Der Verrat: Thriller (German Edition)
bestätigt, die durch meine Arbeit am Image unterstützt wurden. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, bin ich nicht stolz darauf.
Wie sehr ich auch wünschte, es wäre nicht so, lässt sich trotzdem nicht leugnen: Ich trug dazu bei, dass dann alles so schiefging.
18
A n dem Nachmittag, als Leanne auftauchte, wollten Scarlett und ich an einem Feature arbeiten, das zeigen sollte, wie man nach einem Kaiserschnitt wieder zum Training übergehen kann. Es war Frühsommer, und sie hatte Marina mit Jimmy auf einen Waldspaziergang geschickt. »Er braucht frische Luft«, beharrte sie trotz Marinas störrischer Blicke. »Wenn du ungefähr zwanzig Minuten durch den Wald gehst, dann kommst du an einen Teich mit Enten. Nimm Brot mit, ihr könnt die Enten füttern.«
»Er ist erst sieben Monate alt«, gab Marina zu bedenken. »Er interessiert sich nicht für Enten.«
»Natürlich tut er das. Alle Babys füttern gern Enten. Geh, na los.«
Ungefähr zehn Minuten nachdem sie gegangen war, begriff ich, warum Scarlett Marina unbedingt hatte loswerden wollen. Ich war in der Küche und machte Tee, als ich ein Taxi am Tor halten sah. Die Gegensprechanlage summte, und ich nahm ab. »Ja?«, fragte ich und schaute auf den Monitor.
Der Hörer fiel mir fast aus der Hand. Ich hätte schwören können, dass es eine brünette Ausgabe von Scarlett war, die vom Rücksitz des Taxis aus in die Kamera blinzelte. »Bist du das, Scarlett?«, fragte sie mit dem breitesten Dialekt.
»Wer ist denn da?«
»Sagen Sie ihr, es ist Leanne. Ihre Cousine Leanne. Sie erwartet mich.«
»Warten Sie einen Moment.«
Ich legte den Hörer ab und rief durch den Flur: »Scarlett? Da ist jemand am Tor; sie sagt, sie ist deine Cousine.«
Mit einem breiten Grinsen kam sie den Flur entlanggerannt. »Du wirst dich totlachen, Steph. Ich schwöre, da lachst du dich schlapp.«
Sie schnappte sich den Hörer und johlte fröhlich: »Leanne, du alte Schlampe! Komm rein.« Und sie drückte auf den Knopf, um sie hereinzulassen.
»Eine Cousine hast du nie erwähnt«, sagte ich und folgte Scarlett den Flur entlang zur Haustür. »Ich wollte für das Buch mit Verwandten sprechen, das weißt du ja. Du hast behauptet, sie wären alle Faulenzer und Wichser.«
Sie lächelte boshaft. »Du hast Chrissie und Jade ja gesehen. Dagegen kannst du nichts sagen.«
»Wer ist denn diese Leanne?«
Sie blieb stehen und schaute mir direkt ins Gesicht. »Vielleicht wollte ich einfach die Kontrolle behalten, Steph.« Sie ging weiter und sprach dabei über die Schulter. »Leanne ist in der gleichen Siedlung aufgewachsen wie ich. Unsere Väter waren Brüder, aber ihre Mum ist Irin. Nachdem sie sich von Leannes Dad getrennt hatte, zog sie mit Leanne nach Dublin zurück. Als wir klein waren, sagten alle, wir wären wie Schwestern. Ich wollte sehen, ob das immer noch stimmt.« Scarlett öffnete die Tür, während das Taxi ganz nah heranfuhr. Sie drehte sich um und zwinkerte mir zu. »Ich hab so einen schlimmen Plan, Steph.«
Als ich sie zusammen in der Küche sitzen sah, wo sie einander auf den neusten Stand brachten, sah ich die Unterschiede zwischen ihnen. Leannes Gesicht war länger, ihre Stupsnase zeigte ein bisschen mehr nach oben. Ihre Ohren hatten eine ganz andere Form, aber wäre ihr Haar blond gewesen und lose herunterhängend, hätte man die Ähnlichkeit schon unheimlich nennen können. Auch ihre Stimme war anders – ein bisschen höher, der Tonfall erinnerte etwas weniger an den Norden. Allmählich schwante mir nichts Gutes.
Nachdem sie sich mit ihrem Tratsch aufs Laufende gebracht und Leanne die entsprechende entzückte Reaktion beim Betrachten der neusten Fotos von Jimmy gezeigt hatte, führte Scarlett sie in eins der Gästezimmer unten beim Pool, damit sie auspacken und duschen konnte.
»Du hast doch etwas vor«, sagte ich, sobald Scarlett wieder zurück war.
Sie grinste. »Und ob. Neulich kam so ein ganz komischer alter Film. Die Unzertrennlichen hieß er. Es ging um Zwillinge …«
»Ich habe ihn gesehen«, sagte ich hastig. Etwas, was ich einfach nicht abkann, ist, wenn Leute versuchen, den Plot von etwas zu erklären, das sie gesehen oder gelesen haben. Ich nehme an, weil sie nie knapp und klar erzählen, und davon hab ich schon genug bei meiner Arbeit.
»Gut. Du siehst also, in welche Richtung ich damit steuere?«
»Du wirst deine Cousine an Joshu verkuppeln?«
Als ich den schockierten und gekränkten Gesichtsausdruck sah, wurde mir bewusst, dass ich Scarlett wieder
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