Er drehte den Kopf zur Seite, als wolle er ihr nicht in die Augen schauen. »Du könntest bei mir übernachten. Du bist mir sehr willkommen. Und wenn du allein sein möchtest, dann könnte ich bei einem Kumpel kampieren.«
    Diesmal war Wärme in ihrem Lächeln. Nicks Junggesellenbude war zwar nicht gerade ideal für zwei Personen, doch das war im Moment ihre geringste Sorge. »Nirgendwo wäre ich lieber. Und ich möchte auch nicht allein sein, danke für das Angebot. Ich habe mich in den letzten drei Tagen so isoliert gefühlt, das reicht mir für den Rest meines Lebens.«
    »Dann ist es abgemacht. Auf geht’s. Zeit aufzubrechen, wir können im Auto weiterreden.«
    Zehn Minuten später fuhren sie ohne erkennbare Verfolger Richtung London. »Ich wette, es war ein wahres Rattennest da drüben. Da wird man leicht mal gebissen«, meinte Nick.
    »Ich denke, es ist ein Teil des Problems, dass niemand da ist, den man beißen kann. Es war niemandes Schuld. Einfach nur ein bizarrer Zufall.« So bizarr, dass es Stunden gedauert hatte, die Sache aufzuklären. Stunden, in denen Pete lautstark beteuert hatte, dass er kein Pädophiler sei, dass der Junge nicht sein Sohn und dass er nur der Babysitter gewesen sei. Obwohl er sich am anderen Ende des Flurs im Detroiter Büro des FBI befand, hörte sie ihn brüllen wie einen Löwen.
    Als die Geschichte schließlich aufgeklärt war, erwies sie sich als lächerlich einfach. Während seines Aufenthalts in Detroit hatte Pete etwas

Weitere Kostenlose Bücher