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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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verrenkten sich schier den Hals, um etwas zu sehen, aber Nathaniel kümmerte es nicht. Wer auch immer das war, er hatte nichts damit zu tun. Er war nur dankbar, dass irgendjemand statt seiner die Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Dann teilte sich die Menge und ließ eine kleine Lücke direkt neben ihm entstehen. Er warf einen kurzen Blick hinüber, sah aber nichts außer einem Aufblitzen meergrüner Seide und einem deliziösen tiefen Ausschnitt, der einen fantastischen Busen rahmte. Dann schloss sich die Menge wieder, und er sah nichts mehr.
    Doch es war ein schöner Augenblick gewesen. Er war zwar vielleicht so gut wie verheiratet, aber er war ganz sicher nicht tot, und ein Mann müsste schon in seinem Grab kalt geworden sein, wenn er einen solch köstlichen Ausschnitt nicht bewunderte.
    In seinem ganzen Leben hatte er nur einen vergleichbaren gesehen. Willas.
    Einen Augenblick! Er drängte sich durch die Menge und folgte dem Geflüster. Das war sein köstlicher Ausschnitt!
    Er erhaschte einen weiteren Blick auf grüne Seide. Verdammt, wenn sie doch nur größer wäre! Aber dann würde sie nicht so wunderbar unter sein Kinn passen, wenn er sie im Bett im Arm hielt …
    Willa schwebte durch den Raum. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht musterte sie die Männer, an denen sie vorüberkam. Wo war Nathaniel? Wenn er sie schon wieder auf feindlichem Gelände allein gelassen hatte, konnte er etwas erleben!
    Plötzlich fühlte sie warmen Atem im Nacken. Da dies nicht das erste Mal innerhalb der letzten zehn Minuten war, dass ein Mann ihr zu nahe kam, bereitete sie sich auf einen schnellen Ellbogenstoß und Zehentreten vor.

    »Was um alles in der Welt hast du da an?«
    Breit lächelnd drehte sie sich zu ihm um. »Nathaniel, da bist du ja!«
    »Natürlich bin ich da. Und jetzt beantworte meine Frage, verdammt!«
    Sie drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Du brüllst«, zwitscherte sie.
    »Willa, geht jetzt sofort rauf, und zieh dich auf der Stelle um.«
    Sie sah an sich herab. Nein, es war alles noch an seinem Platz. Sie war nicht unanständiger gekleidet als irgendeine andere Frau im Saal. »Warum? Wir haben das Kleid doch erst gekauft. Es wurde extra für mich gemacht, erinnerst du dich denn nicht?«
    Willa war in dem blauen Kleid reizend gewesen. Willa im grünen … verführerisch.
    Er konnte kaum den Blick von ihr lassen. Sie sah in der meergrünen Seide einfach perfekt aus. Der Ausschnitt rahmte ihr Dekolletee wie das Kunstwerk, das es war. Er wusste nicht, was die Seide davon abhielt, über ihre Brustwarzen zu rutschen, aber er konnte sich durchaus vorstellen, dass es vielleicht Klebstoff war. Gerade unterhalb der Korsage saß ein gewagtes breites schwarzes Samtband, das die üppigen Kurven ihrer Taille und Hüften hervorragend zur Geltung brachte.
    Sie war keineswegs modisch, aber sie sah umwerfend aus. Ihr Haar war hochgesteckt und türmte sich auf ihrem Kopf. Es war sehr sittsam, aber irgendwie ließ es einen Mann daran denken, wie diese schwarzen Locken sich wohl auf seinem Kopfkissen machen würden. Sie trug ein weiteres Band aus schwarzem Samt um den Hals, das von einer feinen Kamee geschmückt wurde. Sie trug sonst keinen Schmuck, und Nathaniel fiel es wie Schuppen von den Augen, dass sie keinen besaß.

    Nicht einmal einen Verlobungsring.
    Gütiger Gott! Er musste sich beeilen. »Komm. Ich will dich vorstellen.« Er ergriff ihre Hand und machte sich auf den Weg.
    Nathaniel schleifte sie hinter sich her von einer plaudernden Gruppe zur nächsten, stellte sie so schnell vor, dass die Männer gerade einmal Zeit genug hatte, sie mit offenem Mund anzustarren, und die Frauen, sich zu fragen, warum in aller Welt sie nicht die Idee gehabt hatten, etwas so Dramatisches anzuziehen.
    Niemand schnitt Nathaniel und Willa, denn alle waren viel zu neugierig – und zu langsam. Sie waren da, und schon waren sie wieder fort. Kein geflüstertes »Besenstiel-Braut« erreichte Willas Ohr. Da war er sich sicher.
    Schließlich näherte Nathaniel sich dem Ende des Saales und zog sie in einen mit einem Vorhang abgetrennten Alkoven. »Geschafft«, sagte er zufrieden.
    Willa rang nach Atem. »Was … was sollte das denn jetzt?«
    »Wir haben nur so viel Aufsehen erregt wie möglich.«
    Willa war sich nicht sicher, aber sie hatte das Gefühl, dass er sie gerade beleidigt hatte. Sie zog behutsam ihren Handschuh zurecht und ballte die Hand zur Faust. »Erklär’s mir.«
    Er hob beide Hände in die Luft und lachte. »Kein Grund, brutal zu werden,

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