Der Verrat: Thriller (German Edition)
gehen will. Und mit ihm zu schlafen ist auf jeden Fall tabu. Ich meine, was du machst, ist deine Sache, aber ich würde nicht mit einem verdammten Paki ins Bett gehen.«
»Mein Gott, Leanne, du kannst nicht rumlaufen und so ’ne Scheiße von dir geben. So hab ich ja überhaupt erst Ärger gekriegt.«
Leanne zuckte die Schultern. »Ich lauf ja nicht rum und sag so’n Zeug, oder? Hier sind doch nur wir, in deiner Küche, und ich bin ja nicht blöd. Wo mich jemand hören kann, würd ich es nicht sagen. Aber trotzdem stimmt es. Ich werd ihn nicht bumsen.«
Entnervt knallte Scarlett ihr Glas auf den Tisch. »Natürlich schläfst du nicht mit ihm, verdammt. Er ist mein Mann. Ich liebe ihn. Ich will nicht, dass er sich was holt bei so einer wie dir.«
Ich dachte, jetzt würde gleich Krieg ausbrechen. Aber ich hatte offensichtlich keine Ahnung von dem, was die beiden Frauen zusammen erlebt hatten. Statt eines Zickenkampfs brachen sie in Lachen aus und schlugen sich gegenseitig vergnügt auf die Schultern. »Was für eine bist du?«, fragte Scarlett.
»Eine Verrückte«, antwortete Leanne sofort, als wäre es eine Comedy-Nummer der beiden und nicht direkt von einem Sketch der Catherine Tate Show geklaut. »Was für eine bist du?«
»Eine Verrückte.«
Und das war’s. Es hatte zwanzig Minuten gedauert, um die ganze Sache zu arrangieren. Eine klügere Frau als ich hätte das als Hinweis genommen und an diesem Nachmittag etwas über Scarlett gelernt. Aber da ich schwer von Begriff war, dauerte es etwas länger.
19
M aggie hatte mir ein neues Projekt besorgt. Es ging um die Geschichte von Teenie-Zwillingen, die im Ruderboot den Atlantik überquert hatten, deshalb sah ich Leanne und Scarlett im Lauf der nächsten zwei Monate nicht oft. Jedenfalls nicht in Person, aber es war fast unmöglich, eine Boulevardzeitung aufzuschlagen, ohne auf »Scarlett« zu stoßen. Von den Trailern für die neue TV-Show bis zu den Schnappschüssen der Paparazzi, wenn sie spätnachts aus den Clubs torkelte, oft zusammen mit Joshu, dürfte ihre Allgegenwart in den Medien ein Lächeln auf Georges Gesicht gezaubert haben.
Als ich endlich wieder aus dem Atlantik aufgetaucht war, traf ich Scarlett zum Lunch in der Nähe der Produktionsbüros für ihre neue Show, Real Life TV. Wir setzten uns in eine Ecknische mit Pasta und einer Flasche Prosecco, und sie reichte mir einen Stoß Fotos. Es war eine Serie kürzlich aufgenommener Bilder von Jimmy dabei, der mit jedem Monat niedlicher aussah. Ich war selbst überrascht, wie lieb ich ihn gewonnen hatte. Während ich mit dem anderen Buch beschäftigt war, hatte mir das Schmusen und Kichern mit ihm sehr gefehlt. »Er zieht sich schon an den Möbeln hoch«, sagte Scarlett glücklich. »Er bringt alles durcheinander. Ich sag dir, Steph, es ist eine Wohltat, dass Leanne da ist. Sie kann wirklich gut mit ihm umgehen. Jetzt, wo Jimmy auf Achse ist, ist es toll, ein Paar extra Hände zur Unterstützung zu haben.« Sie zerteilte ihre Spaghetti mit der Gabel und begann zu essen, während ich die Fotos betrachtete.
Neben den Bildern von Jimmy waren auch mehrere von Leanne dabei, die Scarlett wirklich ähnlich sah. Ich konnte den Unterschied nur erkennen, weil ich danach suchte. »Bringt es ihn nicht durcheinander? Dass sie so ähnlich aussieht wie du? Ich muss nämlich sagen, Scarlett, die Ähnlichkeit ist unheimlich.«
Sie schluckte einen Mund voll Pasta hinunter und schüttelte den Kopf. »Nein, so scheint es nicht zu sein. Wenn wir beide im Raum sind, geht er auf mich zu. Ich hab irgendwo gelesen, dass sie sich nach dem Geruch richten, nicht nach dem, was sie sehen. Natürlich rieche ich anders als Leanne.« Sie grinste. »Kommt bestimmt von dem stinkigen irischen Kesselflicker in ihr.« Schützend hielt sie die Hände hoch, als sie meinen Blick sah. »Ich verarsch dich doch nur«, sagte sie. »Du lässt das so leicht mit dir machen, Steph.«
»Und du bist so schlimm. Es ist prima, dass Jimmy sich wohl fühlt mit Leanne. Wie ist es mit Joshu?«
»Er scheint ziemlich entspannt bei der ganzen Sache. Es bedeutet ja, dass er mit einer Frau am Arm ausgehen kann, wenn er nicht arbeitet. Und weil wir nicht die ganze Zeit streiten, ist die Stimmung zwischen uns ein bisschen angenehmer geworden. Was also heißt, es ist in jeder Beziehung gut. Ich muss nur dafür sorgen, dass es niemand irgendwie rauskriegt.«
»Wie lange hast du vor, so weiterzumachen?«
Scarlett sah stirnrunzelnd auf ihren Teller hinunter und
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