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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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der Herold, »von den …« Es entstand eine kurze Pause. »Miss Willa Trent!«, dröhnte er schließlich noch einmal, als könnte Lautstärke die fehlende Information wettmachen.
    Willa verharrte in ihrer Position und wartete darauf, dass der Prinz auf ihren Namen reagierte. Als das nicht geschah, brach sie die Etikette, um zu Ihrer Königlichen Hoheit hochzuschauen.
    Der gelangweilte königliche Blick lag fest auf ihrem Busen. Willa richtete sich elegant auf, doch George ließ nicht davon ab, ihre Korsage zu mustern. Willa hielt ihn für etwas mehr als nur königlich rüde und räusperte sich vernehmlich.
    Der Prinz kniff die Augen zusammen und ließ seinen Blick schließlich zu ihrem Gesicht wandern. Willa zwinkerte ihm kurz zu und bedachte ihn mit einem »Hab ich dich«-Lächeln. Er grunzte amüsiert, dann betrachtete er sie sich etwas genauer.
    Die Menge fing an zu murren, als der Prinz den Anweiser fortwinkte, der Willa zu ihrem Platz zurückbringen wollte. Dann winkte der Prinz dem Herold, der die Ankündigungen
verlesen hatte. Eine kurze geflüsterte Unterhaltung fand zwischen den beiden statt, aber Willa konnte den Mann mit der Perücke deutlich »Reardon« sagen hören.
    Der Prinz gluckste daraufhin ein bisschen und warf Willa ein breites Lächeln zu.
    Ermutigt brach Willa erneut die Etikette, als sie fortgeführt wurde. Sie hob eine Hand und winkte dem Prinzregenten wie ein Kind zu. Das Murren der Menge wurde lauter, als Prinz George ihren Gruß auf dieselbe Art mit seinen stämmigen Fingern erwiderte.
    Myrtle schüttelte über Willa den Kopf, als diese wieder an ihre Seite zurückgekehrt war. »Bei dem solltest du besser aufpassen, Liebes. Ich glaube nicht, dass Thaniel wegschaut, wenn sich der Prinzregent an dich ranmachen sollte.«
    »Ach, Unsinn, Myrtle. George war doch nur ein bisschen nett.«
    Myrtles Augenbrauen erreichten fast ihren Haaransatz. »So, so. ›George‹ ist er also schon? Als ich gesagt habe, dass ich ihn für einsam halte, hatte ich nicht im Sinn, dass du irgendetwas unternehmen solltest, um ihm seine Einsamkeit zu erleichtern.«
    Willa schüttelte den Kopf und lächelte. »Myrtle, mach dich nicht lächerlich. Der Prinzregent ist alt genug – alt genug, um mein Onkel zu sein!«
    Myrtle sah sie immer noch mit zusammengekniffenen Augen an. »Wenn ich nicht wüsste, dass du völlig verrückt nach Nathaniel bist, dann würde ich glauben, dass du mit Seiner Königlichen Hoheit geflirtet hast.«
    Willa lachte laut. »Oh, Myrtle, wie kommst du denn darauf?« Sie lächelte in die Richtung des Prinzregenten. »Ich habe doch nur Hallo gesagt.«
    »Hmmm. Das wird bestimmt für jede Menge Klatsch sorgen. Wenn du eine Favoritin des Prinzregenten wirst, wird es natürlich schwierig für die Leute, Nathaniel weiterhin zu
schneiden.« Myrtle musterte sie scharf. »Hast du das etwa vor?«
    Willa lächelte nur.
     
    An diesem Abend ging Nathaniel früh in den Ballsaal hinunter. Basil hatte ihn wissen lassen, dass nichts von Daphnes Triumph als Gastgeberin ablenken sollte. Anders als Kitty Knight hatte sie nicht vor, Nathaniels schlechten Ruf für sich zu nutzen. Er sollte sich unbemerkt unter die Leute mischen und war für die Begrüßung der Gäste entschuldigt.
    Er nahm es ihr nicht übel. Ein Teil von ihm fühlte sich immer noch, als schulde er Daphne etwas. Sie hatte ihn auf ihre Weise unterstützt, und er hatte sie zurückgewiesen, um dann eine andere zu heiraten. Er war gewillt, sich weniger auffällig zu verhalten als am Abend zuvor.
    Nicht dass das wirklich möglich war. Das hier waren nicht dieselben Leute wie gestern Abend, denn es war Daphnes Freundeskreis, aber auch hier vermieden es alle, ihm in die Augen zu sehen, obgleich er wusste, dass die meisten ihn verstohlen beobachteten. Es waren Klassenkameraden und wie er Mitglieder des Oberhauses und sogar ein paar alte Liebschaften.
    Nathaniel hörte ein vertrautes wieherndes Lachen und drehte sich um. Gütiger Himmel, Finster war da. Offenbar überdeckte Puder die Spuren der letzten Nacht. Nathaniel dachte an Willas nicht gerade damenhafte Rache und grinste den Mann an, was ihm vor Verblüffung sein übliches hämisches Grinsen vergehen ließ.
    Nathaniel vernahm aus der Menge rechts von sich ein plötzliches überraschtes Murmeln.
    »Aber wer ist das denn?«
    Neugierig drehte sich Nathaniel um. Eine beleibte Dame schlug ihrem nicht minder beleibten Gatten auf den
Arm, offenbar, weil der irgendein junges Ding anstarrte. Ein paar Leute

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