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Der verruchte Spion

Der verruchte Spion

Titel: Der verruchte Spion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Dienstbotentreppe.«
    In der Halle vor dem Ballsaal drückte Myrtle gegen die Holzverschalung. Sie glitt auf und gab den Blick auf einen schmalen, ungeschmückten Flur und eine ebensolche Treppe frei.
    Willa blinzelte. Deshalb also konnten die Dienstboten so leise und effizient ihre Arbeit verrichten. Diese Offenbarung ließ sie auch darüber nachdenken, ob sie in den Augenblicken, als sie sich beobachtet gefühlt hatte, nicht tatsächlich beobachtet worden war.
    Die Treppe war sehr steil, doch als sie auf der Etage angekommen waren, wo die Familie schlief, öffnete sich die Holzverschalung direkt auf den Flur vor Randolphs Zimmer.
    Willa wollte schon auf den Flur hinaustreten, doch Myrtle hielt sie am Arm zurück.
    »Horch!«
    Man musste sich nicht besonders anstrengen, denn die Stimmen vom Flur waren klar und deutlich zu hören. Willa erkannte sofort, dass Nathaniel sprach.
    »Lord Liverpool, man kann nichts mehr tun.«
    »Lord Liverpool? Der Premierminister?«, flüsterte sie, bevor ihr Myrtle schnell die Hand auf den Mund legte.

    Eine andere Stimme, trocken und präzise, bedrängte ihn: »Sagt es ihm!«
    »Was?«
    »Erzählt ihm die Wahrheit über Eure Entehrung. Es kann jetzt keinen Schaden mehr anrichten, so kurz vor dem Ende.«
    Willa beugte sich weit genug vor, um einen Blick auf Nathaniel zu erhaschen. Er war blass. Als sie ihn ansah, schloss er die Augen. »Das habe ich schon«, sagte er. Er rieb sich mit der Hand heftig übers Gesicht und holte tief Luft. »Vor ein paar Monaten, als alles vorbei war, habe ich es ihm gesagt. Natürlich nicht in allen Einzelheiten, aber ich habe ihm gesagt, dass ich für jemanden die Schuld auf mich genommen habe, der beschützt werden musste, und dass ich niemals …«
    Er hielt keuchend inne.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Liverpool leise.
    »Er sagte, er wüsste bereits alles über mich, was zu wissen sich lohne.«
    Willa spürte einen Stich im Herzen. Sie hatte ihn noch nie so verzweifelt erlebt. Sie verhielt sich jetzt ganz still und lauschte ebenso angespannt wie Myrtle hinter ihr.
    »Also wird er sterben und schlecht von mir denken.«
    »Dann ist es vielleicht das Beste«, sagte Liverpool grimmig. »Als ein Diener der Krone solltet Ihr das wissen. Diese Fassade als Verräter ist extrem wertvoll. Wenn Ihr sie jetzt aufgebt, war alles umsonst.«
    Willa wich zurück und überließ Myrtle den Platz an der Tür. Sie hatte absolut Recht gehabt. Nathaniel war voller Edelmut. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf. Sie setzte sich auf die oberste Treppenstufe. Warum sollte die Welt nicht erfahren, was wirklich geschehen war?
    Dann erklang eine neue Stimme, die Willa nicht erkannte.

    »Es tut mir Leid, aber Eurem Vater geht es schlechter, Lord Reardon. Er wird das Bewusstsein nicht mehr erlangen. Ich nehme an, dass er im Laufe der nächsten Stunde sterben wird.«
    Zu spät! Willa sank in sich zusammen. Jetzt war es für Nathaniel zu spät, seinem Vater alles zu erklären.
    Liverpool sprach: »Kommt, Doktor. Ich lasse Euch hinausbringen.«
    Nathaniel sagte keinen Ton. Mit ihrer Hand auf ihrem Herzen trauerte Willa für ihn.
    »Oh, lieber Randolph, du starrköpfiger Narr«, murmelte Myrtle. Sie trat auf den Flur. Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Willa stolperte hinter ihr her und suchte den Flur nach Nathaniel ab. Er war gerade dabei, die Räumlichkeiten seines Vaters zu betreten. Sie folgte ihm durch das Wohnzimmer und blieb vor dem Schlafzimmer stehen, wo sie ihn an der Seite des Bettes knien sah.
    Willa konnte die Verzweiflung in seinem Gesicht kaum aushalten. Sie wollte zu ihm gehen.
    Wenn sie sich nur sicher sein könnte, dass er sie bei sich haben wollte.
    Vorsichtig schloss sie die Tür, trat zurück und machte sich mit gesenktem Blick auf den Rückweg zum Flur.
    »Ihr sauertöpfische Kreatur! Ihr hättet Randolph umstimmen können!«
    Willa schaute auf, als sie ein dumpfes Geräusch vernahm. Da stand Myrtle und hatte dem Premierminister wohl gerade einen heftigen Schlag gegen das Schienbein versetzt. Sonst war weit und breit niemand zu sehen, also eilte Willa zu den beiden.
    »Meine Liebe, was machst du da?« Sie wollte eigentlich fragen, warum Myrtle Lord Liverpool angegriffen hatte, ohne auf Verstärkung zu warten, aber Seine Lordschaft
hatte wohl entschieden, dass Willa nichts von der vorangegangenen Unterhaltung zwischen ihm und Nathaniel mitbekommen hatte.
    »Es tut mir sehr Leid, aber Mrs Teagarden ist vor Trauer um ihren Neffen ganz außer sich«, sagte er

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